10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

900<br />

� Metamathematik. <strong>Göttingen</strong> 1804.<br />

� Analyse des Grundes der kritischen Transzendentalphilosophie, von W. Kern.<br />

Auf Kosten des Verfassers, in Kommission bei W. Gräff in Leipzig.<br />

<strong>Göttingen</strong>, 1806. [93 S.]<br />

� Erstes Kapitel aus dem Versuch einer Anthropotetologie. Präliminarien, oder<br />

Grundlegung der Anthropotetologie als Wissenschaft. Zum Behuf der unentgeltlichen<br />

Vorlesung von 1-2 Uhr Mittew. und Sonnab. W. Kern.<br />

<strong>Göttingen</strong>, gedruckt bey J. C. Baier. 1807. [20 S.]<br />

� Frankreich und Rußland oder Doppelherrschaft in Europa.<br />

<strong>Göttingen</strong>, bey Heinrich Dieterich. 1808. [40 S.]<br />

Einige von Kerns Publikationen sind von der moralischen Überzeugung diktiert,<br />

zu Sachverhalten von öffentlichem Interesse, die ihm kritikbedürftig erschienen,<br />

Stellung nehmen zu müssen und zu können. Mit dem Blick eines Außenseiters<br />

scheut er sich nicht, außergewöhnliche Perspektiven gegenüber den umstrittenen<br />

Sachverhalten einzunehmen und rigorose Alternativen zu vertreten, wobei er respektlos<br />

in der Sache und manchmal originell bei der Wortwahl verfuhr. Als Beispiel<br />

soll die folgende Schrift dienen:<br />

� Theorie des (allgemeinen) Völkerrechts von Wilhelm Kern.<br />

<strong>Göttingen</strong>, bei Johann Christian Daniel Schneider. 1803. [152 S.]<br />

Bereits den Titel seiner Schrift hat Kern bezeichnend gewählt. Der Ausgangspunkt<br />

seines prinzipienorientierten Denkens ist das allgemeine Naturrecht und die<br />

dort verankerte vernunftgemäße und sozialethisch bestimmte Hinterfragung geltender<br />

Rechtsnormen bzw. seine Präferenz, bei der lex naturae anzusetzen und von<br />

dort her vernünftige Alternativen zu einem positiven Rechtssystem zu entwickeln.<br />

Kern sperrt sich gegen eine Tendenz der Rechtswissenschaft seiner Zeit, die damals<br />

zur modernen positivistischen Sichtweise des Völkerrechts überging. In dieser<br />

Variante stellte sie weniger auf die hinterfragende Vernunft ab, sondern gründete<br />

stärker auf der positiven Wissensbasis der empirisch gegebenen Verträge,<br />

Gewohnheiten und Analogien und bemühte sich – eher induktiv – musterbildende<br />

Regularien für eine bilaterale Gestaltung der Rechtsverhältnisse zwischen Völkern<br />

und Nationen aufzufinden. 2555 Diese Abkehr vom ius gentium für die ganze<br />

Menschheit wurde in <strong>Göttingen</strong> vor allem durch den herausragenden Völkerrechtslehrer<br />

Professor Georg Friedrich (von) Martens vorangetrieben. Seine nicht<br />

zuletzt von den Diplomaten benutzte Textsammlung, der Recueil de traités ist im<br />

Verlauf von 180 Jahren auf 123 Bände angewachsen und dokumentiert u. a. auch<br />

die bleibende Pionierleistung von Martens für die Lehre des Völkerrechts. 2556<br />

Gegenüber den widerstreitenden Tendenzen des Völkerrechts seiner Zeit bezog<br />

Kern in der Vorrede seines (allgemeinen) Völkerrechts kritisch Position:<br />

2555 Zieger, Gottfried: Die ersten hundert Jahre Völkerrecht an der Georg-August-Universität <strong>Göttingen</strong>:<br />

Vom Ius naturae et gentium zum positiven Völkerrecht. In: Loos (wie Anm. 1411), S. 32-74<br />

und Rauschning, Dietrich: Georg Friedrich von Martens (1756-1821) Lehrer des praktischen Europäischen<br />

Völkerrechts und der Diplomatie zu <strong>Göttingen</strong>. In: Ebd. S. 123-145.<br />

2556 Rauschning (wie Anm. 2555), S. 138 f.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!