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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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I=Isidor<br />

(Pariser Handschrift, Wiener Handschrift); 4,1-5,1, Zeile 13 (Pariser<br />

Handschrift); 5,1-5,2, Zeile 9 (Pariser Handschrift, Wiener Handschrift)<br />

und 5,2-9,12 (Pariser Handschrift) vorliegen. Der Traktat, der<br />

von Bischof Isidor von Sevilla (+636) stammt, verteidigt den<br />

christlichen Glauben in der Person Jesu Christi gegen den Unglauben<br />

der Juden, wobei er die Beweisstellen für Christi Geburt, die Dreieinigkeit,<br />

die Menschwerdung aus der Jungfrau, Leiden, Tod, Auferstehung,<br />

Himmelfahrt und Gericht den prophetischen Zitaten des Alten<br />

Testaments entnimmt. Der Übersetzer muß ein sprachlich und logisch<br />

gut geschulter Geistlicher gewesen sein. Er gibt die logischen Erörterungen<br />

seiner schwer verständlichen lateinischen Vorlage fast<br />

fehlerlos in klaren frei gebauten Sätzen wieder und steht damit bis zu<br />

Notker von Sankt Gallen einzigartig in der althochdeutschen Literatur<br />

da. In der Art seiner Übersetzung schließt er sich möglichst der<br />

lateinischen Vorlage, welche den lateinischen Texten der beiden<br />

Handschriften nahe verwandt war, an, doch gelingt es ihm durch meist<br />

unwesentliche Abweichungen gut, den schweren Text verständlich zu<br />

machen. Die Wortwahl zeigt feines Sprachgefühl. Vermutlich reichte die<br />

althochdeutsche Übersetzung einst weiter. Vielleicht stammen wegen der<br />

Einheit der rekonstruierbaren Orthographie und des lautlichen,<br />

flexivischen und lexikalischen Bestandes auch alle anderen Übersetzungen<br />

der Wiener Handschrift von ihm (str.).<br />

Sprachlich weist der Lautstand, soweit er in dem eigentlichen Schreibsystem<br />

sicher zu erkennen ist, in den südrheinfränkischen Bereich.<br />

Bestimmte, aus romanischer Sprachumgebung zu erklärende Besonderheiten<br />

deuten auf den Westsaum des althochdeutschen Sprachgebietes. In<br />

der Morphologie finden sich altalemannische und altmittelfränkische<br />

Züge. Vielleicht ist die Übersetzung in Lothringen am Ende des 8.<br />

Jahrhunderts entstanden. Vielleicht steht sie in engeren Beziehungen<br />

zum Königshof.<br />

Der althochdeutsche Wortschatz der Pariser Handschrift läßt sich auf<br />

rund 4300 Wörter schätzen, von denen etwa 630 auch der Parallelüberlieferung<br />

der Mondseer Bruchstücke angehören. Weitere 200 Wörter<br />

enthalten die von Hench edierten, nur in den Mondseer Bruchstücken<br />

überlieferten Teile der althochdeutschen Übersetzung des Traktates<br />

Isidors. Hierzu erschloß Eggers vermutungsweise weitere rund 70 Wörter.<br />

Von 205 untersuchten Wörtern des religiösen und geistigen Wortschatzes<br />

waren mindestens 65 und höchstens 109 vom Latein beeinflußte Lehnbildungen<br />

und wiesen mindestens 50 und höchstens 76 Wörter eine<br />

unter lateinischem Einfluß stehende Lehnbedeutung auf. Rund ein<br />

Zehntel aller 788 Stichwörter sind innerhalb des Althochdeutschen nur<br />

dem Isidortext eigen.<br />

Ausgaben: Palthen , J.P., Tatiani Alexandrini harmoniae evangelicae<br />

antiquissima versio Theotisca ut et Isidori Hispalensis fragmentum,<br />

Greifswald 1706 (mit anderem lateinischen Text); Hench, G.A., The<br />

Monsee Fragments, Straßburg 1890 (mit Faksimile); Hench, G.A., Der<br />

althochdeutsche Isidor, Straßburg 1893 (mit Faksimile); Steinmeyer,<br />

E.v.-Sievers, E., Die althochdeutschen Glossen, Bd. 4 1898, 2 ff. (Je);<br />

Eggers, H., Der althochdeutsche Isidor, 1964; Eggers, H., Ein neues<br />

Blatt der Monseer Fragmente, FS Boor, H.* de, 1971, 33.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 273; Rittmeyer, L., Untersuchungen zum<br />

Wortschatz der althochdeutschen Isidorübersetzung, Diss. phil. Freiburg<br />

1958; Kirschstein, Β., Sprachliche Untersuchungen zur Herkunft<br />

der althochdeutschen Isidorübersetzung, PBB 84 (1962), 5; Eggers, Η.,<br />

Vollständiges lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch zur althochdeutschen<br />

Isidorübersetzung, 1960; Matzel, K., Untersuchungen zu<br />

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