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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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906<br />

war auch der Autor Kern mit seinen abstrakten hinterfragenden philosophischen<br />

Entwürfen für Verleger ein Risiko. Einen Rückhalt unter den philosophierenden<br />

Kollegen am Ort scheint er nie besessen zu haben. Ein spekulativer Philosoph<br />

passte nicht zum Göttinger Wissenschaftsstil, zumal wenn er ortsübliche Verkehrsformen<br />

nur bedingt respektierte. <strong>Göttingen</strong> war in den ersten eineinhalb<br />

Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kein Pflanzgarten der Philosophie. Von den neun<br />

Privatdozenten, die Ebel in seinem Catalogus mit der Fachangabe Philosophie für<br />

diesen Zeitraum verzeichnet, hat nur Herbart eine Universitätsprofessur in diesem<br />

Fach an einer deutschen Universität erreicht, aber er kam als schon „gestandener“<br />

Philosoph nach <strong>Göttingen</strong>. 2570 Die Karriere prominenter Professoren dieses Faches<br />

zeigt auch an andern Universitäten, wie schwierig ein Lehrstuhl in der Philosophie<br />

erreichbar war: Kant erhielt mit 46 Jahren seine Königsberger Professur,<br />

Hegel war ebenfalls in diesem Alter als er bei seinem zweiten Anlauf 1816 den Ruf<br />

nach Heidelberg erhielt, Fichte war 1794 bei Antritt seiner Jenaer Professur 32<br />

Jahre alt. Kant, Hegel, Fichte, Schelling und Herbart haben auf ihrem Weg zu<br />

einem ordentlichen Lehrstuhl ein mehr oder minder langes Intervall als Hauslehrer<br />

eingelegt. Der nicht unbegüterte Schopenhauer meinte die Unterwürfigkeit der<br />

maßgebenden – und von ihm verfehmten – Universitätsphilosophen seiner Zeit auf<br />

dieses Faktum zurückführen zu müssen, wobei er den verehrten Kant natürlich<br />

ausnahm. 2571<br />

Der frühere Privatdozent Magister Wilhelm Ludwig Peter Kern starb – unverheiratet<br />

– am 4. 1. 1834 im Alter von etwa 57 Jahren in <strong>Göttingen</strong>. 2572<br />

31. 2. Magister Frhr. G. A. von Seckendorf alias<br />

Patrik Peale – ein ruheloser Künstler und Weltbürger<br />

Gustav Anton, Freiherr von Seckendorf(f) [Nr. 31], hatte 1812 bei seiner Göttinger<br />

Promotion mit seinen 37 Jahren bereits einen vielseitigen Lebenslauf als Beamter,<br />

Künstler und Schriftsteller hinter sich. Unter dem Pseudonym Patrik Peale<br />

war er dem gebildeten Publikum durch seine Kunstreisen diesseits des Atlantiks ein<br />

bekannter Künstler, aber er hatte auch jenseits des Ozeans in der Neuen Welt ein<br />

interessiertes Publikum gefunden. Sein Leben passt daher in kein gängiges akade-<br />

2570 Vgl. Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S. 135 und 136. Dort Nr. 75: Stephan August Winckelmann;<br />

Nr. 77: Johann Friedrich Herbart; Nr. 85: Christian Heinrich Friedrich Holle; Nr. 88: Wilhelm Kern;<br />

Nr. 90: Ernst Friedrich Wenzel; Nr. 97: Ernst Schulze; Nr. 98: Gustav Anton Frhr. von Seckendorf; Nr.<br />

100: Karl Sieveking und G. F. A. Münnich (Wilhelm Jerzy). – In dieser Zeit gab der ao. Philosophie-<br />

Professor Johann Christian Daniel Wildt auf, der 1817 als Münzbuchhalter in Hannover eine Anstellung<br />

erhielt [Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S. 122, Nr. 50]. Zum PD E. Stiedenroth, der schließlich<br />

an der Universität Berlin sein Glück versuchte, vgl. oben S. 306.<br />

2571 Kühn (wie Anm. 392), S. 223. – Hosfeld, Rolf: Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Berlin 1988, S.<br />

94 f. – Schuffenhauer (wie Anm. 539), S. 33 f.<br />

2572 Vgl. Ev. Kirchenbuchamt <strong>Göttingen</strong>: St. Johannis 1772-1839. Kern lebte damals im Haus Nr.<br />

700 (zeitgenössische Zählung). – Schopenhauer (wie Anm. 1036), S. 93 f.

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