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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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507<br />

struktur des Akademischen Museums im Jahre 1854 an. Vorsteher der vierten und<br />

letzten, der ethnographischen Abteilung war Osiander. 1284<br />

Ein Bild von Osianders Lehre zu zeichnen, ist angesichts der Quellenlage schwierig.<br />

Wegen der Lehr-Hemmungen Osianders würde man auch auf zweifelhafte<br />

Weise etwas rekonstruieren, was er in seinem Gelehrtenleben als nachrangig ansehen<br />

musste. Osiander hat wahrscheinlich mindestens eine öffentliche Veranstaltung<br />

pro Semester angezeigt, um seinen Verpflichtungen als Professor nachzukommen.<br />

Eine Stichprobe der Lehrankündigungen ergab, dass Osiander in den<br />

Wintersemestern der Jahre 1830, 1840 und 1850 z. B. jeweils nur eine Lehrveranstaltung<br />

zur Entbindungskunst ankündigte. 1285 Ob sie zustande kamen, ist ungewiss.<br />

Als Osiander am 19. 7. 1828 das Kuratorium um drei Wochen Urlaub bat,<br />

um seine Frau bei einer verordneten Badekur in Bad Pyrmont begleiten zu können,<br />

erwähnte er drei von ihm angebotene Collegia privatissima, die er bis Ende der<br />

nächsten Woche schließen werde. 1286 Diese Angaben Osianders sind nur zum Teil<br />

vereinbar mit seinen Ankündigungen für dieses Sommersemester, das er fast auf<br />

halber Strecke abbrach. Im Lektionskatalog hatte er folgende Lehrveranstaltung<br />

angekündigt:<br />

� Hr. Prof. Osiander lehrt die Entbindungskunst 4. Stunden wöchentlich um 10<br />

Uhr und gibt um 2 Uhr privatissime Anleitung zu den verschiedenen geburtshülflichen<br />

Operationen. 1287<br />

Das Urlaubsgesuch spricht dafür, dass Osianders Vorlesung in diesem Semester<br />

nicht zustande kam, und dass er sich vor allem durch Privatissima im Bereich der<br />

Lehre nützlich zu machen versuchte – eine vermutlich generalisierbare Momentaufnahme.<br />

Am 10. 2. 1855 teilte der Prorektor der Universität dem Kuratorium mit, dass<br />

Osiander nach längerem Leiden im Alter von 68 Jahren gestorben sei. Er hinterließ<br />

eine Witwe mit drei unmündigen Kindern. 1288 Das Erbe war offensichtlich<br />

gering, denn die Witwe wurde von Gläubigern bedrängt. 1289<br />

Eine Würdigung der letzten Lebensjahrzehnte des Verstorbenen enthält ein Nachruf,<br />

den die Hannoversche Zeitung am 14. 2. 1855 abdruckte:<br />

Früher als praktischer Accoucheur und als akademischer Lehrer sehr thätig, beschränkte<br />

sich in den letzten 20 Jahren seine praktische Wirksamkeit hauptsächlich<br />

auf geburtshülfliche Konsultationen in der Stadt und Umgegend, so wie an mehreren<br />

deutschen Fürstenhöfen, während er durch seine schriftstellerischen Leistungen, weniger<br />

1284 [Rössler, Emil Franz]: <strong>Göttingen</strong>. Umrisse einer Beschreibung und Geschichte der Stadt, der<br />

Universität, der Umgebung, der wissenschaftlichen und insbesondere naturwissenschaftlichen und<br />

medizinischen Institute. <strong>Göttingen</strong> 1854, S. 36.<br />

1285 GGA 1830; S. 1473, GGA 1840, S. 1552; GGA 1850, Nachrichten S. 151.<br />

1286 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 57.<br />

1287 GGA 1828, S. 432.<br />

1288 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 114.<br />

1289 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 117; Kur 10. e. O. 3, Bl. 2; Kur 11. 37, Bl. 1, etc.

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