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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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FP=8=Freisinger Paternoster<br />

Freisinger Paternoster (FP)<br />

Überlieferung: (A) München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 6330 f.<br />

70b-71a;' (Β) München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 14510 f. 78a-<br />

79a.<br />

Die Handschrift A stammt aus Freising (Fris. CM. 3), wurde aber<br />

wohl in den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts in einem schwer örtlich<br />

bestimmbaren oberrheinisch-alemannischen Skriptorium geschrieben.<br />

Sie umfaßt 71 bzw. 72 Blätter im Format 19,2 χ 12,3 cm.<br />

Sie enthält auf den Blättern l-66a 26 verschiedene Stücke von<br />

Predigten und Auszügen aus Kirchenvätern. Es folgen auf Blatt 66a<br />

eine Musterpredigt, auf den Blättern 7Ob-71a das Freisinger Paternoster,<br />

71a,b ein lateinisches Glaubensbekenntnis und 71b eine kurze<br />

Beicht- und Vergebungsformel.<br />

Die Handschrift Β stammt aus dem Regensburger Domstift Sankt<br />

Emrneram (Rat. SEmm. F. 13), wurde aber in der ersten Hälfte des 9.<br />

Jahrhunderts an einem anderen Schreibort geschrieben. Sie umfaßt 186,<br />

bzw. 187 Blätter im Format 23 χ 14,3 cm und besteht aus zwei (str.<br />

drei) ursprünglich selbständigen Handschriften. Deren zweite enthält<br />

auf den Blättern (88b bzw.) 80-186b Alkuins Schrift De fide sanctae<br />

trinitatis et incarnatione Christi. Ihr vorgesetzt ist der Binio 76-79,<br />

der zunächst den fehlenden Widmungsbrief an Karl den Großen und im<br />

verbliebenen Raum der Blätter 78a-79b von anderer ungelenker Hand<br />

das Freisinger Paternoster und wieder von anderer Hand dasselbe<br />

lateinische Glaubensbekenntnis wie A aufweist. Die Handschrift kaufte<br />

nach einer aus dem 10. Jahrhundert stammenden Notiz auf Blatt 186b<br />

Deotpert (um 864-91 nachgewiesen) mit Geld Sankt Emmerams vom<br />

Priester Wichelm des Grafen Reginpert (um 903?).<br />

Inhalt: Das in der Handschrift A etwas mehr als 300 und in<br />

der Handschrift Β etwas weniger als 300 althochdeutsche Wörter<br />

umfassende Freisinger Paternoster (Altbayerische Paternoster) bietet,<br />

aufgegliedert in die Anrede und die sieben Bitten des Vaterunsers,<br />

jeweils zunächst den lateinischen Wortlaut des Gebetes, dann eine<br />

sprachlich gelungene, selbständige Übertragung in die Volkssprache<br />

und anschließend eine ebenfalls althochdeutsche Erklärung. Vermutlich<br />

wurde zunächst auf der Grundlage einer schlichten, wenig üblichen<br />

lateinischen Fassung eine Übertragung hergestellt, in welche später<br />

der überlieferte, lateinische Text und die katechetischer Methode<br />

entstammende Erklärung eingefügt wurden. Diese Fassung wurde dann<br />

von A und Β unabhängig voneinander verarbeitet, wobei die jüngere<br />

Bearbeitung Β mißglückt kürzte, aber vielleicht vereinzelt ältere<br />

Formen besser wahrte.<br />

Die Sprache beider Fassungen ist altbayerisch, die Heimat des Denkmales<br />

vielleicht Freising. In A zeigen sich neben älteren Sprachformen<br />

von etwa 810-820 (e,o,m im Auslaut) jüngere von etwa 850-870 (uo,<br />

schwache a, η im Auslaut). Β wurde am Ende des 9. oder am Anfang<br />

des 10. Jahrhunderts abgefaßt.<br />

Ausgaben: Docen, B.J., Miscellaneen zur Geschichte der teutschen<br />

Literatur Bd. 2 1807, 288 (A); Docen, B.J., Einige Denkmäler<br />

der althochdeutschen Literatur, 1825, 5 f. (B); Enneccerus, M., Die<br />

ältesten deutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1897, Tafel 29,30 (Faksimile);<br />

Steinmeyer, E.V., Die kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong><br />

1916, Neudrucke 1963, 1971, 43-45, Nr. 8.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 304; Baesecke, G., Unerledigte Vorfragen<br />

der althochdeutschen Textkritik und Literaturgeschichte, PBB 69<br />

(1947), 361; Masser, Α., Die althochdeutschen Übersetzungen des<br />

Vaterunsers, PBB 85 (1963), 35; Bischoff, B., Paläographische Fragen<br />

deutscher Denkmäler der Karolingerzeit, Frühmittelalterliche Studien 5<br />

(1971), 114, 123; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen<br />

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