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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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504<br />

Nebenumständen. Falls die Leser eine Fortsetzung wünschen sollten, könne er Materialien<br />

aus 62 Heften seiner Privatpraxis heranziehen. Diese Bemerkung deutet an,<br />

dass sich Osiander durch eine offenbar umfangreiche Praxis abseits der Klinik ein<br />

großes Erfahrungsfeld erschlossen hatte. Mit seiner Absicht, ein praktisch brauchbares<br />

Handbuch zu liefern, hatte Osiander in erster Linie die praktizierenden Ärzte<br />

im Auge. Seiner Zurückhaltung in der Lehre entsprechend, schrieb er nicht in<br />

erster Linie für ein studentisches Publikum im Lehrbetrieb der Universitäten. Osiander<br />

betrachtete den Praxis-Band als Ergänzung zu seiner geburtshilflichen Aetiologie<br />

und Indikationslehre, die er in seiner Bearbeitung des väterlichen Handbuches<br />

dargestellt hatte.<br />

Der Tendenz von Osiander, vor allem für die Praktiker zu publizieren, lässt sich<br />

auch sein Hebammenbuch zuordnen:<br />

� Hebammenbuch oder Anleitung zur Geburtshülfe für Hebammen. Nebst Belehrung<br />

über die Krankheiten der Frauen und Kinder von Dr. J. F. Osiander. Professor<br />

der Medizin in <strong>Göttingen</strong>, Fürstl. Waldeckschem Hofrathe. Tübingen bei<br />

C. F. Osiander. 1839. [XVI + 366 S.]<br />

Osiander war mit seinem Interesse an komplizierten Geburtsfällen, ein gesuchter<br />

Geburtshelfer – insbesondere auch bei Niederkünften in fürstlichen Häusern.<br />

Wiederholte Urlaubsgesuche für z. T. längere Aufenthalte in den jeweiligen Residenzen<br />

weisen auf eine Tätigkeit im Hause des Fürsten von Waldeck 1273, des Grafen<br />

zu Stolberg 1274 und des Erbprinzen von Schaumburg-Lippe 1275 hin. Seine Tätigkeit<br />

in Arolsen trug Osiander den Titel eines Fürstlich Waldeckschen Hofrats<br />

ein. 1276<br />

Da die Ernennung zum o. Professor seine Besoldung nicht verändert hatte, wandte<br />

Osiander sich am 19. 1. 1837 an das Kuratorium mit der Bitte, sein Gehalt von<br />

250 rthlr. zu erhöhen, das ihm 1822 nach dem Tod seines Vaters bewilligt worden<br />

war. Der Betrag reiche eben hin, sein Logis (181 rthlr. 12 gr.) und seine Steuern zu<br />

bestreiten. Seine Praxis habe sich aus verschiedenen Gründen verschlechtert. Da<br />

er über keine weiteren Einnahme als akademischer Lehrer verfüge, sei er genötigt,<br />

aus den Erträgen der schriftstellerischen Arbeit und seinem kleinen Vermögen zu<br />

leben. Demnach hatte Osiander wegen seines weitgehenden Rückzugs aus der<br />

Lehre keine nennenswerten Einnahmen aus diesem Bereich. Das Kuratorium hat<br />

dem Gehaltswunsch nicht entsprochen. Erst für das Jahr 1840 verzeichnet die<br />

Personalakte eine außerordentliche Remuneration von 150 rthlr., an die sich noch<br />

im selben Jahr die Genehmigung einer Gehaltszulage von 200 rthlr. anschloss. 1277<br />

Osianders Dankesbrief vom 29. 9. 1840 enthält eine knappe, schonungslose Lebensbeichte,<br />

in der er entscheidende Determinanten seines Lebensweges andeutet<br />

1273 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bll. 46, 50, 52, 61 und 85.<br />

1274 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bll. 102 und 109.<br />

1275 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bll. 79, 104 und 106.<br />

1276 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 54.<br />

1277 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bll. 70-74.- Es fällt auf, dass Osiander die Möglichkeiten von Rezensionen<br />

in den Göttingischen gelehrten Anzeigen selten genutzt hat [Fambach (wie Anm. 109), S. 489].

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