10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

916<br />

32. Epilog<br />

Ein Kapitel blieb ungeschrieben:<br />

Der unbekannte, weil unerhörte<br />

Göttinger Privatdozent<br />

Stellvertretend sei hier ein prominenter Anwärter genannt: Arthur Schopenhauer.<br />

Er schrieb sich 1809 an der Georgia Augusta als Medizinstudent ein und soll bereits<br />

damals von einem Pudel begleitet gewesen sein, der auf einem Bärenfell zu<br />

ruhen pflegte und jeweils Atma (Weltseele) hieß. Nach seinem 1811 anschließenden<br />

Studium in Berlin, wo Fichte und Schleiermacher ihn enttäuschten, und nach<br />

einer längeren Auszeit entschloss Schopenhauer sich 1819 zu einer Habilitation,<br />

um den Weg in die später von ihm heftig kritisierte Universitäts-Philosophie einzuschlagen.<br />

Er zog die drei Universitäten in Berlin, Heidelberg und <strong>Göttingen</strong> in<br />

Betracht. Die letzte war seine erste Wahl, und Schopenhauer erfragte hier bei<br />

seinem früheren Lehrer, dem Naturwissenschaftler und Mediziner Johann Friedrich<br />

Blumenbach, seine Chancen. Dieser räumte ihm keine großen Aussichten ein.<br />

Es bestand nach dessen Einschätzung kein Bedarf für einen andern Vortrag der Philosophie.<br />

Die Göttinger Nachfrage werde von den Professoren G. E. Schulze (Aenesidemus-Schulze),<br />

- der Schopenhauer nach seinen eigenen Worten zur Philosophie erweckt<br />

hatte, - und durch F. Bouterwek befriedigt. Schopenhauer stellte daraufhin<br />

seinen Habilitationsantrag bei der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin<br />

Er traf hier auf seinen späteren Intimfeind Hegel und dessen Philosophie des<br />

absoluten Unsinns. Schopenhauer wurde habilitiert aber scheiterte rasch als Privatdozent.<br />

Schopenhauers Anfrage trug nicht dazu bei, die Galerie der Göttinger Privatdozenten<br />

zu bereichern, aber in seinem Brief an Blumenbach hat der exzellente<br />

Schriftsteller Schopenhauer uns seinen literarischen Maßstab für eine wissenschaftliche<br />

Publikation hinterlassen, wobei vergleichsweise der Göttinger Zwieback<br />

zu ungewöhnlichen Ehren kam:<br />

Ein Buch muss daher, wie Göttinger Zwieback,<br />

so eingerichtet seyn, dass es sich eine gute Weile halten kann,<br />

darf aber nicht so trocken seyn. 2600<br />

2600 Gwinner, Wilhelm von: Schopenhauers Leben. Leipzig 31910, S. 168 bzw. 150-152. – Hübscher,<br />

Angelika (Hg.): Arthur Schopenhauer. Leben und Werk in Texten und Bildern. it 1059. Frankfurt<br />

1989, S. 85-92, 123 und 292. – Schopenhauer, Arthur: Über die Universitäts-Philosophie. Bibliothek<br />

des skeptischen Denkens. 2003, S. 61 u. ö.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!