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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Ergebenheit dieser Göttin gegenüber ist in Jahilia wohlbekannt.<br />

Das war es also, was er gemeint hat! Zitternd vor Erleichterung bleibt<br />

Baal zu den Füßen seiner Schutzpatronin liegen und dankt ihr. <strong>Die</strong>se<br />

blickt ihn gütig an; doch auf die Miene einer Göttin ist kein Verlass. Baal<br />

hat einen schwerwiegenden Fehler begangen.<br />

Ohne Vorwarnung tritt der Grande dem Dichter in die Nieren.<br />

In dem Augenblick angegriffen, da er sich sicher wähnt, schreit Baal auf,<br />

wälzt sich herum, und Abu Simbel folgt ihm und tritt weiter auf ihn ein.<br />

Man hört eine Rippe brechen. »Du lächerlicher Knilch«, bemerkt der<br />

Grande mit weiterhin leiser und freundlicher Stimme, »fistelstimmiger<br />

Zuhälter mit winzigen Eiern. Hast du gedacht, der Herr über Lats<br />

Tempel würde sich als dein Freund bezeichnen nur wegen deiner<br />

pubertären Leidenschaft für sie?« Und weitere Tritte, regelmäßig,<br />

systematisch. Baal weint zu Abu Simbels Füßen. Das Haus des<br />

Schwarzen Steins ist beileibe nicht leer, aber wer würde sich zwischen<br />

den Granden und seinen Zorn stellen? Unvermittelt hockt sich Baals<br />

Peiniger hin, packt den Dichter an den Haaren, reißt seinen Kopf hoch<br />

und flüstert ihm ins Ohr: »Baal, sie war nicht die Herrin, die ich meinte«,<br />

und daraufhin bricht Baal in grässliches Heulen voll Selbstmitleid aus,<br />

weil er weiß, dass er sein Leben verwirkt hat, wo er doch noch so viel<br />

erreichen könnte, der arme Kerl. Der Grande streift mit den Lippen sein<br />

Ohr. »Stinkende Scheiße eines feigen Kamels«, haucht Abu Simbel, »ich<br />

weiß, dass du meine Frau vögelst.« Mit Interesse registriert er, dass Baal<br />

eine nicht zu übersehende Erektion bekommen hat, ein ironisches<br />

Denkmal seiner Angst.<br />

Abu Simbel, der gehörnte Grande, steht auf und befiehlt:<br />

»Auf die Beine«, und Baal, verwirrt, folgt ihm ins Freie.<br />

<strong>Die</strong> Gräber von Ismail und seiner Mutter Hagar, der Ägypterin, liegen an<br />

der Nordwestseite des Hauses des Schwarzen Steins, in einer von einer<br />

niedrigen Mauer umgebenen Einfriedung. Abu Simbel nähert sich<br />

diesem Bereich, bleibt ein wenig entfernt davon stehen. In der<br />

Einfriedung befindet sich eine kleine Gruppe von Männern. Der<br />

Wasserträger Khalid ist dabei und irgend so ein Tippelbruder aus<br />

Persien, der auf den ausländischen Namen <strong>Salman</strong> hört, und die<br />

Dreifaltigkeit des Abschaums wird vervollständigt durch den Sklaven<br />

Bilal, den Mahound freigekauft hat, ein riesiges schwarzes Monster mit

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