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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Krieg zwischen uns kann nicht mit einem Waffenstillstand enden. Und<br />

mit was für einem noch dazu! Euer Gott ist gönnerhaft, herablassend.<br />

Al-Lat verspürt nicht den leisesten Wunsch seine Tochter zu sein. Sie ist<br />

ihm ebenbürtig, genau wie ich Euch. Fragt Baal, er kennt sie. So wie er<br />

mich kennt.«<br />

»Also wird der Grande seine Zusage brechen«, sagt Mahound.<br />

»Wer weiß?« höhnt Hind. »Er kennt sich nicht einmal selbst.<br />

Er muss Für und Wider gegeneinander abwägen. Ein Schwächling, wie<br />

ich schon sagte. Aber Ihr wisst, dass ich die Wahrheit sage. Zwischen<br />

Allah und den Dreien kann es keinen Frieden geben. Ich will ihn nicht.<br />

Ich will den Kampf. Bis zum Tod; diese Art von Idee bin ich. Von<br />

welcher Art seid Ihr?«<br />

»Ihr seid Sand und ich bin Wasser«, sagt Mahound. »Wasser überspült<br />

den Sand.«<br />

»Und die Wüste saugt das Wasser auf«, gibt ihm Hind zur Antwort.<br />

»Seht Euch um.«<br />

Bald nach seinem Aufbruch treffen die verwundeten Männer beim Palast<br />

des Granden ein, nachdem sie ihren ganzen Mut zusammengenommen<br />

haben, Hind davon zu unterrichten, dass der alte Hamza ihre Brüder<br />

getötet hat. Aber da ist der Verkünder nirgends mehr zu finden; ist<br />

wieder einmal, langsam, auf dem Weg zum Mount Cone.<br />

Wenn Gibril müde ist, möchte er am liebsten seine Mutter dafür<br />

umbringen, dass sie ihm einen so verdammt idiotischen Kosenamen<br />

gegeben hat, Engel, was für ein Wort, er bittet waswen?, ihn mit der<br />

Traumstadt zerfallender Sandburgen und den Löwen mit den drei<br />

Zahnreihen zu verschonen, kein Waschen der Herzen von Propheten<br />

mehr, keine Anweisungen mehr, etwas vorzutragen, keine Verheißungen<br />

des Paradieses mehr, Schluss mit den Offenbarungen, finito,<br />

khattamshud.<br />

Wonach er sich sehnt: nach schwarzem, traumlosen Schlaf.<br />

Scheißträume, Ursache allen Unglücks der Menschheit, Scheißfilme,<br />

wenn ich Gott wäre, würde ich die Phantasie einfach aus den Menschen<br />

herausschneiden, und dann könnten arme Schweine wie ich vielleicht<br />

endlich ruhig schlafen. Er kämpft gegen den Schlaf an und zwingt sich,

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