10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

527<br />

Im Jahr seines Wechsels von <strong>Göttingen</strong> nach Berlin erschien jene Arbeit, die<br />

Ernst Curtius in seinem ADB-Artikel von 1894 als Tölkens bedeutendste Schrift<br />

bezeichnet:<br />

� Ueber das Basrelief und die Grenzen der Plastik und Malerey. Berlin<br />

1814. 1356<br />

Nach den Angaben von Rotermund soll sie als Probeschrift für seine Habilitation an<br />

der Universität Berlin gedient haben.<br />

Die Rückkehr der Beutekunst aus Paris bot Tölken im 1815 eine unerwartete<br />

Chance. Den Heeren Napoleons war während der Expansionsjahre Dominique<br />

Vivant Denon, Generaldirektor des Louvre und der wohl versierteste Kenner alter<br />

Kunst in seiner Zeit, unmittelbar gefolgt. Er vor allem übte das Beuterecht des<br />

siegreichen Imperators gegenüber den Kunstwerken der besiegten Dynastien aus.<br />

In Deutschland traf es besonders schwer das Fürstentum Braunschweig-<br />

Wolfenbüttel, weil der gefallene Herzog Karl Wilhelm Ferdinand die preußischen<br />

Truppen bei Jena und Auerstedt als Oberkommandierender geführt hatte. Aber<br />

auch die Hohenzollern wurden mit Kennerschaft von Denon ihrer besten Kunstwerke<br />

beraubt. Allein aus den Schlössern von Berlin, Charlottenburg und Sanssouci<br />

wurden 123 Gemälde, 28 Statuen, 56 Büsten und Reliefs, über 500 Gemmen<br />

und 25 Elfenbeiarbeiten nach Frankreich überführt. Am ersten Jahrestag des Sieges<br />

über Preußen befahl Napoleon 368 der besten Kunstwerke im Louvre, der seit<br />

1803 Musée Napoléon hieß, auszustellen. Nach dem endgültigen Sieg über Napoleon<br />

wurde ein großer Teil der Beutekunst in langen militärisch eskortierten Wagenkolonnen<br />

zurücktransportiert. Wilhelm von Humboldt hatte in den Pariser Verhandlungen<br />

die Rückgabe vertraglich gesichert. In dieser Situation waren in Berlin<br />

kunsthistorische Experten wie Tölken bei der Identifizierung und Inventarisierung<br />

gefragt. Tölken machte sich besonders um die Revision der Antiken verdient. 1357<br />

Auch die nunmehr siegreichen Alliierten feierten die Rückkehr der Beutekunst mit<br />

patriotisch gestimmten Ausstellungen. Preußen konnte u. a. die Quadriga wiederum<br />

auf dem Brandenburger Tor aufstellen. Der Katalog der Berliner Ausstellung<br />

zugunsten der verwundeten Kriegsveteranen erschien unter dem Titel Verzeichnis<br />

der Bilder und Kunstwerke so durch die Tapferkeit der vaterländischen Truppen wieder erobert<br />

worden. 1358<br />

Die allgemeine Neuordnung des Museumswesens im Gefolge der Befreiungskriege<br />

bot versierten Kunsthistorikern neuartige Berufschancen, da eine Epoche zu<br />

Ende ging, in der die Leitung von Kunstmuseen als Aufgabe von Künstlern angesehen<br />

wurde. Tölken wird sich 1832 vor allem diesem Berufsfeld zuwenden. Nach<br />

Rotermund war Tölken zunächst während der Jahre 1816 bis 1818 beauftragt, die<br />

1356 Die Veröffentlichung ist in der <strong>SUB</strong> <strong>Göttingen</strong> nicht vorhanden und wurde von mir nicht eingesehen.<br />

Daher konnten unterschiedliche Angaben zum Wortlaut des Buchtitels, zum Erscheinungsjahr<br />

und zum Textumfang am Original nicht überprüft werden.<br />

1357 ADB 38/1894, S. 415.<br />

1358 Vgl. vor allem Wescher, Paul: Kunstraub unter Napoleon. Berlin 1976. Kap. VI und IX. – Vgl.<br />

auch Schrapel (wie Anm. 2369), S. 143-151.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!