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Salman Rushdie – Die Satanischen Verse

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Während Gibril sich in das Unvermeidliche fügt und schwerlidrig auf<br />

Traumbilder seiner Engelwerdung zugleitet, kommt er an seiner Mutter<br />

vorbei, die ihm einen anderen Namen gibt, Schaitan nennt sie ihn, genau<br />

wie Schaitan, gleich und gleich gesellt sich gern, denn er hat mit den<br />

Tiffins gespielt, die zu den Büroangestellten als Mittagessen in die Stadt<br />

getragen werden sollten, unseliger Bengel, sie durchschneidet die Luft<br />

mit der Hand, der Schlingel hat Behälter mit islamischem Fleisch auf die<br />

hinduistischen, nichtvegetarischen Tiffin-Tabletts geschmuggelt, die<br />

Kunden proben den Aufstand.<br />

Satansbraten, schilt sie ihn, und schließt ihn dann in die Arme, mein<br />

kleiner Farishta, Buben sind eben Buben, und er fällt an ihr vorbei in den<br />

Schlaf, wird während des Fallens größer und größer, und das Fallen<br />

mutet allmählich an wie Fliegen, die Stimme der Mutter weht von Ferne<br />

zu ihm hinauf, Baba, schau, wie du gewachsen bist, ungeheuerlich<br />

wah-wah, Applaus Applaus. Er ist riesig, flügellos, steht auf dem<br />

Horizont und umarmt die Sonne. In den ersten Träumen sieht er die<br />

Anfänge, Schaitan wird aus dem Himmel gestoßen, greift nach einem<br />

Zweig des Allerhöchsten, des Lotusbaums am äußersten Ende, der<br />

unterhalb des Throns steht, Schaitan verfehlt ihn, fällt wie ein Stein,<br />

patsch. Aber er lebte weiter, war nicht tot, konnte nicht tot sein, sang aus<br />

tiefster Hölle seine leisen, verführerischen Lieder. Ach, die lieblichen<br />

Lieder, die er sang.<br />

Mit seinen Töchtern als teuflischem Hintergrundchor, ja, mit den dreien,<br />

Lat Manat Uzza, mutterlosen Mädchen, die mit ihrem Abba in Gelächter<br />

ausbrechen, sich hinter vorgehaltener Hand über Gibril lustig machen,<br />

was für einen Streich wir dir spielen werden, kichern sie, dir und diesem<br />

Geschäftsmann auf dem Hügel. Aber vor der Geschichte mit dem<br />

Geschäftsmann gibt es noch andere Geschichten, da ist er, der Erzengel<br />

Gibril und zeigt Hagar, der Ägypterin, die Quelle von Zamzam, damit<br />

sie, vom Propheten Ibrahim mit ihrem gemeinsamen Kind in der Wüste<br />

sitzengelassen, von der kühlen Quelle trinken kann und so am Leben<br />

bleibt. Und später, nachdem der Jurhum Zamzam mit Lehm und<br />

goldenen Gazellen zugeschüttet hat, so dass sie eine Weile nicht zu<br />

finden war, erscheint er wieder und zeigt sie jenem anderen, Muttalib<br />

von den Scharlachroten Zelten, Vater des Kindes mit dem Silberhaar, das<br />

seinerseits den Geschäftsmann zeugte. Der Geschäftsmann: da kommt er.

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