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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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das Wort zu ergreifen. Wie andere medizinische Privatdozenten war Osiander<br />

auch als niedergelassener Arzt und Geburtshelfer tätig. 1257<br />

Als Osiander sen. nach der politischen Wende am 10. 5. 1814 das hannoversche<br />

Kuratorium bat, seinen Sohn in dessen während der westphälischen Zeit verfügten<br />

Funktionen zu bestätigen, hob er in seinem Antrag hervor, dass sein Sohn im<br />

Museum bereits zwei Sommer auf die Erstellung des Katalogs und das Arrangement<br />

der Ausstellungsstücke verwandt habe. Seine guten französischen Kenntnisse<br />

seien ihm bei der Führung der durchreisenden Fremden sehr zustatten gekommen.<br />

Osianders Funktionen im Museum lassen vermuten, dass er über eine ungewöhnliche<br />

naturhistorische Bildung verfügte. 1258<br />

In seinem Antrag vom 10. 5. 1814 spiegelt Osiander sen. rückblickend die frühen<br />

Studienjahre seines Sohnes und erwähnt dabei, dass er seinen Sohn von Jugend<br />

auf zum medizinischen und obstetricischen Studium erzogen habe. Wie andere<br />

Gewerbe auch versuchten einige aus der Professorenschaft sich in der Vererbung<br />

des Berufs. Der Wunsch von Osiander sen., dem Sohn die Nachfolge in der eigenen<br />

Stellung anzubahnen, ist unüberhörbar. Er weist darauf hin, dass sein Sohn<br />

die Tätigkeiten am Museum unentgeltlich verrichte, doch seien ihm eine vorteilhafte<br />

Anstellung und der Charakter eines ao. Professors der Medizin versprochen<br />

worden. Daher bat Osiander abschließend, seinem Sohn zur Aufmunterung den<br />

Charakter eines ao. Professors und ein Stipendium für eine Reise nach London im<br />

künftigen Winter zu erwirken. 1259<br />

In seiner Stellungnahme für das Kabinettsministerium trat der Kurator von Arnswaldt<br />

für die Ernennung zum ao. Professor ein. Sein günstiges Urteil über Osianders<br />

Qualifikation wurde offensichtlich stark von Blumenbach beeinflusst. Zur<br />

weiteren Begründung wies der Kurator auf den alternden Vater und dessen anhaltende<br />

Kränklichkeit hin. Das Kuratorium befürchtete offensichtlich, das bedeutende<br />

Hospital könne angesichts einer längeren Erkrankung des Institutsdirektors<br />

Schaden nehmen. Nach von Arnswaldts gutachtlicher Meinung könne aber mit<br />

der Ernennung zum Professor kein Anspruch auf die Nachfolge des Vaters verbunden<br />

werden. 1260 Georg IV. stimmte am 24. 11. 1815 der Ernennung zum ao.<br />

Professor zu, wobei es vor jetzt noch auf einen Gehalt nicht ankommt. 1261<br />

Die Antrittsvorlesung des jungen Professors fand nicht statt. Am 15. 11. 1816<br />

ersuchte Osiander das Kabinettministerium, ihn von dieser Verpflichtung zu entbinden.<br />

Vergleichbare Dispensanträge sind selten und führen dann manchmal<br />

Probleme mit der obligatorischen lateinischen Sprache als Begründung an. Osianders<br />

Argumentation verweist demgegenüber auf eine für einen akademischen<br />

Lehrer problematische psychologische Hemmung:<br />

1257 UAG: Sek 315, Bl. 142.<br />

1258 Abbildung des Akademischen Museums bei Oberdiek (wie Anm. 83), S. 30.<br />

1259 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 7 f.<br />

1260 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 10 f.<br />

1261 UAG: Kur 4. IV. b. 45, Bl. 14.

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