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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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Trierer Segen (TS)<br />

Überlieferung: Trier, Stadtbibliothek 40/1018 f. 36b-37b.<br />

Die Handschrift (früher num. loe. 1018) im Format 12,5 χ 17 cm<br />

umfaßt 132 zweispaltige Blätter in 16 Lagen. Sie gehörte nach einem<br />

Eintrag auf Blatt la im 15. Jahrhundert dem Zisterzienserkloster<br />

Himmerode bei Wittlich, von dem sie 1803 durch eine Mittelsperson an<br />

die Stadtbibliothek Trier gelangte. Sie stammt aus dem 10. Jahrhundert,<br />

kann also nicht in dem erst 1133 gegründeten Himmerode<br />

entstanden sein. Auf Blatt lb l-33a enthält sie die gewöhnliche<br />

Bibelglossatur von Genesis bis zur Apokalypse. Auf Blatt 33bl<br />

beginnen glossç hebreoru(m) nominu(m), auf Blatt 41 b2 glosse,<br />

greco(rum) verbo(rum), auf Blatt 53bl bis zum Schluß reichende glosse<br />

latino(rum) nominu(m) mit einigen deutschen Glossen. Die Ränder der<br />

Blätter lb bis 64a unten und 2a-76b oben sind mit verschiedenen<br />

Einträgen wenig jüngerer Hände versehen. Auf Blatt 19b steht ein<br />

volkssprachiger Segen (Segen A), auf dem unteren Rand der Blätter<br />

36b-37b ein von J. F. Weber entdeckter und von F.W.E. Roth nochmals<br />

neu aufgefundener volkssprachiger Segen (Segen B), der vermutlich in<br />

der Mitte des 11. Jahrhunderts in die Handschrift eingetragen wurde.<br />

Inhalt: Der Trierer Segen A ist ein aus zwei gereimten Sprechversen<br />

bestehender, altsächsischer Segen gegen Nasenbluten.<br />

Bei Segen Β handelt es sich um einen christlichen, etwa 60 Wörter<br />

umfassenden Prosasegen gegen die Erkrankung eines Pferdes. So wie<br />

Christus das Pferd des heiligen Stephanus vor Salonium (Jerusalem?)<br />

heilte, will der Sprecher mit Christi Hilfe das besprochene Roß heilen.<br />

Die Krankheit wird volkssprachig thaz antphangana (entphangana)<br />

genannt. In einer lateinischen Parallele (Wien, Österreichische<br />

Nationalbibliothek Cod. 751 f. 188a) steht an dieser Stelle lateinisch<br />

infusus. Infusio ist der Blutspat oder die entzündliche Rahe<br />

(Windrähe, Gliederlahmheit). Darauf folgt die Beschwörungsformel.<br />

Der Dialekt ist altrheinfränkisch oder altmittelfränkisch nach einer<br />

altsächsischen Vorlage des 9. oder 10. Jahrhunderts. Entstanden ist<br />

diese Fassung vielleicht im 10. Jahrhundert.<br />

Ausgaben: Roth, F. W. E.-Schröder, E., Althochdeutsches aus Trier,<br />

Z.f.d.A. 52 (1910), 169 ff., 74, 177-180, 396; Steinmeyer, E.V., Die<br />

kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke 1963,<br />

1971, 367 Z. 32-38, Nr. 63.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 106; Klein, T., Studien zur Wechselbeziehung<br />

zwischen altsächsischem und althochdeutschem Schreibwesen und<br />

ihrer sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung, 1977, 208 ff.<br />

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