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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Mahounds Onkel Hamza näherkommen sieht, läuft er ihm besorgt<br />

entgegen. Mit sechzig ist Hamza immer noch der namhafteste Kämpfer<br />

und Löwenjäger der Stadt. Obzwar die Wahrheit weniger ruhmreich ist<br />

als die Lobreden: Hamza ist oftmals im Zweikampf besiegt, von<br />

Freunden oder durch glückliche Zufälle aus dem Rachen der Löwen<br />

errettet worden. Er hat das Geld, um die dunklen Punkte nicht an die<br />

Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Und Alter sowie die Tatsache,<br />

überlebt zu haben, verleihen einer kriegerischen Legende so etwas wie<br />

Gültigkeit. Bilal und <strong>Salman</strong> vergessen Baal und folgen Khalid. Alle drei<br />

sind leicht erregbar, jung.<br />

Er ist noch nicht wieder zu Hause, berichtet Hamza. Und Khalid,<br />

beunruhigt: »Aber es ist schon Stunden her, was macht dieser<br />

Schweinehund mit ihm, Folter, Daumenschrauben, Peitschen?«<br />

Wieder ist <strong>Salman</strong> der Ruhigste: »Das ist nicht Simbels Art«, sagt er, »es<br />

ist eine Hinterlist, darauf könnt ihr euch verlassen.«<br />

Und Bilal brüllt treu ergeben: »Hinterlist oder nicht, ich glaube an ihn,<br />

an den Propheten. Er wird nicht nachgeben.« Hamza übt nur sanften<br />

Tadel: »Ach Bilal, wie oft muss er es dir noch sagen? Heb dir deinen<br />

Glauben für Gott auf. Der Verkünder ist nur ein Mensch.« <strong>Die</strong> Spannung<br />

bricht aus Khalid heraus: er pflanzt sich vor dem alten Hamza auf, fragt<br />

fordernd: »Willst du damit sagen, dass der Verkünder schwach ist? Du<br />

magst sein Onkel sein…« Hamza versetzt dem Wasserträger einen<br />

Backenstreich. »Lasse ihn deine Angst nicht sehen, nicht einmal, wenn<br />

du dich halb zu Tode fürchtest.«<br />

<strong>Die</strong> vier waschen sich gerade wieder, als Mahound eintrifft; sie scharen<br />

sich um ihn, werwaswarum. Hamza tritt zurück.<br />

»Neffe, das ist verdammt schlecht«, schnauzt er ihn in militärisch<br />

barschem Ton an. »Wenn du vom Coney herunterkommst, ist etwas<br />

Strahlendes um dich. Heute ist es etwas Dunkles.«<br />

Mahound sitzt am Brunnenrand und grinst. »Man hat mir ein Geschäft<br />

angeboten.« Abu Simbel? ruft Khalid. Undenkbar.<br />

Ablehnen. Der gläubige Bilal ermahnt ihn: »Halte dem Verkünder keine<br />

Vorträge. Selbstverständlich hat er abgelehnt.« <strong>Salman</strong> der Perser fragt:<br />

»Was für ein Geschäft?«<br />

Wieder lächelt Mahound. »Zumindest einer von euch will es wissen.«<br />

»Es ist eine Kleinigkeit«, beginnt er von neuem. »Ein Sandkorn. Abu

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