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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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StE=15=Straßburger Eide<br />

Straßburger Eide (StE)<br />

Überlieferung: Paris, Bibliothèque Nationale lat. 9768 f. 13a-13b.<br />

Die Handschrift im Format kleines Folio umfaßt 46 Blätter mit je zwei<br />

Spalten und je 33 Zeilen. Die ersten fünf Lagen entstammen dem<br />

ausgehenden 10. Jahrhundert, die sechste mit den Blättern 39 bis 46<br />

dem Anfang des 11. Jahrhunderts. Auf den Blättern 1 bis 18a, welches<br />

zur unteren Hälfte fehlt und nach welchem zwei weitere Blätter<br />

ausgeschnitten wurden, stehen die Historien Nithards (Historiarum libri<br />

quatuor), auf den Blättern 19b bis 46 die Annalen Flodoards. Im 5.<br />

Kapitel des 3. Buches teilt Nithard die Straßburger Eide mit.<br />

Die ursprünglich der Handschrift ebenfalls angehörigen Blätter 47 bis<br />

93 aus dem 11. Jahrhundert wurden zusammen mit mehreren angebundenen<br />

Papierheften historischen Inhalts aus dem 15. Jahrhundert<br />

1815 abgetrennt und an die Vatikanische Bibliothek in Rom abgegeben.<br />

Zumindest der erste Teil der Handschrift dürfte im Kloster des heiligen<br />

Medardus in Soissons entstanden sein. Im 15. Jahrhundert gehörte die<br />

Handschrift SMagloire in Paris. Vermutlich kam sie von dort an Jean<br />

de SAndré, dann an C. Fauchet, danach an P. Petau und über<br />

Königin Christine von, Schweden mit deren Bibliothek an die<br />

Vatikanische Bibliothek. 1797 wurde sie von Frankreich nach Paris<br />

gebracht und 1815 nur teilweise zurückgegeben.<br />

Inhalt: Am 25.6.841 siegten Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle<br />

bei Fontenay über ihren älteren Bruder Lothar. Am 14.2.842 erneuerten<br />

Ludwig und Karl in Straßburg ihren Bündnisvertrag vor ihren beiden<br />

Heeren. Beide Könige hielten Ansprachen, jeder in der Sprache seines<br />

Volkes an dieses. Darin begründeten sie ihr Bündnis gegen Lothar,<br />

eröffneten ihren Entschluß, sich den Treueid leisten zu wollen und<br />

schwuren dann den Bündniseid, zuerst Ludwig in romanischer Sprache,<br />

dann entsprechend Karl in deutscher Sprache (teudisca lingua) für<br />

das ostfränkische Heer. Danach schwuren die Vornehmen jedes Heeres<br />

in ihrer Sprache den Eid, daß keiner seinem Herren Folge leisten<br />

werde, wenn dieser seinen Eid brechen sollte. Demnach wurden sowohl<br />

BUndniseide unter den Königen als auch Treueide der Großen<br />

geschworen.<br />

Nithard, der vielleicht die Eide in einem von ihm geschaffenen Wortlaut<br />

festhielt, war der Sohn Angilberts und Berthas, der Tochter Karls<br />

des Großen. Er war eifriger Anfänger Karls des Kahlen und Kriegsheld<br />

und Staatsmann zugleich. Er beschrieb die Wirrungen des fränkischen<br />

Reiches nach dem Tode Ludwigs des Frommen bis zum Anfang des<br />

Jahres 843.<br />

Der Stil der Eide ist bestimmt durch kanzleimäßig geregelte Formelhaftigkeit.<br />

Die Sprache der altdeutschen Eide ist altrheinfränkisch<br />

(Dentale). Die beiden altrheinfränkischen Eide umfassen etwa 100<br />

Wörter. Vermutlich wurde der Text zuerst auf Latein vereinbart, dann<br />

ins Altfranzösische und danach unter Berücksichtigung des Altfranzösischen<br />

aus dem Lateinischen in das Althochdeutsche übertragen.<br />

Ausgaben: Bodin, J., Les six livres de la république, Paris 1576, 1,<br />

8, 117; Fauchet, C, Recueil de l'origine de la langue et poesie<br />

françoise, Paris 1581, 1, 4, 28; Pithoeus (Pithou), P., Annalium et<br />

historiae Francorum scriptores coaetanei 12, Paris 1588, 3, 5, 353;<br />

Freher, M., Foederis Ludovici Germaniae et Karoli Galliae regum<br />

formulae, ohne Ort 1611; Massmann, H.F., Abschwörungsformeln, 1839,<br />

56 ff., 180 ff.; Enneccerus, M., Die ältesten deutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>,<br />

1897, 34-36 (Faksimile); Steinmeyer, E.V., Die kleineren<br />

althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke 1963, 1971, 82, Nr.<br />

15.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. Α. 1932, Neudruck 1966, 354 ff.; Rhee, F.v.d., Die Straßburger<br />

Eide, altfranzösisch und althochdeutsch, Amsterdamer Beiträge zur<br />

älteren Germanistik 20 (1983), 7-25.

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