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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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SPs=Sächsische Psalmenbruchstücke<br />

Sächsische Psalmenbruchstücke (SPs)<br />

Überlieferung: Warschau, Nationalbibliothek, aus dem Privatbesitz von<br />

Dr. Zalewski.<br />

Es handelt sich um zwei im Jahre 1916 im Einband eines Exemplares<br />

des Eggesteinschen Druckes Concordia discordantium canonum, Straßburg<br />

1472 entdeckte, vermutlich im westlichen Niederdeutschen aus<br />

einer Handschrift gelöste Pergamentdoppelblätter (Folioformat) des fortgeschrittenen<br />

10. Jahrhunderts (str.), welche Ähnlichkeiten zu einer<br />

Essener Handschrift aufweisen. Sie lassen vier Schreiberhände erkennen,<br />

wobei der volkssprachige Text in karolingischer Minuskel geschrieben<br />

ist, der lateinische Text daneben auch Unzialen und Halbunzialen<br />

aufweist. In Psalm 111 bricht der volkssprachige Text mitten<br />

im Vers ab.<br />

Die Inkunabel war am Ende des 17. Jahrhunderts von dem damaligen<br />

Vikar der russischen Provinz Franz Rayszwicz dem Bernhardinerkloster<br />

Radecznia in der Woiwodschaft Lublin geschenkt worden und 1913 aus<br />

Privathand an den Seminarprofessor Dr. L. Zalewski in Lublin<br />

gelangt, welcher die Bruchstücke entdeckte. Jedes der Doppelblätter<br />

enthält vier zweispaltig beschriebene Seiten in der Größe 30 χ 23 cm<br />

mit einem Schriftspiegel von 28 χ 14,4 cm. Die ursprünglich angeklebten<br />

Seiten 1 und 4 sind stark beschädigt, ihr Text teilweise unlesbar.<br />

Inhalt: Der etwas mehr als 500 altdeutsche Wörter umfassende Text ist<br />

die vielleicht in einem westfälischen Kloster von mehreren Schreibern,<br />

darunter einem Ostfalen, hergestellte Abschrift einer altsächsischen,<br />

vielleicht in einem Kloster des Bistums Paderborn (Corvey) von einem<br />

Ostwestfalen (Engern) verfaßten Umarbeitung einer aus Mainz oder<br />

Fulda stammenden, durch Abschrift bereits mit sltenglischen Einsprengseln<br />

versehenen althochdeutschen (altrheinfränkischen) Interlinearversion<br />

von Psalm 28; 29, 1-5; 32, 9 ff.; 33, 1-4; 110, 9 ff.;<br />

111, 1-7; 114, 2 ff. und 115. Der beigefügte lateinische Text entspricht<br />

nicht der latenischen Vorlage der Übersetzung, welche im<br />

großen und ganzen dem Psalterium Gallicanum folgt, aber in Psalm<br />

29,1 eine Lesart (dilatasti) aufgewiesen haben muß, welche sonst nur<br />

in angelsächsischen Texten zu finden ist.<br />

Der Lautstand und Formenstand des Altsächsischen ist westfälisch, der<br />

Wortschatz eher ostfälisch. Diese Mischung ist wohl entweder auf verschiedene<br />

Schreiber oder auf eine verlorene altsächsische Vorlage zurückzuführen.<br />

Die althochdeutsche Vorlage scheint in rund 25 Wörtern<br />

durch. Zusätzlich scheinen altenglische Spuren vorhanden zu sein.<br />

Ausgaben: Kleczkowski, Α., Neu entdeckte Psalmenfragmente aus der<br />

Karolingerzeit, Krakau 1933; Krogmann, W., Die Lubliner Psalmenfragmente,<br />

Niederdt. Korrespondenzblatt 57 (1950), 49-58; Ebbinghaus,<br />

Ε.Λ., A note on the Lublin Psalter, Niederdt. Jb. 90 (1967), 44<br />

(Besserungen).<br />

Literatur: Lasch, Α., Niederdeutsche Studien, FS Borchling, C, 1932,<br />

229; Schöndorf, K.E., Die Tradition der deutschen Psalmenübersetzung,<br />

1967, 50; Ebbinghaus, E.A., A note on the Lublin Psalter, Niederdt.<br />

Jb. 90 (1967), 44; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen<br />

der altsächsischen, altostniederfränkischen und altsüdmittelfränkischen<br />

Psalmenfragmente, 1971; Klein, T., Studien zur Wechselbeziehung<br />

zwischen altsächsischem und althochdeutschem .Schreibwesen und ihrer<br />

sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung, 1977, 479 ff.; Schöndorf,<br />

K.E., Altsächsische Psalmenfragmente, Verfasserlexikon, 2. Α. Bd. 1<br />

1978, 318.<br />

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