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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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� Volksarzneymittel und einfache, nicht pharmaceutische Heilmittel gegen Krankheiten<br />

des Menschen. Ein Haus- und Familienbuch für die gebildeten Stände von<br />

Dr. Joh. Friedr. Osiander, weiland Professor der Medicin in <strong>Göttingen</strong>, Fürstl.<br />

Waldeckschem Hofrathe etc. etc. Mit Doppelregister. Siebente Auflage. Hannover.<br />

Carl Meyer. Hinüberstr. 18. 1877. [XVI + 370 S.] 1282<br />

Mit diesem Anfang einer Medicina comparata beabsichtigte Osiander – nach seinen<br />

Worten – die Medizin von einer unerwarteten Seite zu bereichern: durch den gesunden<br />

Menschenverstand und den Instinkt. Nach Osianders Auffassung könne<br />

die Stimme der Natur dazu beitragen, die Heilkunst zu vereinfachen und sie von<br />

exklusiven und alleinseligmachenden Systemen zu reinigen. In seinem ethnomedizinischen<br />

Ansatz versuchte er an jene Quellen der Medizin anzuknüpfen, aus denen<br />

sich auch die Volkskuren speisten. Er sah in diesen Formen einer alternativen<br />

Medizin rätselhafte Triebe am Werk, mit denen die Natur antreibe und warne, um<br />

auf diese Weíse ihre Erziehung des Menschengeschlechts voranzubringen. Osiander<br />

kannte seine akademischen Zunftgenossen und ahnte, dass sein paradoxes Buch<br />

Widerstand wecken würde, denn es durchkreuze zu viele Interessen. Schon die<br />

Vereinfachung der Heilverordnungen sei nicht nach dem Geschmack aller Stände.<br />

Auch in diesem Fall sah Osiander zuerst in den praktizierenden Ärzten seine Leser.<br />

Ihnen wollte er den Reichtum der Volksarzneimittel erschließen. Aber ohne<br />

die Absicht, ein Hausbuch schreiben zu wollen, wünschte er auch, dem Laien<br />

einfache aber zweckmäßige – nicht-pharmazeutische – Heilmittel vorzuschlagen.<br />

Ohne dessen explizite naturphilosophische Orientierung zu teilen, verfolgte Osiander<br />

ähnliche Tendenzen wie sein Kollege Kraus [Nr. 15].<br />

Die Auflagenzahl dieser Publikation zur naturnahen Volksmedizin, sowie deren<br />

Verbreitung bis nach Russland und Nordamerika und schließlich die wohlwollenden<br />

Rezensionen auch in wissenschaftlichen und medizinischen Zeitschriften<br />

lassen erkennen, dass Osiander einen Bestseller auf den Weg gebracht hatte, dessen<br />

meiste Auflagen nach dem Tod des Verfassers im Jahre 1855 erschienen. Die<br />

siebente Auflage von 1877 trägt den Untertitel Ein Haus- und Familienbuch für die<br />

gebildeten Stände. 1283 Vor allem gebildete Laien und Geistliche auf dem Lande<br />

schätzten Brauchbarkeit dieser Publikation. Im Laufe vieler Jahre war eine systematische<br />

Sammlung der volkstümlichen Heilmittel aller Völker entstanden. Im<br />

Vorwort der 7. Auflage heißt es von diesem Werk, dass es den Fleiß eines ganzen<br />

Lebens und die Schätze der Göttinger Universitätsbibliothek präsentiere. Osianders<br />

Schwerpunktbildung im ethnologischen Bereich zeigt auch die Abteilungs-<br />

1282 Die erste Auflage erschien im Tübinger Verlag seines Bruders C. F. Osiander. Mit Vorreden zu<br />

einigen früheren Auflagen. Eine fünfte Auflage des Jahres 1862 war bereits nach drei Monaten<br />

vergriffen (S. XIII).<br />

1283 Erschienen im Verlag Carl Meyer in Hannover.

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