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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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T= Tati a η<br />

Tatian (Τ)<br />

Überlieferung: Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 56 S. 25-342.<br />

Die im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts in Fulda geschriebene<br />

Handschrift umfaßt 171 Blätter (früher 172 Blätter, Blatt 2 verloren).<br />

Sie enthält den lateinischen ..Brief des Bischofs Viktor von Capua,<br />

Übersichten der Cañones und Überschriften der 181 Kapitel der Handschrift.<br />

Auf der Seite 25 beginnt der von sechs Schreibern und einem<br />

Korrektor geschriebene Text. Die Blätter sind jeweils zweispaltig beschrieben,<br />

so daß der lateinische Text links, die volkssprachige<br />

Übersetzung rechts steht.<br />

Eine weitere Handschrift befand sich in den Händen des niederländischen<br />

Gelehrten Bonaventura Vulcanius (+1615), der einige Bruchstücke<br />

in De litteris et lingua Getarum sive Gothorum, Leiden 1597<br />

veröffentlichte. Eine die Kapitel 1-75, 153 bis 181 umfassende, aus<br />

dem 17. Jahrhundert stammende Abschrift dieser Handschrift kam 1653<br />

an Franziskus Junius und mit seinem Nacilaß nach Oxford (Oxford,<br />

Bodleian Library. Jun. 13).<br />

Einige am Anfang des 10. Jahrhunderts in Nordfrankreich geschriebenen<br />

Auszüge mit etwa 150 volkssprachigen Wörtern enthält die<br />

Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale lat. 7641 f. 4b, 5a, 6b, 7b,<br />

8a, 9b, 10a, lib, 12a, 13b, 14a, 15, 16a (Pariser Tatianbruchstücke).<br />

Eine aus Heidelberg stammende und von dort in die Vatikanische<br />

Bibliothek in Rom gekommene Handschrift ist seit 1798, eine 1580 dem<br />

Domkapitel von Langres gehörige Handschrift seit 1689 verschollen.<br />

Möglicherweise bestand daneben auch noch eine um 875 im Testament<br />

eines Grafen Heccardus in Burgund erwähnte Handschrift.<br />

Inhalt: Der althochdeutsche Tatian ist die althochdeutsche Übersetzung<br />

der aus dem 2. Jahrhundert stammenden Evangelienharmonie des Syrers<br />

Tatian, die in der Mitte des 6. Jahrhunderts von Abt Viktor von<br />

Capua neu bearbeitet und durch eine Handschrift des 6. Jahrhunderts<br />

in Fulda erhalten wurde. Die gemeinschaftliche Übersetzung mehrerer<br />

nicht abgrenzbarer Übersetzer ist um 830 in Fulda durch mehrere<br />

namentlich nicht bekannte Personen geschaffen worden. Der Übersetzung<br />

liegt vielleicht doch der der Handschrift jeweils in der linken<br />

Spalte der Seite beigegebene lateinische Text zugrunde (str.), der<br />

seinerseits auf den von Bonifatius nach Fulda gebrachten Tatiankodex<br />

zurückgehen dürfte.<br />

Die Übersetzung ist möglichst dem lateinischen Text angeschlossen und<br />

damit interlinearversionsartig, doch sind Fehler und Mißverständnisse<br />

nicht gerade häufig. Der Wortschatz umfaßt etwa 2300 Wörter mit rund<br />

46000 Belegen. Dabei sind 121 Wörter Lehnwörter, 125 Lehnübersetzungen,<br />

65 Lehnübertragungen und 12 Lehnschöpfungen. 191<br />

Wörter haben eine Lehnbedeutung. Damit erweisen sich insgesamt etwa<br />

500 der 2300 Stichwörter als lateinisch beeinflußt. Die Spache ist<br />

altostfränkisch mit einzelnen altalemannischen Elementen (Schreiber-y).<br />

Der Tatian gehört auf Grund seines Umfanges nicht mehr zu den<br />

kleineren althochdeutschen Texten.<br />

Ausgaben: Palthen, J.P., Tatiani Alexandrini harmoniae evangelicae<br />

antiquissima versio Theotisca, Greifswald 1706; Tatian, hg. v.<br />

Sievers, E., 2. Α. 1892, Neudruck 1960.<br />

Literatur:Köhler, F., Lateinisch-althochdeutsches Glossar zur Tatianübersetzung,<br />

1914, Neudruck 1962; Gutmacher, E., Der Wortschatz des<br />

althochdeutschen Tatian, PBB 39 (1914), 1-83, 229-289, 571-77; Starck,<br />

T., Der Wortschatz des althochdeutschen Tatian und die Übersetzerfra-<br />

130, Studies in honor of Collii/, H., Baltimore 1930, 190; Peters, C,<br />

Das Diatesseron Tatians, 1939; Feist, f., Der religiöse Wortschatz der<br />

althochdeutschen Tatianübersetzung in seiner Abhängigkeit vom Latein<br />

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