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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Dreiergespanns oder zumindest der Primus inter Pares, unvermittelt<br />

wieder auf die Dung-Kügelchen zu sprechen, die auf dem Boden des<br />

fahrenden Wagens umherrollten. »In diesem Land«, teilte er Saladin mit,<br />

»machen wir unseren Dreck selber weg.«<br />

<strong>Die</strong> Polizisten hielten ihn nicht länger auf dem Boden fest, sondern<br />

zogen ihn auf die Knie. »Ganz recht«, sagte Novak.<br />

»Mach das weg.« Joe Bruno legte eine große Hand auf Chamchas<br />

Nacken und drückte seinen Kopf nach unten, auf den mit Kügelchen<br />

übersäten Boden. »Und los geht’s«, sagte er im Plauderton. »Je eher du<br />

anfängst, desto eher hast du’s weggeputzt.«<br />

Doch selbst, als er das letzte und gemeinste Ritual seiner<br />

ungerechtfertigten Demütigung vollzog (denn ihm blieb nichts anders<br />

übrig) - oder, anders gesagt, als die Begleitumstände seiner wunderbaren<br />

Lebensrettung immer scheußlicher und unerhörter wurden -, gewann<br />

Saladin Chamcha allmählich den Eindruck, dass die drei Beamten der<br />

Einwanderungsbehörde längst nicht mehr so seltsam aussahen und<br />

handelten wie am Anfang. Zum einen konnte er zwischen ihnen keinerlei<br />

Ähnlichkeit mehr feststellen. Der Beamte Stein, den seine Kollegen<br />

»Mack« oder »Jockey« nannten, entpuppte sich als ein großer,<br />

stämmiger Mann mit einer dicken, kurvenreichen Nase, sein<br />

übertriebener schottischer Akzent war nicht zu überhören. »So isses<br />

recht«, bemerkte er anerkennend, während Chamcha kläglich<br />

drauflosmampfte. »Beim Fernsehen, soso. Tja, für gute Schauspieler<br />

hab’ ich wirklich was übrig.«<br />

<strong>Die</strong>se Bemerkung veranlasste den Beamten Novak - oder vielmehr<br />

»Kim« -, der plötzlich ein leichenblasses, asketischknochiges Gesicht<br />

bekommen hatte, das an mittelalterliche Ikonen erinnerte, und die Stirn<br />

in düstere Falten legte, was auf tiefe innere Qualen schließen ließ, eine<br />

kurze Rede über die Seifenopern-Stars und Spielshow-Gäste zu halten,<br />

die er am liebsten sah, während der Beamte Bruno, der Chamcha auf<br />

einmal enorm gutaussehend vorkam mit seinem vor Styling Gel<br />

glänzenden und in der Mitte gescheitelten Haar und seinem blonden<br />

Bart, der dramatisch mit dem dunklen Kopfhaar kontrastierte, während<br />

Bruno also, der jüngste der drei, anzüglich fragte, und was ist mit den

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