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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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und um Verständnis dafür bittet, dass er auch durch eigene unüberwindliche<br />

Probleme hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben sei:<br />

Leider ist mein körperlicher Fehler 1278 und die Nachwirkung der Schicksale welche ich<br />

erlebt habe, mir ein fast unüberwindliches Hinderniß an der vollkommenen Ausübung<br />

der Pflichten welche mir obliegen, und ich gerathe nur zu oft, durch das was ich zu unterlassen<br />

gezwungen bin, in Conflict mit meinen Bestrebungen und selbst mit meinem<br />

Gewissen. Wäre ich nicht der Versorger einer Familie, ich würde sogar längst auf eine<br />

Laufbahn verzichtet haben, in der ich durch eigene Schuld und die Ungunst der Umstände<br />

zurück geblieben bin. So muß ich in Demuth meine Schwäche bekennen, und<br />

annehmen, was ich kaum jemals zu verdienen im Stande seyn werde. Was etwa noch<br />

Gutes an mir ist, liegt in treuer Anhänglichkeit an König und Vaterland, in der<br />

Ausübung meiner Kunst und der stillen Wirksamkeit in der Literatur meiner Wissenschaft.<br />

1279<br />

An diesem Bekenntnis fällt u. a. auf, dass Osiander eine starke emotionale Bindung<br />

an das hannoversche Königshaus besaß, obgleich er einer alten württembergischen<br />

Familie entstammte. Als 1845 König Ernst August die Georgia Augusta<br />

besuchte, war der Monarch im Vergleich mit seinem ersten Besuch während des<br />

problematischen Jahres 1837 positiv von der Universität beeindruckt. Er verfügte<br />

am 1. 7. 1845 zum Beweise der besonderen Zufriedenheit mit dem Geist, der auf Unserer<br />

Landes-Universität herrscht und den vorzüglichen Leistungen der bei denselben angestellten<br />

Professoren [...] Gnaden-Bezeugungen, durch die auch Osiander eine Zulage von 100<br />

rthlr. erhielt. 1280<br />

Seiner naturhistorischen Neigung weiterhin folgend, betreute Osiander auch als<br />

Professor die zoologische und ethnographische Abteilung im Akademischen Museum.<br />

1281 Auf dieser Schnittstelle zwischen Medizin und Ethnologie entwickelte er<br />

einen zweiten Forschungs- und Publikationsschwerpunkt. Er war nicht zuletzt<br />

dank der reichhaltigen Bestände der Universitätsbibliothek an (fremdsprachiger)<br />

Reiseliteratur möglich. 1826 erschien in erster Auflage Osianders Bestseller, dessen<br />

Titel hier nach der posthum erschienenen 7. Auflage zitiert wird:<br />

1278 In der Porträtsammlung der <strong>SUB</strong> <strong>Göttingen</strong> ist ein Brustbild von Osiander überliefert, das eine<br />

leichte Unregelmäßigkeit der linken Kopfseite zeigt (HDS: Voit´sche Sammlung: Osiander, Johann<br />

Friedrich 1787-1855). – Es wäre eine besondere Tragik, wenn die Osianderzange zu dieser Fehlbildung<br />

beigetragen hätte.<br />

1279 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 76.<br />

1280 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 89.<br />

1281 Im Staats- und Adress-Kalender für das Königreich Hannover auf das Jahr 1826 (Hannover o. J.) ist für<br />

das Akademische Museum folgende Stellenaufteilung angegeben: An erster Stelle steht Blumenbach.<br />

Als Mitaufseher sind genannt: Hausmann für die mineralogische Sammlung, Osiander für die zoologische<br />

und ethnologische Sammlung (S. 331). Osiander war ferner einer der drei Assessoren der<br />

Sozietät der Wissenschaften (S. 338). – Vgl. die Beschreibung des Museums im Jahr 1820 bei Pütter:<br />

Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 3, S. 419-423.

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