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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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estand darauf, irgendeine Art von Feier mit ihr zu veranstalten, und<br />

zeigte ihr das Geheimnis unter seinem Hemd, einen dicken Geldgürtel,<br />

voll mit englischen Pfundnoten, die er sich vor seiner Abreise aus<br />

Bombay auf dem Schwarzmarkt besorgt hatte. »Außerdem jede Menge<br />

Kreditkarten«, sagte er. »Ich bin kein mittelloser Bursche. Na, kommen<br />

Sie schon. Ich lade Sie ein.« Er war so tief in den Bann von Rosas<br />

Erzählzauber geraten, dass er von Tag zu Tag weniger an das dachte,<br />

was auf ihn wartete, sein Leben, eine Frau, die er zumindest mit der<br />

Tatsache überraschen musste, dass er am Leben war, oder etwas in der<br />

Art. Stattdessen trug er bescheiden Mrs. Diamond die Einkaufstaschen<br />

nach.<br />

Er stand an einer Straßenecke herum, während Rosa noch mit dem<br />

Bäcker schwatzte, als er wieder den Haken in seinem Bauch spürte, und<br />

er fiel gegen einen Laternenpfahl und schnappte nach Luft. Er hörte<br />

etwas, das wie Klipp-Klapp klang, und dann kam ein uraltes<br />

Pony-Gespann um die Ecke, voll beladen mit jungen Leuten in einer<br />

Kleidung, die ihm zuerst ganz modern erschien: die Männer in engen<br />

schwarzen Hosen, unter den Knien mit Silberknöpfen besetzt, die weißen<br />

Hemden fast bis zur Taille offen; die Frauen in weiten Röcken mit<br />

Rüschen und Spitzen und in leuchtenden Farben, scharlachrot,<br />

smaragdgrün, goldgelb. Sie sangen in einer fremden Sprache und ihr<br />

Frohsinn ließ die Straße düster und hässlich erscheinen, aber Gibril<br />

erkannte, dass da etwas Seltsames vor sich ging, denn außer ihm nahm<br />

kein Mensch auf der Straße Notiz von dem Ponywagen. Dann kam Rosa,<br />

die die Kuchenschachtel an einem Band um den linken Zeigefinger trug,<br />

und rief: »Ach, da sind sie ja schon auf dem Weg zum Tanz. Wir haben<br />

immer getanzt, das mögen sie, das liegt ihnen im Blut.« Und nach einer<br />

Pause: »Das war der Tanz, bei dem er den Geier tötete.«<br />

Das war der Tanz, bei dem ein gewisser Juan Julia, wegen seines<br />

leichenhaften Aussehens auch der Geier genannt, zu viel trank und die<br />

Ehre von Aurora del Sol beleidigte und nicht aufhörte, bis Martin keine<br />

Wahl mehr blieb, als ihn zum Kampf zu fordern, he, Martin, wie<br />

kommt’s, dass es dir Spaß macht, mit ihr zu bumsen, ich fand sie<br />

ziemlich langweilig. »Gehen wir ein Stück«, sagte Martin, und in der<br />

Dunkelheit, in der ihre Gestalten sich gegen die bunten Lichter abhoben,<br />

die in den Bäumen rings um den Tanzboden hingen, wickelten die

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