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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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denn von kaufen? Du brauchst einen Nerz.<br />

Reine Geschäftssache.« Sie waren wieder in New York gewesen, und<br />

Billy hatte eine riesige Mercedes-Limousine gemietet, »plus einen<br />

riesigen Chauffeur.« Als sie das Pelzgeschäft betraten, sahen sie aus wie<br />

Ölscheich und Gespielin. Mimi probierte die fünfstelligen Pelze an,<br />

wobei sie immer auf ein Zeichen von Billy wartete. Schließlich sagte er,<br />

gefällt dir der? Ist hübsch. Billy, flüsterte sie, er kostet vierzigtausend,<br />

aber er umgarnte bereits den Verkäufer, es sei Freitagnachmittag, die<br />

Banken geschlossen, ob er einen Scheck nehme. »Na ja, mittlerweile<br />

wissen sie, dass er ein Ölscheich ist, also sagen sie ja, wir mit dem<br />

Mantel raus, fahren eine Straße weiter, in einen anderen Laden, er zeigt<br />

auf den Mantel und sagt, den da habe ich gerade für vierzigtausend<br />

Dollar gekauft, hier ist die Quittung, geben Sie mir dreißigtausend dafür,<br />

ich brauche Geld, habe am Wochenende einiges vor.« Mimi und Billy<br />

mussten warten, während der zweite Laden den ersten anrief, im Kopf<br />

des dortigen Geschäftsführers schrillten sämtliche Alarmglocken, und<br />

fünf Minuten später erschien die Polizei und nahm Billy unter der<br />

Beschuldigung fest, mit einem ungedeckten Scheck bezahlt zu haben,<br />

und er und Mimi verbrachten das Wochenende im Gefängnis. Montag<br />

früh, als die Banken öffneten, stellte sich heraus, dass Billys Konto ein<br />

Guthaben von zweiundvierzigtausendeinhundertsiebzehn Dollar aufwies,<br />

sein Scheck also die ganze Zeit gedeckt gewesen war. Er teilte dem<br />

Pelzhändler mit, dass er ihn auf zwei Millionen Dollar Schadenersatz<br />

wegen Rufschädigung zu verklagen gedenke, der Fall lag sonnenklar,<br />

und innerhalb von achtundvierzig Stunden hatte man sich<br />

außergerichtlich auf eine Entschädigungssumme von<br />

zweihundertfünfzigtausend Dollar geeinigt, bar auf die Hand. »Findest<br />

du ihn nicht toll?« fragte Mimi. »Der Junge ist genial. Ich meine, das<br />

hatte einfach Klasse.«<br />

Ich bin ein Mann, dachte Chamcha, der nicht weiß, worauf es ankommt,<br />

und lebe in einer unmoralischen Welt, einer Ellbogengesellschaft, in der<br />

man mit Frechheit weiterkommt.<br />

Mishal und Anahita Sufyan, die ihn aus unerfindlichen Gründen noch<br />

immer als eine Art Gesinnungsgenossen behandelten, trotz all seiner<br />

Bemühungen, sie davon abzubringen, waren Menschen, die<br />

Schwarzarbeiter, Ladendiebe, kleine Betrüger, ganz allgemein: gewitzte

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