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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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gemeldet wurde, er sei zum zweiten Mal dem Rachen des Todes<br />

entronnen, die Chance eines Comebacks bieten würde.<br />

»Es stimmt, dass ich unter dem Namen Najmuddin für diesen Flug<br />

gebucht war«, wurde der Star zitiert. »Ich weiß, dass zu Hause große<br />

Trauer aufkam, als die nachforschenden Schnüffler herausfanden, dass<br />

dies mein Inkognito war - mein richtiger Name, genauer gesagt -, und<br />

dafür muss ich mich bei meinen Fans aufrichtig entschuldigen. Sehen<br />

Sie, es war so, dass ich, Gott sei’s gedankt, diesen Flug irgendwie<br />

verpasst habe, und da ich ohnehin vorhatte, unterzutauchen -<br />

entschuldigen Sie, das sollte kein Witz sein -, habe ich meinen<br />

angeblichen Tod nicht dementieren lassen und eine spätere Maschine<br />

genommen. Welches Glück: ein Engel muss mich wirklich beschützt<br />

haben.« Nach reiflicher Überlegung habe er sich aber gesagt, dass es<br />

nicht richtig sei, seinem Publikum auf so unfaire und schmerzhafte<br />

Weise die Wahrheit und auch seine Leinwandauftritte vorzuenthalten.<br />

»Ich habe daher dieses Angebot mit großer Begeisterung freudig<br />

angenommen.« Es sollte - was sonst - ein Theological werden, in seiner<br />

Art aber etwas Neues. Er würde in einer imaginären, sagenumwobenen<br />

Stadt aus Sand spielen und die Geschichte der Begegnung zwischen<br />

einem Propheten und einem Erzengel erzählen, auch: die Versuchung<br />

des Propheten und seine Entscheidung für den Weg der Reinheit statt für<br />

einen billigen Kompromiss. »Es ist ein Film darüber«, so Produzent<br />

Sisodia zum Ciné-Blitz, »wie das Neue in die Welt kommt.« Aber würde<br />

es nicht als Blasphemie aufgefasst werden, als Verbrechen gegen…<br />

»Aber keineswegs«, entgegnete Billy Battuta. »Phantasie ist Phantasie,<br />

und Fakt ist Fakt. Wir haben nicht vor, ein solches Machwerk wie den<br />

Film <strong>Die</strong> Botschaft zu drehen, in dem man, jedes Mal, wenn der Prophet<br />

Mohammed (Friede seinem Namen!) sprach, nur den Kopf seines<br />

Kamels sah, das sein Maul bewegte. Das - entschuldigen Sie diese<br />

Bemerkung - hatte keine Klasse. Wir machen einen ästhetisch<br />

anspruchsvollen Qualitätsfilm. Eine moralische Erzählung: vergleichbar<br />

einer - wie sagt man - Fabel.« »Einem Traum«, sagte Mr. Sisodia.<br />

Als Anahita und Mishal Sufyan später am Tag die Nachricht zu<br />

Chamcha in die Mansarde hochbrachten, wurde er von dem gemeinsten<br />

Zornanfall gepackt, den die beiden je erlebt hatten, von einer so<br />

unbändigen Wut, unter deren furchteinflößendem Einfluss seine Stimme,

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