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PC Games 02-2017

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EXTENDED <strong>02</strong>|17<br />

The Witness<br />

„Was soll dieser Scheiß eigentlich?“,<br />

fragten wir einst im Test<br />

und tatsächlich – die Sinnsuche<br />

in The Witness liefert keine befriedigenden<br />

Ergebnisse. Es gibt<br />

keine Geschichte, kein klassisches<br />

Ende – nur ein paar philosophisch<br />

angehauchte Vorträge und Fetzen<br />

von Metaphern, über deren Bedeutung<br />

man trefflich mit anderen<br />

Spielern in Foren streiten kann. So<br />

bleibt die Lösung der 600 Rätsel die<br />

einzige Belohnung für eifrige Kopfnussknacker.<br />

Wer nicht mittendrin<br />

frustriert aufgibt, dem werden die<br />

Augen geöffnet – denn The Witness<br />

schult die Beobachtungsgabe und<br />

punktet mit etlichen „Ach, so geht<br />

das!“-Momenten. Braid-Entwickler<br />

Jonathan Blow und sein Team gelingt<br />

etwas Einzigartiges: Die farbenprächtige<br />

Inselwelt von The Witness<br />

mit ihren Bäumen, Felsen und<br />

Seen lässt sich mit der Zeit wie eine<br />

Geheimsprache lesen, um aus der<br />

Umgebung selbst Hinweise zur Lösung<br />

der Puzzles zu ziehen. Das ist<br />

ebenso beeindruckend wie schwierig<br />

zu beschreiben, ohne das Beste<br />

an The Witness vorwegzunehmen.<br />

Das ungewöhnliche Design funktioniert<br />

besonders dann, wenn man<br />

einfach losspielt, ohne zuvor allzu<br />

viel über The Witness gelesen zu<br />

haben. Bei dieser Vorgehensweise<br />

nimmt man freilich auch eine<br />

beachtliche Portion Frust in Kauf,<br />

denn The Witness ist anspruchsvoll;<br />

an manchen Denkaufgaben<br />

beißt man sich unter Umständen<br />

stundenlang die Zähne aus. Wem<br />

der Fortschritt zur nächsten, noch<br />

komplizierteren Kopfnuss ausreichend<br />

Lohn für dieses zähe Ringen<br />

um die Lösung ist, der findet aktuell<br />

allerdings kein vergleichbares<br />

Spiel auf dem <strong>PC</strong>. <br />

(pb)<br />

ENTWICKLER: Thekla, Inc.<br />

PREIS: ca. 38 Euro<br />

Steamworld Heist<br />

Man nehme eine ordentliche Portion<br />

XCOM, verfrachte das Konzept<br />

in einen tollen 2D-Grafikstil<br />

und garniere es mit einer Horde<br />

durchgeknallter Roboterpiraten<br />

im Weltall – fertig ist der Indie-Hit<br />

Steamworld Heist! Zwar stellt das<br />

Spiel den geistigen Nachfolger<br />

zum gelungenen Jump & Run<br />

Steamworld Dig dar, allerdings<br />

bedienen die Entwickler diesmal<br />

ein völlig anderes Genre: Trotz des<br />

schicken 2D-Comicstils ist Steamworld<br />

Heist nämlich ein lupenreines<br />

Rundentaktikspiel, in dem wir<br />

Zug um Zug unsere Blechsoldaten<br />

kommandieren, um mit ihnen<br />

feindliche Raumschiffe zu kapern<br />

und ordentlich Beute zu machen.<br />

Im Verlauf der etwa 15 Stunden<br />

langen Einzelspielerkampagne erhalten<br />

wir Zugriff auf Scharfschützen,<br />

Nahkämpfer, Sprengmeister<br />

und andere Spezialisten, die wir<br />

mit neuen Waffen ausstatten und<br />

mit der Zeit aufleveln. So ist unsere<br />

Robotercrew gerüstet für die zunehmend<br />

kniffligeren Einsätze, in<br />

denen wir uns oftmals sputen müssen:<br />

Meistens wird nach ein paar<br />

Runden nämlich Alarm ausgelöst,<br />

durch den weitere Feinde in die<br />

Levels spawnen – es gilt also, sich<br />

zügig zum Missionsziel vorzuarbeiten!<br />

Spielerisch interessant: Es gibt<br />

keine Kampfautomatik, die unsere<br />

Trefferchance wie in XCOM berechnet.<br />

Stattdessen müssen wir<br />

die Waffen unserer Robotercrew<br />

von Hand auf die Gegner ausrichten,<br />

können so beispielsweise<br />

Projektile gezielt von Wänden und<br />

Decken abprallen lassen und so bei<br />

Bedarf um die Ecke zielen. Sympathische<br />

Charaktere und fünf wählbare<br />

Schwierigkeitsgrade runden<br />

das originelle Gesamtpaket ab. (fs)<br />

ENTWICKLER: Image & Form<br />

PREIS: ca. 20 Euro<br />

Die betörende Schönheit der Insel kaschiert<br />

den Sadismus der Entwickler, die den<br />

Spieler mit schwierigen Rätseln quälen.<br />

Trotz des schicken 2D-Grafikstils ist Steamworld<br />

Heist spielerisch am ehesten mit XCOM vergleichbar.<br />

Inside<br />

Kurz, düster und unheimlich intensiv:<br />

Der finstere 2D-Plattformer<br />

Limbo war eines der besten Spiele<br />

des Jahres 2011. Fünf Jahre später<br />

wollten die Entwickler Playdead ihren<br />

Erfolg mit einem ähnlichen Spiel<br />

wiederholen – und übertrafen sich<br />

selbst! Ihr zweites Werk Inside spielt<br />

Eindringliche Bilder: Als einsamer Junge erkunden wir<br />

eine bedrohliche, menschenverachtende Dystopie.<br />

sich zwar ähnlich, ist aber auch eine<br />

ganze Ecke besser als Limbo: Erneut<br />

steuern wir einen kleinen Jungen<br />

durch eine finstere, graue Welt, diesmal<br />

in kunstvoller 3D-Kulisse dargestellt,<br />

obwohl das Gameplay genauso<br />

zweidimensional bleibt wie im geistigen<br />

Vorgänger. Allerdings erkunden<br />

wir in Inside nicht die Hölle, sondern<br />

eine deprimierende, dystopische Zukunft,<br />

in der Menschen wie Vieh abtransportiert,<br />

selektiert, in Fabriken<br />

gesteckt oder für Versuche verwendet<br />

werden. Es sind beklemmende,<br />

verstörende Bilder, die man da sieht<br />

und die einen mit einer Mischung aus<br />

Abscheu und Neugier immer tiefer in<br />

die sensationell designte Welt abtauchen<br />

lassen. Wie in Limbo besteht<br />

das gesamte Abenteuer aus einem<br />

riesigen nahtlosen Level, vollgepackt<br />

mit kniffligen Puzzles, spannenden<br />

Verfolgungsjagden und unheimlichen<br />

Taucheinlagen. Besonderes Lob verdient<br />

auch das Sounddesign: Die<br />

finstere Klangkulisse sorgt mit behutsam<br />

eingesetzter Musikuntermalung<br />

für eine faszinierende Atmosphäre<br />

bis zum Schluss! Apropos: Das aufwühlende<br />

Finale zählt zu den bizarrsten,<br />

überraschendsten und kontroversesten<br />

Szenen, die man 2016 in<br />

einem Videospiel erleben durfte. Was<br />

man hier sieht und spielt, hallt noch<br />

lange nach – und tröstet ein wenig<br />

darüber hinweg, dass dieses Meisterwerk<br />

schon nach etwa dreieinhalb<br />

Stunden vorbei ist. Wer den hohen<br />

Kaufpreis aber nicht scheut, wird mit<br />

einem der besten Spiele des letzten<br />

Jahres belohnt. <br />

(fs)<br />

ENTWICKLER: Playdead<br />

PREIS: ca. 20 Euro<br />

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