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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Der Grande ist ein schlauer Mann.«<br />

»Engel und Teufel«, sagt Mahound. »Schaitan und Gibril. Wir alle<br />

erkennen bereits ihre Existenz irgendwo auf halbem Wege zwischen<br />

Gott und den Menschen an. Abu Simbel fordert nicht mehr, als dass wir<br />

diese zahlreiche Gesellschaft um drei erweitern. Nur drei, und - so deutet<br />

er an - alle Seelen Jahilias werden uns zufallen.«<br />

»Und das Haus wird von den Statuen gesäubert werden?«<br />

fragt <strong>Salman</strong>. Mahound erwidert, dass dies nicht genau bestimmt wurde.<br />

<strong>Salman</strong> schüttelt den Kopf. »Das geschieht, um dich zu vernichten.« Und<br />

Bilal fügt hinzu: »Es kann keine vier Götter geben.« Und Khalid, den<br />

Tränen nahe: »Verkünder, was sagst du? Lat, Manat, Uzza - lauter<br />

Frauen! Um Himmels willen! Sollen wir jetzt Göttinnen haben? <strong>Die</strong>se<br />

alten Kraniche, Reiher, hässlichen Weiber?«<br />

Not Anstrengung Erschöpfung, tief eingegraben ins Gesicht des<br />

Propheten. Das Hamza, wie ein Soldat, der einen verwundeten Freund<br />

auf dem Schlachtfeld tröstet, in seine Hände nimmt. »Das können wir<br />

nicht für dich entscheiden, Neffe«, sagt er. »Steig auf den Berg. Geh und<br />

frag Gibril.«<br />

Gibril: der Träumer, dessen Perspektive manchmal die der Kamera ist<br />

und dann wieder der des Zusehers entspricht. Wenn er eine Kamera ist,<br />

ist der Sucher ständig in Bewegung, er hasst statische Einstellungen,<br />

deshalb schwebt er auf einem hohen Kran und blickt hinunter auf die<br />

verkürzten Figuren der Schauspieler, oder er stürzt herab und steht<br />

unsichtbar zwischen ihnen, dreht sich langsam auf dem Absatz, um einen<br />

Schwenk um dreihundertsechzig Grad zu machen, oder versucht es mit<br />

einer Fahraufnahme und fährt neben Baal und Abu Simbel her, während<br />

sie dahinspazieren, oder er erforscht mit einer Handkamera die<br />

Geheimnisse des Schlafzimmers des Granden. Aber meist sitzt er wie ein<br />

zahlender Kunde im ersten Rang auf dem Mount Cone, und Jahilia ist<br />

die Leinwand. Er sieht zu und achtet auf die Handlung wie jeder<br />

Filmfan, genießt die Kämpfe Treulosigkeiten moralischen Krisen, aber<br />

es gibt nicht genug Mädchen für einen echten Hit, Mann, und wo sind<br />

die verdammten Lieder? Sie hätten diese Jahrmarktszenerie aufbauen<br />

sollen, vielleicht eine Nebenrolle für Pimple Billimoria in einem<br />

Vergnügungszelt, wo sie ihre berühmten Brüste hüpfen lässt.<br />

Und dann, ohne Vorwarnung, sagt Hamza zu Mahound:

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