10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

502<br />

� Nachrichten von Wien über Gegenstände der Medizin, Chirurgie und Geburtshülfe,<br />

von Dr. Johann Friedrich Osiander, außerordentlichem Professor der Medizin<br />

zu <strong>Göttingen</strong>. Tübingen 1817. [XVI + 279 S.]<br />

In dieser Publikation informiert Osiander umfassend über den Wissenschaftsstandort<br />

Wien: von der örtlichen Literatur und den Sammlungen bis zu den von<br />

ihm bewerteten Lehr- und Kurmethoden. 1265 Osianders ausgeprägte Reisefreudigkeit<br />

lässt sich 1817 in einem ersten Urlaubsantrag für eine wissenschaftliche Reise<br />

nach Berlin über Jena und Halle ablesen. 1266 Als Privatdozent hatte er sich frei<br />

bewegen können, als Professor musste er von nun an Anträge auf Beurlaubung<br />

stellen.<br />

Am 7. 3. 1822 wandte sich Osiander sen. an das Kabinettsministerium mit der<br />

Mitteilung, dass er wegen seiner Bettlägerigkeit zu allen Geschäften unfähig und<br />

eine Besserung nicht abzusehen sei. Wegen des Lehramtes und des Entbindungshospitals<br />

seien daher nach seiner 30jährigen Amtszeit Entscheidungen zu treffen.<br />

Osiander schlug vor, seinen Sohn ihm in beiden Funktionen zu adjungieren und<br />

ihm dazu ein angemessenes Gehalt auszusetzen, damit er ohne Sorgen leben könne.<br />

Neben dem theoretischen und praktischen Unterricht habe er seit zehn Jahren<br />

unter seiner Anleitung – und auch in seiner Privatpraxis – die schwersten Entbindungen<br />

glücklich besorgt und daneben nützliche Arbeiten im hiesigen Museum<br />

verrichtet. Zwei vorteilhafte auswärtige Rufe nach Halle und Marburg habe er aus<br />

Anhänglichkeit an die Georgia Augusta abgelehnt. Mein Sohn ist nach meiner Überzeugung<br />

und Erfahrung den bey diesem Institute vorfallenden Geschäften vollkommen gewachsen.<br />

1267 Das Kuratorium entsprach am 16. 3. 1822 dem Antrag nur zum Teil, indem<br />

es bis auf weiteres das jährliche Gehalt des Sohnes auf 250 rthlr. festsetzte. 1268<br />

Als aber der Vater noch im selben Monat starb, war das Kuratorium nicht bereit,<br />

sich dem väterlichen Urteil über die Fähigkeiten des Sohnes mit allen erbetenen<br />

Konsequenzen anzuschließen. Zwar übernahm der junge Osiander interimistisch<br />

die Direktion der Entbindungsanstalt, aber nach rund einem Jahr eröffnete ihm<br />

das Kuratorium am 11. 2. 1823, dass er sich Ostern dieses Jahres auf eine Änderung<br />

einstellen müsse. Er habe das Hospital mit allem, was dazu gehöre, demjenigen<br />

zu übergeben, welchem das Kuratorium die Direktion übertragen werde.<br />

Auch habe er die Wohnung des Direktors im Hospital zur Verfügung zu stellen,<br />

sobald dieses verlangt werde. In einer Beschlussvorlage für den König heißt es,<br />

dass es Osiander nicht an Kenntnißen und Geschicklichkeiten, wohl aber an den sonstigen<br />

Erfordernissen eines Directors fehle, ohne diese näher zu umreißen. Das Kuratorium<br />

erleichterte Osiander junior den Abschied von der Direktion des Instituts durch<br />

1265 Rezension in: GGA 1817, S. 1482-1484.<br />

1266 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 22. – Eine erste private Reise zu einem zweimonatigen Verwandtenbesuch<br />

in Württemberg erfolgte 1819 (UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 24).<br />

1267 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 25 f.<br />

1268 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 27. – Ein Bericht des Prorektors Bergmann über die Vermögensumstände<br />

des Erblassers Osiander sen. und eine Einschätzung der Situation des jungen Osiander angesichts<br />

der Berufung eines Dritten befindet sich in Bergmanns Nachlass (UAG: Kur 3. n, Bl. 264).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!