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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Wasserschlauch. Er könne die Stadt zerstören, er besitze die<br />

entscheidende Waffe.<br />

Wasser: es würde Jahilia, die Schmutzige, säubern, sie wegwaschen, so<br />

dass man mit dem gereinigten weißen Sand einen Neuanfang machen<br />

könne. In diesem Augenblick begannen die Löwen-Männer, sie zu<br />

hetzen, und nach einer langen Verfolgungsjagd wurden sie in die Enge<br />

getrieben, vor Angst tropfte die Trunkenheit aus ihnen und als Hamza,<br />

gerade rechtzeitig, eintraf, starrten sie in die roten Masken des Todes.<br />

…Gibril schwebt über der Stadt und beobachtet den Kampf.<br />

Nachdem Hamza den Schauplatz betreten hat, ist er bald zu Ende. Zwei<br />

maskierte Angreifer laufen weg, zwei liegen tot am Boden. Bilal, Khalid<br />

und <strong>Salman</strong> sind verletzt, aber nicht ernst.<br />

Schlimmer als die Wunden ist die Überraschung hinter den<br />

Löwenmasken der Toten. »Hinds Brüder«, sagt Hamza. »Es geht mit uns<br />

zu Ende.«<br />

Als Mantikorschlächter, Wasserterroristen sitzen Mahounds Anhänger<br />

da und weinen im Schatten der Stadtmauer.<br />

Was ihn betrifft, den Propheten Verkünder Geschäftsmann: seine Augen<br />

sind nun offen. Er schreitet im Innenhof seines Hauses auf und ab, des<br />

Hauses seiner Frau, und will nicht zu ihr hinein. Sie ist fast siebzig und<br />

fühlt sich gegenwärtig mehr als Mutter denn als Ehefrau. Sie, die reiche<br />

Frau, die ihn vor langer Zeit anstellte, damit er ihre Karawanen<br />

beaufsichtigte.<br />

Seine Managementfähigkeiten waren das erste, was sie an ihm mochte.<br />

Und nach einer Weile verliebten sie sich ineinander. Es ist nicht leicht,<br />

eine hochintelligente, erfolgreiche Frau zu sein in einer Stadt, in der die<br />

Götter zwar Frauen sind, die Frauen dagegen lediglich Ware. <strong>Die</strong><br />

Männer hatten sich entweder vor ihr gefürchtet oder sie für zu stark<br />

gehalten, um ihrer Rücksichtnahme zu bedürfen. Er hatte sich nicht<br />

gefürchtet und ihr das Gefühl von Beständigkeit gegeben, das sie<br />

brauchte.<br />

Wogegen er, der Waise, in ihr viele Frauen in einer fand: Mutter<br />

Schwester Geliebte Seherin Freundin. Wenn er sich für verrückt hielt,<br />

war sie diejenige, die an seine Visionen glaubte. »Es ist der Erzengel«,<br />

sagte sie zu ihm, »nicht irgendein Hirngespinst.<br />

Es ist Gibril, und du bist der Verkünder Gottes.«

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