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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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DH=23=De Heinrico<br />

De Heinrico (DH)<br />

Überlieferung: Cambridge, University Library Ms. Gg. 5.35 f. 437a-b.<br />

Die Handschrift vom Format 22 χ 15 cm hatte im 15. Jahrhundert, in<br />

welchem sie bereits unvollständig war, 454 Blätter, von welchen noch<br />

442 vorhanden sind. Sie enthält auf den Blättern 432a bis 441b<br />

zweispaltig zu je 40 Zeilen eine <strong>Sammlung</strong> von 47 lateinischen<br />

Gedichten, unter denen De Heinrico die Stelle 19 einnimmt. Ihr geht<br />

auf den Blättern 425b bis 431b ein Teil eines medizinischen Traktats<br />

voran, der auf den Blättern 425b bis 454b seine Fortsetzung findet,<br />

so daß die Liedersammlung dem urspUnglichen Bestand anzugehören<br />

scheint. Geschrieben ist die Liedersammlung von einem Schreiber des<br />

11. Jahrhunderts, dessen Schrift angelsächsische Züge enthält. Vermutlich<br />

trug sie ein angelsächsischer Schreiber nach einer althochdeutschen<br />

Vorlage in die Handschrift ein.<br />

Inhalt: Der Zeit nach fallen die Lieder zwischen die Jahre 968 und<br />

1039. Abgefaßt sind sie von verschiedenen Dichtern. Manche Gedichte<br />

sind nur Auszüge aus klassischen Autoren. Auf Grund verschiedener<br />

Spuren ist eine Entstehung der <strong>Sammlung</strong> am Rhein zu vermuten. Inhaltlich<br />

finden sich Preisgedichte und Totenklagen auf Fürsten und<br />

Geistliche, religiöse und didaktische Gedichte, Erzählungen, Schwanke,<br />

Naturlieder und Stimmungslieder.<br />

Das etwas mehr als 100 althochdeutsche Wörter umfassende Lied De<br />

Heinrico (von Heinrich) ist in der Art in lateinisch-<strong>althochdeutscher</strong><br />

Mischsprache geschrieben, daß grundsätzlich je die erste<br />

Halbzeile lateinisch, die zweite althochdeutsch ist (lateinischer<br />

Anvers, <strong>althochdeutscher</strong> Ab vers). Das formal mit dem in der gleichen<br />

<strong>Sammlung</strong> der Carmina Cantabrigensia überlieferten Liebesantrag an<br />

eine Nonne vergleichbare Lied erzählt nach einem hymnusartigen<br />

Eingang von dem ehrenvollen Empfang eines Bayernherzogs namens<br />

Heinrich durch einen Kaiser Otto, ihrem gemeinsamen Kirchgang und<br />

dem weisen Verhalten Heinrichs im Rat. Streitig ist, ob damit Heinrich<br />

1. von Bayern und Otto der Große oder Heinrich II. von Bayern und<br />

Otto III. gemeint sind.<br />

Der Dichter war ein Geistlicher, der lateinische Verse verfassen konnte.<br />

Seine Ausdrucksweise ist einfach und schmucklos und damit zum<br />

Sprechvortrag geeignet. Die Verse sind wenig sorgfältig behandelt, die<br />

Reimwörter wenig ausgeprägt. Die Strophen haben teils drei, teils vier<br />

Zeilen.<br />

Sprachlich scheint das als einziges der politisch-historischen Gattung<br />

zuzurechnende Lied im altnordrheinfränkischen Gebiet beheimatet. Einzelne<br />

altsächsische Wörter gelten als vom Dichter zur Kennzeichnung<br />

der kaiserlichen Sprechweise bewußt gewählte Saxonismen.<br />

Ausgaben: Eckhart,J.G., Veterum monumentorum quaternio, Leipzig<br />

1720, 49; Breul, K., The Cambridge Songs, Cambridge 1915, 48 (Faksimile);<br />

Strecker, K., Die Cambridger Lieder, 1926, Neudruck 1955, 3.<br />

A. 1966, 57, 138 (Faksimile); Steinmeyer, E.V., Die kleineren althochdeutschen<br />

<strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke 1963, 1971, 110-111,<br />

Nr. 23.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. A. 1932, Neudruck 1966, 236; Uhiirz, M., Der Modus De<br />

Heinrico und sein geschichtlicher Inhalt, Dt. Vjschr. 26 (1952), 153;<br />

Dittrich, M.L., De Heinrico, Z.f.d.A. 84 (1952/3), 174; Christensen,<br />

H., Das althochdeutsche Gedicht De Heinrico, Kopenhagener Beiträge<br />

zur german. Linguistik 10 (1978), 18; Schützeichel, R., Grenzen des<br />

Althochdeutschen, FS Schröbler, I. - PBB 95 (1973), 23; McLintock,<br />

D.R., De Heinrico, Verfasserlexikon, 2. A. Bd. 3 1981, 928.<br />

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