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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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eine Toga übergeworfen, an deren unterem Rand die komische<br />

Entstellung von Ziegenhufen hervorlugte, während darüber eine<br />

traurig-komische Schaffelljacke zu sehen war, die er von Jumpy<br />

entliehen hatte, den Kragen hochgestellt, so dass sich nur wenige<br />

Zentimeter neben den spitzen Bockshörnern einfältige Schafslocken<br />

ringelten. Er schien der Sprache nicht mächtig, schwerfällig der Leib,<br />

stumpf der Blick, und wiewohl Jumpy sich bemühte, ihn aufzumuntern -<br />

»Pass auf, wir werden das gleich haben« -, blieb er, Saladin, ein höchst<br />

lahmer und passiver - ja, was? Sagen wir: Satyr.<br />

Unterdessen spendete Sufyan weiteren apuleischen Trost: »Im Falle des<br />

Esels bedurfte die Rückverwandlung der persönlichen Intervention der<br />

Göttin Isis«, strahlte er. »Aber das Altertum ist was für alte Knacker. In<br />

Ihrem Fall, junger Mann, wäre vielleicht ein Teller kräftiger heißer<br />

Suppe der erste Schritt.«<br />

In diesem Moment wurden seine freundlichen Worte von einer anderen<br />

Stimme übertönt, die dramatisch aufschrie.<br />

Gleich darauf wurde seine gedrungene Gestalt gerempelt und gestoßen<br />

von einem Fleischberg von Frau, die sich offenbar nicht entscheiden<br />

konnte, ob sie ihn beiseite drängen oder als Schutzschild vor sich her<br />

schieben sollte. Hinter Sufyan versteckt, streckte dieses neue Wesen<br />

einen bebenden Arm aus, der in einem zittrigen, dunkelrot lackierten<br />

Wurstfinger endete. »Da!« heulte sie auf. »Was ist da über uns<br />

gekommen?«<br />

»Ein Freund von Joshi«, sagte Sufyan sanft und wandte sich dann an<br />

Chamcha: »Entschuldigen Sie bitte, die Überraschung und so, ja?<br />

Trotzdem, darf ich Ihnen meine Frau vorstellen, meine Begum Sahiba,<br />

Hind.«<br />

»Ein Freund? Wie? Was?« rief die sich Duckende. »Ya Allah!<br />

<strong>Die</strong> Augen sind ja nicht mal neben der Nase!«<br />

Der Korridor - rohe <strong>Die</strong>len, an der Wand zerfetzte Blümchentapete -<br />

füllte sich langsam mit verschlafenen Hausbewohnern, unter denen<br />

besonders zwei Teenager auffielen, das eine Mädchen mit Stiftenkopf,<br />

das andere mit Pferdeschwanz: Sufyans Töchter, Mishal (siebzehn) und<br />

die fünfzehnjährige Anahita, erfreut über die Gelegenheit, ihre bei<br />

Jumpy erworbenen Kenntnisse in den Kampfsportarten Karate und Wing<br />

Chun zu demonstrieren, stürzten in Kampfkleidung, Bruce-Lee-Pyjama

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