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PC Games 02-2017

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EXTENDED <strong>02</strong>|17<br />

That Dragon, Cancer<br />

Spiele müssen Spaß machen? Wer<br />

dieser Überzeugung ist, der sollte<br />

– nichts für ungut! – gleich weiter<br />

zum nächsten Spiel im Artikel springen.<br />

Denn hier geht es um die interaktive<br />

Leidensreise eines kleinen<br />

Jungen auf seinem Weg zum Tod.<br />

Spaß macht das nicht. Joel Green<br />

ist fünf Jahre alt, als er an einem<br />

Hirntumor stirbt. Die Eltern haben<br />

eine Art spielerischen Nachruf verfasst.<br />

That Dragon, Cancer ist eine<br />

Ansammlung von Szenen aus dem<br />

Krankheitsverlauf, manche sind<br />

banal, andere bestehen aus Metaphern<br />

und greifen Themen wie Spiritualität<br />

oder Verzweiflung auf. Das<br />

Spiel mit finanzieller Hilfe von mehr<br />

als 3.000 Kickstarter-Unterstützern<br />

fertigzustellen, war ein karthatisches<br />

Erlebnis für Ryan und Amy<br />

Green. Wer selbst Kinder hat und<br />

That Dragon, Cancer spielt, der mag<br />

darin manche seiner eigenen Ängste<br />

und Erfahrungen in Verbindung<br />

mit dem Nachwuchs wiedergespiegelt<br />

sehen. Mit seiner ungewöhnlichen<br />

Entstehungsgeschichte und<br />

dem biographischen Ansatz hat das<br />

Spiel 2016 für Schlagzeilen gesorgt<br />

– bei den US-amerikanischen Game<br />

Awards im Dezember erhielt That<br />

Dragon, Cancer sogar einen Preis<br />

für seine emotionale Wirkung. Der<br />

Vater des verstorbenen Joel hielt<br />

im Folgenden eine rührende Rede.<br />

Kommerziell und in Sachen Gameplay<br />

weit von einem Meilenstein<br />

entfernt, hat That Dragon, Cancer<br />

dennoch Beachtliches geleistet:<br />

Es zeigt, dass die Indie-Branche<br />

weiterhin ein Quell ungewöhnlicher<br />

Konzepte ist und dass <strong>PC</strong>-Spiele<br />

als Medium ihren Spielern Zugang<br />

zu gänzlich neuen (und manchmal<br />

sogar schmerzlichen) Erfahrungen<br />

erlauben. <br />

(pb)<br />

ENTWICKLER: Numinous <strong>Games</strong><br />

PREIS: ca. 10 Euro<br />

Abzû<br />

Rochen gleiten durch grüne Tangwälder,<br />

Riesenkalmare leuchten in<br />

der Tiefsee, eine Delfinschule spielt<br />

im Korallenriff: Abzû entführt den<br />

Spieler in die Wunderwelt des Meeres,<br />

wo nicht nur allerlei fremdartig<br />

anmutende Wesen, sondern auch<br />

die Geheimnisse einer alten Zivilisation<br />

schlummern. Abzû ist kein<br />

Adventure der üblichen Machart,<br />

mit komplexen Puzzles oder viel<br />

Story und Dialog. Im Vordergrund<br />

steht vielmehr das audiovisuelle<br />

Erlebnis. Die Meereslandschaft<br />

wird perfekt in Szene gesetzt und<br />

erstrahlt in leuchtenden Farben –<br />

statt Hyperrealismus setzt Giant<br />

Squid Studio (gegründet von Matt<br />

Nava, der zuvor an den Indie-Hits<br />

Flower und Journey arbeitete) auf<br />

einen leicht simplifizierten Look<br />

mit Cel-Shading-Akzenten. In ruhigen<br />

Momenten wird der Tauchgang<br />

von sphärischen Klängen und<br />

Sound-Effekten untermalt, während<br />

bombastische orchestrale<br />

Arrangements die aufregenderen<br />

Szenen begleiten. In Abzû geht es<br />

nicht darum, möglichst schnell zu<br />

schwimmen, möglichst viele Tierarten<br />

und Sammelgegenstände<br />

zu entdecken oder Ähnliches. Es<br />

mag ausgelutscht klingen, doch in<br />

diesem Fall ist der Weg das Ziel,<br />

und am befriedigendsten fühlt sich<br />

das Erlebnis Abzû an, wenn man<br />

ihm Zeit gewährt, die Vielfalt und<br />

Lebendigkeit der Umgebung aufsaugt<br />

und dabei das wunderschöne<br />

Farbenspiel genießt. Power-Zocker<br />

sind mit Abzû schnell fertig, denn<br />

um das Ende zu sehen, reichen<br />

bereits eine bis zwei Stunden<br />

Tauchgang. Die Ehrfurcht vor den<br />

Wundern der Natur weckt aber im<br />

Zweifelsfall auch ein kurzer Abstecher<br />

in die Unterwasserwelt. (kr)<br />

ENTWICKLER: Giant Squid<br />

PREIS: ca. 20 Euro<br />

Dem Geschehen im Low-Poly-<br />

Look schaut ihr hauptsächlich<br />

zu, Interaktion beschränkt sich<br />

auf ein Minimum.<br />

Ihr taucht immer tiefer in die See hinab und<br />

bewundert unterschiedliche Ökosysteme.<br />

Offworld Trading Company<br />

Eines der originellsten Strategiespiele<br />

des vergangenen Jahres haben wir<br />

Mohawk <strong>Games</strong> zu verdanken, einem<br />

US-Studio, das von ehemaligen<br />

Entwicklern von Civilization 4 und 5<br />

gegründet wurde. Ihr Erstlingswerk<br />

Offworld Trading Company ist ein<br />

waschechtes, flottes Echtzeitstrate-<br />

Haben wir eine Raketenbasis errichtet, können wir<br />

wertvolle Güter zu irren Preisen im Orbit verkaufen.<br />

giespiel auf der Mars – allerdings besiegen<br />

wir unsere Gegner hier nicht<br />

mit Panzern und Raketen! Stattdessen<br />

ist es in jeder Partie unsere Aufgabe,<br />

eine kleine Basis zu errichten<br />

und eine funktionierende Wirtschaft<br />

aufzubauen. Dazu schürfen wir – je<br />

nach gewählter Fraktion – kostbare<br />

Mineralien, bohren nach Wasser, erzeugen<br />

Nahrung und Energie, lassen<br />

Luxusgüter wie Elektronik, Glas und<br />

Chemikalien herstellen. Fehlende<br />

Waren kaufen wir günstig auf dem<br />

Markt ein, überschüssige Lagerbestände<br />

verticken wir zu möglichst<br />

saftigen Preisen. Ziel ist es, unsere<br />

Mitbewerber, die ebenfalls in Echtzeit<br />

die Karte besiedeln, möglichst<br />

schnell auszustechen und ihre<br />

Firmenanteile nach und nach aufzukaufen,<br />

bis wir genügend Aktien<br />

besitzen, um ihre Basis zu übernehmen.<br />

Als Gegenmaßnahmen können<br />

wir Preise auf dem Markt manipulieren,<br />

Schlägertrupps und Piraten<br />

anheuern oder die Produktion einer<br />

Basis mit einer EMP-Welle lahmlegen.<br />

Das Ganze spielt sich dank<br />

einer guten, schlichten Benutzeroberfläche<br />

angenehm schnell und<br />

intuitiv. Ordentliche Tutorials führen<br />

außerdem solide in die wenigen,<br />

aber eng verzahnten Spielmechaniken<br />

und Taktiken ein. Seine Stärken<br />

entfaltet das Spiel vor allem im Multiplayer,<br />

es gibt aber auch eine halbwegs<br />

brauchbare Solo-Kampagne<br />

und Skirmish-Partien. Neben dem<br />

Hauptspiel sind auch schon mehrere<br />

kleine DLC-Erweiterungen für je 5<br />

Euro erschienen. <br />

(fs)<br />

ENTWICKLER: Mohawk <strong>Games</strong><br />

PREIS: ca. 40 Euro<br />

128 pcgames.de

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