01.02.2017 Aufrufe

PC Games 02-2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abraham Lincolns lebendig gewordene Statue gehört zu<br />

den skurrilen Highlights der ersten Sam & Max-Staffel.<br />

MAGAZIN <strong>02</strong>|17<br />

Marty McFlys jüngste Reise in die Vergangenheit<br />

in Back to the Future: The Game<br />

hat erneut die Zeitlinie durcheinandergebracht<br />

und seine Heimatstadt Hill Valley in<br />

ein totalitäres Regime verwandelt.<br />

Jahre nach dem dritten Kinofilm<br />

die legendären Zeitreiseabenteuer<br />

von Marty McFly und Doc Emmett<br />

Brown fort – und gehört storytechnisch<br />

auf Anhieb zu den besten<br />

Werken des Entwicklers. Das Spiel<br />

verknüpft gekonnt den kultigen<br />

Charme der Vorlage mit zahlreichen<br />

neuen Twists, die die Grenzen<br />

der Filme auf abenteuerliche Weise<br />

sprengen. So landet ihr unter anderem<br />

im Jahr 1931, wo ihr einem<br />

jungen, noch völlig ahnungslosen<br />

Emmett Brown begegnet. Aufgrund<br />

eures Eingreifens in die Vergangenheit<br />

passiert ein Missgeschick,<br />

weshalb Emmett niemals den<br />

DeLorean baut und stattdessen<br />

die Schwester des Schuldirektors<br />

Stanford Strickland heiratet. Das<br />

wiederum resultiert in einem völlig<br />

veränderten Hill Valley – die Stadt<br />

wird 1985 von einem totalitären<br />

Regime kontrolliert. Zwar sind die<br />

Rätsel eher Mittel zum Zweck und<br />

die betagte Grafik-Engine ist sichtlich<br />

überfordert mit der Darstellung<br />

von Hill Valley, doch die tolle Story<br />

und die gelungene Synchronisation,<br />

die sowohl Christopher Lloyd<br />

als auch einen täuschend echt<br />

klingenden Michael J. Fox-Imitator<br />

beinhaltet, entschädigen dafür<br />

umso mehr. Back to the Future: The<br />

Game wird Mitte 2011 abgeschlossen<br />

und ist Telltales letztes klassisches<br />

Adventure. Im gleichen Jahr<br />

folgt mit Jurassic Park: The Game<br />

der Versuch, einen Konkurrenten<br />

zu Quantic Dreams cineastischem<br />

PS3-Thriller Heavy Rain auf die<br />

Beine zu stellen. Anstatt knackiger<br />

Rätsel gibt es hier viele Zwischensequenzen,<br />

zahlreiche Dialoge,<br />

massig Filmschnitte und einen<br />

ganzen Batzen Quick-Time-Event-<br />

Sequenzen.<br />

Leider bleibt es bei dem Versuch:<br />

Alle vier Episoden – die<br />

Telltale ausnahmsweise auf einen<br />

Schlag veröffentlicht – sind eine<br />

einzige Enttäuschung. Die Handlung<br />

langweilt, die Sequenzen mit<br />

haufenweise überflüssiger Quick-<br />

Time-Events frustrieren und die<br />

veraltete 3D-Engine kann nicht ansatzweise<br />

mit dem grafisch wuchtigen<br />

Konkurrenten mithalten.<br />

Der Tenor bei Spielern wie Presse<br />

lautet damals: Telltale <strong>Games</strong> ist<br />

gescheitert und sollte besser zur<br />

altbewährten Rätselkost zurückkehren.<br />

Doch dann erscheint 2012<br />

wie aus dem Nichts das Spiel, das<br />

den Marktwert des Indie-Entwicklers<br />

dramatisch erhöhen wird: The<br />

Walking Dead.<br />

Die Grafik von Tales of Monkey Island lebt von der<br />

tollen und verspielten Mimik der Charaktere.<br />

Der Wendepunkt: Zombies!<br />

Das Spiel basiert auf der gleichnamigen<br />

Comicserie von Robert<br />

Kirkman und Tony Moore. Ihr<br />

übernehmt darin die Rolle von Lee<br />

Everett, der in der Auftaktepisode<br />

von einem Polizeibeamten ins<br />

Gefängnis eskortiert wird. Noch<br />

während ihr Smalltalk mit dem<br />

Fahrer betreibt, schlurft plötzlich<br />

eine Gestalt über die Straße und<br />

verwickelt euch in einen Unfall,<br />

aufgrund dessen der Polizeiwagen<br />

im Straßengraben landet. Lee kann<br />

sich befreien und flüchten, nur um<br />

sogleich mit der harten Realität<br />

konfrontiert zu werden: Ihm und<br />

dem Rest der Menschheit steht ein<br />

ewig währender Kampf gegen eine<br />

Armee voller Zombies bevor.<br />

Lee trifft kurz darauf die kleine<br />

Clementine und übernimmt instinktiv<br />

die Rolle des Ersatzvaters.<br />

Gemeinsam lernen die beiden<br />

weitere Überlebende kennen und<br />

werden mit einer Ausnahmesituation<br />

nach der anderen konfrontiert.<br />

Dabei stoßen sie auf Szenarien, an<br />

die sie in ihren kühnsten Träumen<br />

nicht gedacht hätten und die ihre<br />

eigene Menschlichkeit in Frage<br />

stellen.<br />

The Walking Dead ist spielerisch<br />

nicht weit vom drögen Jurassic<br />

Park entfernt, weshalb das<br />

Spiel über weite Strecken einem<br />

Film in Polygongrafik gleicht. Doch<br />

sämtliche Änderungen, die Telltale<br />

<strong>Games</strong> vornimmt, sorgen für einen<br />

gigantischen Qualitätsschub.<br />

Allen voran ist die Geschichte um<br />

ein Vielfaches besser geschrieben,<br />

der Szenenschnitt hat Kinoqualität,<br />

die QTE-Sequenzen sind auf ein<br />

erträgliches Maß reduziert und die<br />

Charaktere besitzen deutlich mehr<br />

Tiefe. Der Entwickler konzentriert<br />

sich auf das Schreiben der Dialoge<br />

und konfrontiert euch alle Nase<br />

lang mit Entscheidungen, wie Lee<br />

sich gegenüber seinem Umfeld<br />

verhalten soll. Dabei ist es egal, ob<br />

ihr einen freundlichen, patzigen<br />

oder neutralen Tonfall wählt – seine<br />

Antworten klingen stets authentisch<br />

und glaubwürdig.<br />

Die Beziehung zwischen Lee<br />

und Clementine wirkt derart echt,<br />

dass ihr trotz der eingeschränkten<br />

Interaktivität sofort mit den<br />

beiden fühlt. Ihr durchlebt eine<br />

emotionale Achterbahnfahrt nach<br />

der anderen und leidet vor allem in<br />

den Situationen, in denen ihr nicht<br />

gewinnen könnt. Ihr müsst euch<br />

– Achtung, Mini-Spoiler! – beispielsweise<br />

in Sekundenschnelle<br />

entscheiden, ob ihr einem in einer<br />

Eisenfalle gefangenen Mann per<br />

Axt das Bein abhackt oder ihn liegen<br />

lasst, um euch selbst vor den<br />

herannahenden Zombies zu retten.<br />

Telltale schafft mit The Walking<br />

Dead eine nahezu perfekte Dystopie,<br />

die euch klarmacht, dass ihr<br />

manchmal für das eigene Überleben<br />

jemanden anderen zum Tode<br />

verurteilen müsst. Mit der Ausbreitung<br />

der Zombies hat sich die<br />

Weltordnung völlig auf den Kopf<br />

gestellt, und jeder fängt bei null an.<br />

Hinzu kommt einer der genialsten<br />

Bluffs der Videospielgeschichte:<br />

Ab und an blendet das Spiel eine<br />

kleine Textzeile ein, laut der sich<br />

euer Gesprächspartner eure eben<br />

ausgesprochene Meinung merkt.<br />

Gleichwohl sich die Auswirkungen<br />

im schlichtesten Fall auf einen weiteren<br />

Satz beschränken, vertieft<br />

80 pcgames.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!