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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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WK=6= Wei Ben burger Katechismus<br />

Weißenburger Katechismus (WK)<br />

Überlieferung: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 91<br />

Weißenburg f. 149b-150b, 152b-154b.<br />

Die nach einem Vermerk auf Blatt la im 14. Jahrhundert in Weißenburg<br />

befindliche Handschrift vom Format Oktav umfaßt 175 Blätter und ein<br />

ungezähltes Blatt. Sie ist eine im 9. Jahrhundert in Weißenburg<br />

geschriebene Sammelhandschrift, welche aus fünf oder sechs ursprünglich<br />

selbständigen Teilen besteht (Blätter 1-24; 25-88; 89-103;<br />

104-126; 127-160; 161-175). Im fünften Teil wurde das ursprünglich<br />

leere Blatt 127a mit Stellen aus dem Johannesevangelium beschrieben.<br />

Blatt 127b enthält ein Gedicht des Damasus und danach Incipiunt<br />

cañones co ncor dation um (Bl. 128a) de omnibus epistolis apostoli Pauli.<br />

Auf den Seiten 130a bis 148a finden sich die Inhaltsangaben der<br />

paulinischen Briefe, auf Blatt 148b Vergils Geórgica 1, 231-244, auf<br />

Blatt 149a eine Eintragung über die zehn ägyptischen Plagen. Es<br />

folgen Incipit de septem gradus ecclesiae, Fragen und Antworten über<br />

Meßopfer und Taufe. Auf Blatt 149b steht das Vaterunser, dessen<br />

Erklärung und ein Verzeichnis der Todsünden in der Volkssprache, auf<br />

Blatt 150b die Auslegung, des Vaterunsers lateinisch, auf Blatt 151b<br />

Symbolum apostolorum bzw. fides omnium recte credentium lateinisch,<br />

auf Blatt 152b das apostolische und athanasianische Glaubensbekenntnis<br />

sowie das Gloria in excelsis in der Volkssprache. Auf Blatt 154b<br />

unten beginnen Anfänge und Schlüsse der Homilien in evangelia und in<br />

Ezechielem Gregors des Großen. Den Beschluß bildet auf den Blättern<br />

159a bis 160b ein unbeholfenes lateinisches Gedicht, das mit dem<br />

Verrat des Judas einsetzt und die Geschichte Petri bis zu seinem<br />

Kreuzestod berichtet. Die einzelnen Bestandteile rühren von verschiedenen,<br />

einander sehr ähnlichen Händen des frühen neunten Jahrhunderts<br />

her. Die volkssprachigen, durch zwei ähnliche lateinische Stücke<br />

getrennten Teile sind von derselben Hand geschrieben. Einige Male<br />

sind Wörter und Wortformen meist am Rande glossiert und mit einem<br />

eigenartigen Zeichen versehen.<br />

Inhalt: Das als Katechismus (Eccard: catechesis) bezeichnete, insgesamt<br />

mehr als 1100 althochdeutsche Wörter umfassende Denkmal enthält<br />

eine Zusammenstellung der wichtigsten Bestandteile der christlichen<br />

Lehre. Das Vaterunser bringt zuerst den bloßen Text, dann jede der<br />

sieben Bitten mit einer Erklärung, welcher die Paternoster ausleg ung<br />

des Sacramentum Gelasianum zugrundeliegt. Ihm folgt eine Aufzählung<br />

von zwanzig Hauptsünden nach Galater 5, 19-21, in welche auch zwei<br />

dort nicht enthaltene Adjektive eingefügt wurden. Danach kommt das<br />

apostolische Glaubensbekenntnis nach dem ordo Romanus (Textus<br />

receptus) und danach das athanasianische Glaubensbekenntnis. Den<br />

Schluß bilden Gloria in excelsis und laudamus, welche sonst in<br />

<strong>althochdeutscher</strong> Übertragung nicht überliefert sind.<br />

Der Weißenburger Katechismus wurde vermutlich durch die Admonitio<br />

generalis Karls des Großen von 789 veranlaßt, welche bereits Vaterunser,<br />

Hauptsündenaufzählung, apostolisches Glaubensbekenntnis und<br />

Gloria patri zusammenstellt. Vermutlich wurde der Katechismus<br />

unmittelbar darauf geschaffen. Seine einzelnen Teile dürften wegen<br />

ihres unterschiedlichen Stiles (Vaterunser verhältnismäßig frei und gut<br />

gelungen übersetzt, athanasianisches Glaubensbekenntnis interlinearversionsartig,)<br />

verschiedene Verfasser haben, deren Arbeiten im<br />

Weißenburger Katechismus nur vereinigt wurden. Dies könnte 790 in<br />

Worms geschehen sein (str.). Der Dialekt ist altsüdrheinfränkisch<br />

(häufige ua, inlautende dh). Der Lautstand ist älter als der Otfnds<br />

(anlautendes h vor Konsonanten, auslautendes m, au).<br />

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