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Sammlung kleinerer althochdeutscher Sprachdenkmäler, 1986 pdf ...

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C=37=Carmen ad De um<br />

Carmen ad Deum (C)<br />

Überlieferung: München, Bayerische Staatsbibliothek Clm 19410 S. 39-<br />

41.<br />

Die in der Mitte des 9. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich in Tegernsee<br />

geschriebene Handschrift im Format Oktav besteht aus zwei selbständigen<br />

Teilen. Der erste Teil umfaßt die von einer Hand geschriebenen<br />

Seiten 1 bis 60 und beginnt auf den Seiten 1-23 mit Fragen und<br />

Antworten. Dem folgen Seite 24 althochdeutsche Glossen, dann bis Seite<br />

36 Auszüge aus Bibel und Kirchenvätern mit vereinzelten Glossen,<br />

36-38 wieder Glossen, dann Due sunt civitates in mundo und S. 39 ein<br />

kurzes Glaubensbekenntnis. Daran schließt sich das Carmen ad Deum<br />

in der Weise an, daß auf eine lateinische Langzeile, seltener auf eine<br />

Halbzeile, durch Punkte getrennt, eine althochdeutsche Übertragung<br />

folgt. Nach zwei anderen lateinischen Sätzen folgen bis Seite 51 sieben<br />

Brief- und Urkundenformulare aus der Zeit vor 842 und Passauer<br />

Herkunft, dann bis Seite 57 verschiedene Verse, Seite 58, 59 einige<br />

Auszüge und das lateinische und griechische Alphabet sowie das<br />

Runenalphabet und schließlich verschiedene Glossen. Die Handschrift<br />

ist bezüglich des althochdeutschen Teiles vermutlich nur Abschrift.<br />

Inhalt: Der lateinische Hymnus Sánete sator suffragator ist ein in<br />

acht Handschriften, von denen 5 aus dem 9. Jahrhundert stammen,<br />

überliefertes lateinisches Reimgebet, das vermutlich von einem Iren im<br />

8. Jahrhundert verfaßt wurde, in dunklen ausgefallenen Wendungen<br />

Gott und Christus um Schutz bittet und auf Grund seiner kaum<br />

urspünglichen Überschrift in der Cambridger Liederhandschrift den<br />

Titel Carmen ad Deum (Lied an Gott) erhalten hat. Er besteht aus 28<br />

trochäischen Achtsilbern, deren jeder in zwei Halbzeilen zerfällt,<br />

welche untereinander zweisilbig reimen bzw. assonieren und fast<br />

durchweg auch alliterieren. Die in der vermutlich zum Schulunterricht<br />

bestimmten Tegernseer Handschrift eingetragene althochdeutsche Übersetzung<br />

ist wörtlich wie eine Interlinearversion. Sie stellt, in<br />

Anbetracht der Schwierigkeit der lateinischen Vorlage, trotz einiger<br />

Mißverständnisse (caeli arce, arceflostra, sanus) eine anerkennenswerte<br />

Leistung dar. Sie war vermutlich urspünglich interlinear und deckt<br />

sich nicht völlig mit dem in der überlieferten Handschrift beigegebenen<br />

lateinischen Text (ferunt, costis). Sie enthält etwa 130 althochdeutsche<br />

Wörter.<br />

Die Sprache ist altbayerisch. Die ursprüngliche Fassung könnte am<br />

Anfang des 9. Jahrhunderts entstanden sein (eo, o, Doppelschreibung<br />

langer Vokale, ka-, ga-, h vor Konsonanten ist abgefallen). Nicht<br />

ausgeschlossen werden Bezüge zur Reichenau.<br />

Ausgaben: Docen, B.J., Miscellaneen zur Geschichte der teutschen<br />

Literatur, Bd. 1 1807, 18f. ; Petzet, E. ,-Glauning, 0., Deutsche<br />

Schrifttafeln, Bd. 1 1910, Tafel V (Faksimile); Steinmeyer, E.V.,<br />

Die kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1916, Neudrucke<br />

1963, 1971, 290, Nr. 37.<br />

Literatur: Ehrismann, G., Geschichte der deutschen Literatur, Teil 1<br />

2. Α., 1932, Neudruck 1966, 269; Bischoff, B., Paläographische Fragen<br />

deutscher Denkmäler der Karolingerzeit,- Frühmittelalterliche Studien 5<br />

(1971), 125; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen der<br />

kleineren althochdeutschen <strong>Sprachdenkmäler</strong>, 1971; Sonderegger, S.,<br />

Althochdeutsche Sprache und Literatur, 1974; Rädle, F., Carmen ad<br />

Deum, Verfasserlexikon, 2. Α. Bd. 1 1978, 1174.<br />

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