PC Games 02-2017
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Obwohl Kämpfe nur aus einfachen Quicktime-Reaktionstests<br />
bestehen, überzeugt die rasante Inszenierung.<br />
Harvey „Two-Face“ Dent (links im Bild) macht im<br />
Spielverlauf eine düstere Verwandlung durch.<br />
MEINE MEINUNG<br />
Felix Schütz<br />
„Gutes Batman-<br />
Abenteuer im typischen<br />
Telltale-Stil.“<br />
sen. Dadurch entstehen im späteren<br />
Handlungsverlauf einige ungewöhnliche,<br />
überraschende Situationen!<br />
Außerdem scheuen Telltales Autoren<br />
nicht davor zurück, auch mit traditionellem<br />
„Lore“ zu brechen, insbesondere<br />
was die Wayne-Familie betrifft<br />
– das mag manchen Fans vielleicht<br />
sauer aufstoßen, andere freuen sich<br />
dagegen über die frischen Impulse.<br />
Viele Höhen, einige Tiefen<br />
Ein Handlungsstrang rund um den<br />
jungen Oswald Cobblepot, der später<br />
noch als der bösartige Pinguin<br />
bekannt werden soll, wirkt allerdings<br />
spätestens ab der dritten Folge aufgesetzt<br />
und künstlich herbeigeführt.<br />
Mit ihm ist auch ein völlig neuer Superschurke<br />
verknüpft, den sich Telltale<br />
selbst ausgedacht hat – seine<br />
Einführung fällt enttäuschend aus,<br />
erst gegen Ende werden seine Motive<br />
klarer und die Figur erhält ein wenig<br />
Tiefe. Dadurch fällt das Finale zwar<br />
noch gut und befriedigend aus, doch<br />
das vielversprechende Niveau der<br />
ersten zwei Folgen kann die Serie<br />
dann doch nicht bis zum Abspann<br />
halten. Besonders störend: Viele<br />
Schauplätze früherer Episoden werden<br />
im späteren Handlungsverlauf<br />
gleich mehrmals recycelt. Das sorgt<br />
nicht nur optisch für Monotonie,<br />
sondern lässt das stark begrenzte<br />
Spielerlebnis noch eingeschränkter<br />
wirken, als es ohnehin schon ist.<br />
Wenig Konsequenzen<br />
Zudem entpuppen sich viele Entscheidungen<br />
gegen Ende der Staffel<br />
als belanglos. Die Handlung verläuft<br />
in den meisten Fällen nämlich linear,<br />
nur selten haben unsere Aktionen<br />
auch Konsequenzen, die über kleine<br />
Charakterdetails hinausgehen. Innerhalb<br />
jeder Episode geht Telltales Konzept<br />
dagegen voll auf: Jedes der rund<br />
90-minütigen Adventure-Häppchen<br />
ist vollgepackt mit interessanten<br />
Konflikten und kniffligen Entscheidungen,<br />
das sorgt für Hochspannung!<br />
Immerhin weiß man beim ersten<br />
Durchspielen schlichtweg nicht,<br />
welche Taten später Auswirkungen<br />
haben werden und welche nicht.<br />
Das Untersuchen der Tatorte ist atmosphärisch,<br />
aber spielerisch völlig belanglos und seicht.<br />
Tolle Inszenierung, miese Technik<br />
Auch die vielen durchgeskripteten<br />
Kampfszenen, in denen man nur hin<br />
und wieder ein paar Tasten hämmert,<br />
sind ebenso spannend wie rasant<br />
inszeniert – schnelle Schnitte und interessante<br />
Perspektiven machen die<br />
brutalen Prügeleien sehenswert! Und<br />
das trotz der mauen Technik: Abseits<br />
der Kämpfe ist Batman nämlich kein<br />
Hingucker, besonders die steifen Animationen<br />
und hölzernen Gesichter<br />
der Charaktere zeigen, dass Telltales<br />
Engine längst nicht mehr auf der<br />
Höhe der Zeit ist. Dafür entschädigen<br />
aber der gelungene Soundtrack und<br />
die motivierten englischen Sprecher,<br />
allen voran Troy Baker, der vielen<br />
Spielern aus The Last of Us und Bioshock<br />
Infinite bekannt sein dürfte.<br />
Deutsche Sprecher gibt es zwar<br />
nicht, immerhin wurden aber die Texte<br />
und Untertitel übersetzt.<br />
Typisch Telltale: Mehr Film als Spiel<br />
Wie alle Telltale-Spiele ist auch Batman<br />
im Grunde ein einziger interaktiver<br />
Film, der selbst Rätsel-Hasser unterfordert.<br />
Sind wir nicht gerade mit<br />
Dialogen, Cutscenes oder simplen<br />
Quicktime-Event-Kämpfen beschäftigt,<br />
untersuchen wir Tatorte oder<br />
lösen lächerlich einfache Minispiele.<br />
Dieser Adventure-Part ist durch alle<br />
fünf Folgen hinweg ein einziges Kinderspiel,<br />
da wir nur stur sehr wenige<br />
Hotspots abklappern und eine Aktionstaste<br />
drücken müssen.<br />
Doch nach zig Spielen wie The<br />
Walking Dead oder The Wolf Among<br />
Us war das ja zu erwarten: Telltale<br />
bleibt sich eben treu, pfeift auf spielerischen<br />
Anspruch und inszeniert<br />
lieber spannendes, cineastisches<br />
Adventure-Kino. Wer also nicht mehr<br />
als das erwartet, wird prima bedient!<br />
Tipp: Episode 1 Reich der Schatten<br />
ist gratis über Steam spielbar.<br />
Nach dem starken Serienauftakt hatte ich<br />
große Erwartungen an Batman: Würde es<br />
Telltale endlich wagen und mir diesmal<br />
Entscheidungen präsentieren, die nicht<br />
nur den Eindruck von Freiheit erwecken,<br />
sondern die sich wirklich und nachhaltig<br />
auf die Story auswirken? Leider nein: Batman<br />
folgt dem gleichen Schema wie The<br />
Walking Dead oder The Wolf Among Us:<br />
Verdammt düster, gut erzählt und dank<br />
vieler Entscheidungsmomente streckenweise<br />
richtig spannend. Doch am Ende<br />
hat nur sehr wenig von dem, was ich<br />
Bruce Wayne sagen und tun lasse, auch<br />
wirklich Einfluss auf dem Handlungsverlauf.<br />
Hier hatte ich mir mehr erhofft! Ansonsten<br />
macht dieser Batman nämlich<br />
eine gute Figur: interessante Situationen,<br />
rasant inszenierte Action und ein paar<br />
überraschende Wendungen ließen mich<br />
bis zum Finale kräftig mitfiebern. Für<br />
eine zweite Staffel wünsche ich mir vor<br />
allem weniger Level-Recycling und dafür<br />
abwechslungsreichere Umgebungen,<br />
in denen ich auch mal etwas entdecken<br />
kann! Dass die Entwickler vielleicht sogar<br />
mal ein paar ordentliche Rätsel einbauen<br />
kann ich mir wohl abschminken – ganz<br />
offensichtlich ist der Zug, auf dem die<br />
anspruchsvollen Denkaufgaben geladen<br />
waren, für Telltale endgültig abgefahren.<br />
PRO UND CONTRA<br />
Ordentliche, solide Geschichte<br />
Viele spannende Momente<br />
Atmosphärische Batman-Abschnitte<br />
Interessante Entscheidungen<br />
Gute englische Sprecher<br />
Stimmungsvoller Soundtrack<br />
Rasant inszenierte Actionsequenzen<br />
Nichts zu entdecken<br />
Anspruchslose Mini-Rätsel<br />
Charakteranimationen wirken abseits<br />
der Kämpfe völlig veraltet<br />
Wenig Interaktion in den Levels<br />
Viele Schauplätze aus früheren<br />
Episoden werden einfach recycelt<br />
Keine deutschen Sprecher<br />
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WERTUNG<br />
<strong>02</strong> | <strong>2017</strong><br />
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