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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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MF=Mondsee-Wiener Bruchstücke<br />

zugrunde, vermischt mit 16,13 ff. In ihr wird Petrus sowohl als stark<br />

als auch als schwach im Glauben dargestellt.<br />

Fünf Bruchstücke bzw. Blätter (32-36) schließlich stammen aus dem<br />

Traktat De fide catholica contra Iudaeos Isidors von Sevilla (+ 636),<br />

welcher den christlichen Glauben in der Person Jesu Christi gegen den<br />

Unglauben der Juden verteidigt. Sie befinden sich auf zwei der schon<br />

von Endlicher und Hoffmann veröffentlichten Wiener Blätter sowie auf<br />

den zwei von Joseph Haupt gefundenen Blättern. Sie beziehen sich auf<br />

Buch 1 (De nativitate Domini), Kapitel 1, 5- Kapitel 2, 1, Kapitel<br />

3,2-5, Kapitel 3,8- Kapitel 4,1, Kapitel 5,1-2. In Bezug auf Kapitel<br />

1,5- Kapitel 2,1 bieten sie allein eine volkssprachige Übersetzung, in<br />

Bezug auf Kapitel 2,2-5, Kapitel 3,8-4,1 und Kapitel 5,1-2 enthalten<br />

sie eine zweite Überlieferung in Parallele zur Pariser Handschrift des<br />

althochdeutschen Isidor.<br />

Insgesamt handelt es sich damit bei diesen Texten um die ältesten<br />

Zeugnisse einer theologischen Übersetzungsliteratur. Sie dürfte auf<br />

Anregungen Karls des Großen zurückgehen.<br />

Sprachlich weist der Lautstand in den südrheinfränkischen Bereich.<br />

Allerdings ist die hieraus stammende Vorlage in das Altbayerische<br />

übertragen worden. Dadurch wurden bei Wahrung des Wortlautes die<br />

dialektfremden Sprachformen und die Schreibregelungen der Vorläget n)<br />

mehr oder weniger konsequent durch altbayerische Sprachformen und<br />

Schreibungen ersetzt. Die wohl am Ende des 8. Jahrhunderts<br />

entstandene Vorlage selbst könnte aus Lothringen kommen und in<br />

engeren Beziehungen zum Königshof stehen.<br />

Zwischen den verschiedenen althochdeutschen Teilen besteht enge<br />

sprachliche Verwandtschaft. Vielleicht stammen wegen der Einheit der<br />

rekonstruierbaren Orthographie und des lautlichen, flexivischen und<br />

lexikalischen Bestandes alle Teile vom Übersetzer des Traktates Isidors<br />

von Sevilla (str.). Jedenfalls unterscheiden sich alle diese Übersetzungen<br />

theologischer Texte verschiedenartigen Charakters und unterschiedlichen<br />

Schwierigkeitsgrades deutlich von den sonst in dieser Zeit<br />

verbreiteten Interlinearversionen. Vielleicht beruht die etwas geringere<br />

Freiheit im Ausdruck bei der Übersetzung des Matthäusevangeliums auf<br />

der Absicht, den Bibeltext möglichst wortgetreu wiederzugeben.<br />

In das Kloster Mondsee gelangten die Vorlagen vermutlich durch<br />

Hildebold von Köln. Er war Erzkappelan Karls des Großen. Zugleich<br />

hatte er von 803 bis 813 die Würde des Abts von Mondsee inné.<br />

Der Umfang der althochdeutschen Texte läßt sich für das Matthäusevangelium<br />

auf knapp 4000 Wörter, für De vocatione und De fide<br />

catholica auf je etwas über 800 Wörter, für die augustinische Predigt,<br />

auf 650 und das Predigtbruchstück auf etwa 100 Wörter schätzen, so<br />

daß die Bruchstücke insgesamt rund 6000 althochdeutsche Wörter<br />

überliefern dürften.<br />

Ausgaben: Endlicher, S.-Hoffmann von Fallersleben, A.H.,. Fragmenta<br />

theotisca, 1834; Hench, G.A., The Monsee Fragments, Straßburg 1890<br />

(mit ausführlicher Beschreibung aller Einzelstücke und einem Faksimile<br />

von Bruchstück 7); Eggers, H., Ein neues Blatt der Monseer<br />

Fragmente, FS Boor, H. de, 1971, 33.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 280; 'Sonnleitner, R., Die Mondseer<br />

Bruchstücke der ältesten hochdeutschen Evangelienübersetzung, FS<br />

Nationalbibliothek Wien, Wien 1962, 802; Kirschstein, Β., Sprachliche<br />

Untersuchungen zur Herkunft der althochdeutschen Isidorübersetzung,<br />

PBB 84 (1962), 5; Matzel, K., Der lateinische Text des Matthäus-Evangeliums<br />

der Monseer Fragmente, PBB 87 (1965), 289; Matzel, K.,<br />

Untersuchungen zu Verfasserschaft, Sprache und Herkunft der althoch-<br />

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