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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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498<br />

� Bemerkungen über die französische Geburtshülfe, nebst einer ausführlichen Beschreibung<br />

der Maternité in Paris. Von Johann Friedr. Osiander, Dr. Privat-<br />

Docent, Assessor der Königl. Societät der Wissenschaften daselbst, Correspondent<br />

der Erlanger physikalisch-medicinischen Gesellschaft, der Société médicale<br />

d´émulation zu Paris und der Société de médicine practique zu Montpellier.<br />

Hannover, bei den Brüdern Hahn 1813. [XII + 308 S.]<br />

Seine Freundschaft mit Jean-Louis Baudelocque (1745-1810), dem herausragenden<br />

Gelehrten der Entbindungskunst in Europa, hatte Osiander jun. den Besuch<br />

der Maternité ermöglicht, die den studierenden Ärzten in der Regel nicht zugänglich<br />

war. 1248 In diesem kombinierten Findel- und Gebärhaus von Paris nahm die<br />

erste Einrichtung jährlich 4 000 Findlinge auf. Täglich wurden dort zehn bis zwölf<br />

Kinder beim Portier anonym abgegeben. Im Gebärhaus mit seinen 82 Betten<br />

fanden pro Jahr etwa 1500 Geburten statt. Demgegenüber wurden im Göttinger<br />

Accouchierhaus jährlich nur 20 bis 50 Frauen entbunden. Das Pariser Gebärhaus<br />

bestand erst seit etwa 16 Jahren. Es bildete u. a. mehr als 100 Hebammen jährlich<br />

aus. Dies waren vornehmlich junge unverheiratete Frauen, während in Deutschland<br />

ältere Frauen bevorzugt wurden. Osiander beschränkte sich in seinen Bemerkungen<br />

aber nicht auf die Pariser Maternité. In den Abschnitten II und III des<br />

Berichtes folgen Angaben über die französische Geburtshilfe und den geburtshilflichen<br />

Unterricht in Paris und Frankreich überhaupt. 1249<br />

Nach seiner Rückkehr aus Paris im Jahre 1810 hielt Osiander vor der Göttinger<br />

Sozietät der Wissenschaften einen Vortrag über die merkwürdige Krankengeschichte<br />

eines Harn- und Bluterbrechens bei unterdrückter Urin- und Menstruations-Ausleerung,<br />

die er im Hospital de la Charité zu Paris hatte beobachten können.<br />

Zur Erklärung zog er verschiedene physiologische und pathologische Prinzipien<br />

heran und erörterte analoge und partiell übereinstimmende Parallelfälle. 1250 Dieser<br />

Vortrag hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass Osiander die Funktion eines<br />

Assessors der Sozietät der Wissenschaften übertragen wurde. 1251<br />

Nach einem Bericht des Vaters hatte der junge Osiander von seinem verehrten<br />

Lehrer Blumenbach eine besondere Liebe für die Naturgeschichte und die vergleichende<br />

Anatomie übernommen. Die Funktion als Assessor bot Osiander die<br />

Möglichkeit, diesen Interessen nachzugehen. Osiander sollte aber vor allem Blumenbach<br />

in zwei Aufgabenbereichen entlasten: einmal hatte er lt. einer Verfügung<br />

1248 Zu Baudelocque vgl. Herschkorn-Barnu, Paule: Wie der Fötus einen klinischen Status erhielt.<br />

Bedingungen und Verfahren der Produktion eines medizinischen Fachwissens, Paris 1832-1848. In:<br />

Duden u. a. (wie Anm. 98), S. 173-176.<br />

1249 Rezension in: GGA 1813, S. 665-672.<br />

1250 GGA 1810, S. 769.<br />

1251 GGA 1810, S. 1603 (8. 10. 1810). – Im Hof- und Staats-Kalender 1812 (wie Anm. 68) ist folgendes<br />

Personal bei der Ersten Sektion der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu <strong>Göttingen</strong> –<br />

und zwar bei deren Erster Klasse (physikalische Wissenschaften) – verzeichnet: Als Mitglieder sind<br />

Richter, Blumenbach, Osiander sen., Himly, Schrader, Stromeyer, von Crell, Hausmann und als<br />

Assessor ist Osiander jun. aufgeführt.

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