10.12.2012 Aufrufe

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GP=5=Sankt Gallener Paternoster und Credo<br />

Sankt Gallener Paternoster und Credo (GP)<br />

Überlieferung: Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 911.<br />

Die Handschrift umfaßt 323 Seiten und besteht aus zwei selbständigen<br />

Teilen. Nach drei leeren Seiten befindet sich auf den Seiten 4 bis 299<br />

(290 leer) die Handschrift Κ des Glossars Abrogans. Die Blätter im<br />

Format 16,8-17 χ 10,5-11 cm sind von verschiedenen Händen zu 21 bis<br />

25 Zeilen beschrieben. Auf den Seiten 292 bis 319 (bzw. (wegen des<br />

Überspringens der Zahl 302) tatsächlich 318) (291, 323 leer, 302<br />

übersprungen) im Format 16,5 χ 11 cm steht Gennadius (Priester in<br />

Marseille, +492/505), Liber ecclesiasticorum dogmatum (de ecclesiasticis<br />

dogmatibus Kapitel 1-17) und 320 (bzw. tatsächlich 319)-322<br />

(tatsächlich 321) die althochdeutsche Übersetzung von Paternoster<br />

(320 bzw. 319) und Credo (321-322 bzw. 320-321) ohne den<br />

entsprechenden lateinischen Text, wobei das Paternoster S. 319<br />

(tatsächlich 318) unten mit einem Kreuz und den abgekürzten<br />

lateinischen Wörtern pat(er) n(os)t(e)r eingeleitet wird, wahrscheinlich<br />

das Glaubensbekenntnis Seite 321 (bzw. 320) oben mit credo in<br />

deum überschrieben ist. Die Handschrift ist am Ende des 8.<br />

Jahrhunderts im Südwesten des deutschsprachigen Raumes geschrieben<br />

und wenig später an den ersten Teil, der ebenfalls am Ende des 8.<br />

Jahrhunderts im Südwesten des deutschsprachigen Raumes geschrieben<br />

wurde, angebunden worden. Die Handschrift gelangte in dieser<br />

Zusammensetzung vermutlich in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts<br />

nach Sankt Gallen, wo sie nach 850 unter die glosarum volumina VIII<br />

eingereiht zu sein scheint. Ob es sich um eine Abschrift handelt, ist<br />

nicht festzustellen.<br />

Inhalt: Es handelt sich um die älteste althochdeutsche Übersetzung<br />

des Vaterunsers und des Glaubensbekenntnisses. Sie könnte durch die<br />

Admonitio generalis Karls des Großen vom 23.3.789 ausgelöst worden<br />

sein. Die genaue lateinische Vorlage ist unbekannt, doch steht fest,<br />

daß der Übersetzungs Vorgang in der Art einer Interlinearversion<br />

erfolgte (wihi namun dinan für sanctificetur nomen tuum, kiscat<br />

himiles enti erde für creatorem caeli et terrae).<br />

Die Sprache ist altalemannisch. Nach dem Sprachstand gehört der<br />

Text in die letzten Jahre des 8. Jahrhunderts. Wirkliches Sinnverständnis<br />

ermöglicht die einfache, etwa 130 Wörter umfassende althochdeutsche<br />

Übertragung noch nicht.<br />

Druck: Freher, M., Orationis dominicae et symboli apostolici alamannica<br />

versio vetustissima, o.O. 1609; Enneccerus, M., Die ältesten<br />

deutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1897, Tafel 18-26; Steinmeyer, E.V., Die<br />

kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke 1963,<br />

1971, 27, Nr. 5; Bischoff, B.-Duft, J.-Sonderegger, S., Das älteste<br />

deutsche Buch, Sankt Gallen 1977, 306.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 306; Baesecke, G., Unerledigte Vorfragen<br />

der althochdeutschen Textkritik und Literaturgeschichte. I. Die Vaterunser<br />

vor Notker, PBB (Halle) 69 (1947), 361; Betz, W., Zum St.<br />

Galler Credo, FS Starck, T., Den Haag 1964, 102 ff.; Betz, W., Zum<br />

St. Galler Paternoster, PBB (Halle) 82 (1961), 153; Sonderegger, S.,<br />

Althochdeutsch in St. Gallen, 1970, 57; Bischoff, B., Paläographische<br />

Fragen deutscher Denkmäler der Karolingerzeit, Frühmittelalterliche<br />

Studien 5 (1971), 119; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen<br />

der kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>,<br />

1971; Must, G., Das St. Galler Paternoster, in: Akten des V. Internationalen<br />

Germanistischen Kongresses Cambridge 1975, H.f. internat.<br />

Germanistik, Reihe A, Kongreßberichte, Bd. 2 1976, 396; Must, G.,<br />

Das St. Galler Credo, Frühmittelalterliche Studien 15 (1981/2), 371;<br />

Sonderegger, S., St. Galler Paternoster und Credo, Verfasserlexikon,<br />

2. A. Bd. 2 1980, 1044.<br />

157

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!