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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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<strong>Die</strong>ses England, in dem es nur so wimmelt von alten, stinkenden<br />

Leichen, wird völlig umgekrempelt. Da wird’s was zu sehen geben.<br />

Gibt’s schon heute.«<br />

Mit gelangweiltem Gesicht kam Baby zu ihnen heraus. »Wird Zeit, dass<br />

du verschwindest, Chamcha«, kommandierte ihr Mann.<br />

»Sonntagnachmittag gehen wir immer ins Bett und gucken uns<br />

Pornovideos an. Es ist eine ganz neue Welt, Saladin. Irgendwann muss<br />

jeder beitreten.«<br />

Keine Kompromisse. Mitmachen oder untergehen. Das war nicht<br />

Chamchas Art; weder seine noch die Art jenes Englands, das er<br />

bewundert hatte und das zu erobern er gekommen war.<br />

Er hätte es sofort und auf der Stelle verstehen müssen: Er wurde, war<br />

gewarnt worden.<br />

Und dann der Gnadenstoß: »Nimm’s nicht so schwer«, murmelte<br />

Valance in sein Ohr. »Lasse dich mal wieder blicken, ja? Also dann.«<br />

»Hal«, zwang er sich einzuwenden, »ich habe einen Vertrag.« Wie eine<br />

Ziege zum Metzger. <strong>Die</strong> Stimme an seinem Ohr klang jetzt offen<br />

amüsiert. »Stell dich nicht so an«, sagte sie. »Von wegen Vertrag. Lies<br />

mal das Kleingedruckte! Nimm dir einen Anwalt, er soll dir das<br />

Kleingedruckte vorlesen. Bring mich vor den Kadi. Tu, was du nicht<br />

lassen kannst. Mich kratzt das nicht. Hast du ‘s nicht kapiert? Du bist<br />

Geschichte.«<br />

Aufgelegt.<br />

Im Stich gelassen von einem fremden England, gestrandet in einem<br />

anderen, erhielt Mr. Saladin Chamcha in seiner tiefen<br />

Niedergeschlagenheit Nachricht von einem alten Kameraden, der es<br />

offensichtlich besser getroffen hatte. Der Schrei seiner Wirtin -»Tini<br />

bénché achén!« - informierte ihn, dass etwas passiert war. Hind<br />

schlingerte die Korridore des Shaandaar Bed and Breakfast auf und ab<br />

und wedelte dabei - wie sich herausstellte - mit der jüngsten Nummer des<br />

importierten indischen Filmmagazins Ciné-Blitz herum. Türen gingen<br />

auf, einstweilige Wesen steckten die Köpfe heraus, blickten verwirrt und<br />

erschrocken. Mishal Sufyan kam aus ihrem Zimmer, mit viel nackter<br />

Haut zwischen dem kurzen Top und der 501. Aus dem Büro, das er am

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