10.12.2012 Aufrufe

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GA=26=Sankt Gallener Schularbeit<br />

Sankt Gallener Schularbeit (GA)<br />

Überlieferung: (A) Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 556, S. 400 f.; (B)<br />

auf einen Satz verkürzt in Zürich, Zentralbibliothek Ms. C 129, (453)<br />

f. 96b.<br />

Die Sankt Gallener Sammelhandschrift des 9. bis 13. Jahrhunderts<br />

enthält 417 Seiten im Format Quart. Der letzte Teil reicht von S. 370<br />

bis 417 und ist im Format erheblich kleiner als die vorangehenden.<br />

Auf den Seiten 370 bis 394 enthält er die Vita Cassiani, 394 bis 395<br />

von anderer Hand einen Brief über einen Klosterraub (unter Abt<br />

Purchard II.?, +1022), 396 bis 399 von wieder anderer Hand des<br />

11./12. Jahrhunderts fünf Briefmuster sowie den Anfang eines sechsten<br />

(H. karissime nepti Rvdp.), worauf eine weitere Hand mit Mitto tibi<br />

usw. fortfährt und auf S. 400 f. die Sankt Gallener Schularbeit anreiht,<br />

die am Ende der Lage mitten im Satz abbricht. Auf den Seiten<br />

402 ff. folgen Miracula SCassiani bis zum 15. Kapitel.<br />

Die dem 9. Jahrhundert angehörige Züricher Handschrift in Quart<br />

stammt urspünglich aus Sankt Gallen. Sie umfaßt 106 Blätter. Die<br />

Blätter 1 bis 94 enthalten ein Glossar zum Alten und Neuen Testament<br />

mit einer althochdeutschen Glosse. Blatt 95a ist leer. Blatt 95b enthält<br />

eine Genealogie des Kaisers Karl. Auf Blatt 96b steht nach<br />

einzeiligem Zwischenraum und nach Rasur von Fides est speranda sub<br />

von anderer, späterer Hand ein Satz der Schularbeit. Der Rest der<br />

Seite ist leer. Es folgt der apokryphe Briefwechsel zwischen Paulus<br />

und Seneca und anderes.<br />

Inhalt: Der bis 1887 nach dem in Brief 6 genannten Ruodpert als<br />

Brief Ruodperts benannte, etwas mehr als 100 Wörter umfassende Text<br />

ist ein lateinisch-althoch deutsches Übungsstück zum Verständnis verschiedener<br />

Sätze aus der klösterlichen Schullektüre, wobei einige<br />

Stellen oder Begriffe aus den Werken Notkers des Deutschen (Martianus<br />

Capella Zeile 1-3, Boethius Zeile 4,5 und 6-8) entnommen sind.<br />

Daneben erscheinen zwei Bibelzitate (Hebr. 12,6, Joh. 9,31; Apostelgesch.<br />

8,33), ein Sprichwort, ein Satz in Anlehnung an Beda, Liber<br />

de officiis und einige grammatische Fachausdrücke meist aus Donats<br />

Ars minor (pronomen, participium, interiectio, genus). Damit ist das<br />

deutlich unter dem Einfluß des großen Klosterlehrers Notker stehende<br />

Stück die erste althochdeutsche Arbeit zur Schulpädagogik und<br />

Grammatik. Neben dem Schluß des Stückes fehlt wahrscheinlich auch<br />

sein Anfang. Die Übersetzung ist nicht besonders gelungen.<br />

Sprachlich ist der Text altalemannisch. Er gehört in die erste Hälfte<br />

des 11. Jahrhunderts.<br />

Ausgaben: Goldast, M., Alamannicarum rerum scriptores, Frankfurt<br />

1606, Bd. 2 88; Die Schriften Notkers und seiner Schule, hg. v.<br />

Piper, P., Bd. 1 1882, 861-862; Steinmeyer, E.V., Die kleineren althochdeutschen<br />

<strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke 1966, 1971, 121, Nr.<br />

26.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, 451; Bruckner, W., Scriptoria medii aevi Helvetica III,<br />

St. Gallen II, Genf 1938, 108, 127; Ising, E., Wolfgang Ratkes<br />

Schriften zur deutschen Grammatik (1612-1630), Teil 1 1959, 88 ff.;<br />

Sonderegger, S., St. Galler Schularbeit, Verfasserlexikon, 2.<br />

A. Bd. 21980, 1049.<br />

155

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!