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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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LB=46=Lorscher Beichte<br />

Lorscher Beichte (LB)<br />

Überlieferung: Rom, Biblioteca Vaticana Pal. lat. 485 f. 2b-3b.<br />

Die Handschrift vom Format 27,5 χ 19,5 cm umfaßt 113 Blätter und ist<br />

vorn unvollständig. Sie hat verschiedenen, überwiegend historischen<br />

Inhalt. Sie stammt aus Lorsch und wurde im dritten Viertel des 9.<br />

Jahrhunderts geschrieben. Auf Blatt 2a enthält sie unter der<br />

Überschrift Incipit confessio cuiuslibet sapientis eine lateinische<br />

Beichte. Ihr folgt der althochdeutsche Text mit dem Randvermerk<br />

confessio omnium peccatorum, der mit einem Pfeil auf ihn bezogen ist.<br />

Er wurde wohl im letzten Viertel des 9. Jahrhunderts am Rand in die<br />

Handschrift eingetragen.<br />

Inhalt: Die etwa 500 Wörter umfassende althochdeutsche Beichte steht<br />

in enger Verwandtschaft zur altsächsischen Beichte und zu dem in der<br />

Handschrift Straßburg, Bibliothèque Nationale et Universitaire Ms. 2540<br />

überlieferten Bruchstück einer Beichte. Mit ihnen zusammen bildet sie<br />

eine eigene Gruppe, welche nach Ausweis der Überlieferung weiträumige<br />

Verbreitung erfuhr, aber ihrer Bedeutung nach eher am Rande<br />

steht. Kennzeichnend für sie sind die beachtliche Länge und die<br />

unklare Gliederung der einzelnen Teile. Diese Merkmale ergeben sich<br />

daraus, daß ein älteres einfacheres Formular unter dem Gesichtspunkt<br />

möglichster Vollständigkeit angereichert wurde. Gegliedert ist die<br />

Beichte in Einleitungs- und Empfängerformel, Sündenbekenntnis und<br />

Schluß. Es folgt lateinisch der Segen des Priesters und das<br />

Indulgenzgebet. Gedacht war die Beichte wohl für liturgische Verwendung.<br />

Der Dialekt ist der altsüdrheinfränkische Lorschs (Wechsel zwischen d<br />

und seltenerem t im Inlaut, d auch in hd, dt in druhdtin, td in<br />

bitdiu, ua in muater). Entstanden ist die Beichte wohl in Lorsch am<br />

Ende des 9. Jahrhunderts. Vermutlich war sie Frucht einer kompilierenden<br />

Neubearbeitung.<br />

Ausgaben: Müllenhoff, K.-Scherer, W., Denkmäler deutscher Poesie und<br />

Prosa aus dem 8.-12. Jahrhundert, 2. A. 1873, 630; Steinmeyer, E.V.,<br />

Die kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong> 1916, Neudrucke 1963,<br />

1971, 323-324, Nr. 46 (ein vergleichbarer lateinischer Text ist unter<br />

Nr. 45 = Sächsische Beichte abgedruckt); Fischer, H., Schrifttafeln<br />

zum althochdeutschen Lesebuch, 1966, Tafel 10.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 314; Eggers, H., Die althochdeutschen<br />

Beichten, PBB (Halle) 77 (1955), 89; 80 (1958), 372; 81 (1959), 78;<br />

Thoma, H., Althochdeutsches aus vatikanischen und Münchener Handschriften,<br />

PBB (Halle) 85 (1963), 220, 243; Bischoff, B., Paläographische<br />

Fragen deutscher Denkmäler der Karolingerzeit, Frühmittelalterliche<br />

Studien 5 (1971), 110, 113; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen<br />

der kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>,<br />

1971; Masser, Α., Lorscher Beichte, Verfasserlexikon, 2. Α. Bd. 5<br />

1985,. 910.<br />

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