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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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31. Zwei Aussteiger<br />

Unter diesem Etikett werden zwei Privatdozenten zusammengeführt, die zwar den<br />

Ausstieg aus der Göttinger Privatdozentur und soziale Anpassungskrisen gemeinsam<br />

haben, die sich aber in der Farbigkeit und Dramatik ihrer Lebensläufe unterscheiden.<br />

Frhr. A. G. von Seckendorf ist der einzige unter den 32 Privatdozenten<br />

dieser Stichprobe, der sich auf den Weg in die Neue Welt machte. Sein Lebenslauf<br />

ist durch Brüche gekennzeichnet. Er führte ihn in hohe Staatsämter, aus denen er<br />

auf eigenen Wunsch im Dissens ausschied. Als mimischer und dramatischer<br />

Künstler machte er sich danach auf Kunstreisen in Europa einen Namen. Sein<br />

später Einstieg in eine Göttinger Privatdozentur erwies sich rasch als wenig tragfähige<br />

Grundlage, um seine vielköpfige Familie zu ernähren und seinen stärker<br />

künstlerisch orientierten Ansprüchen zu genügen. Das kurze Göttinger Intermezzo<br />

trug aber vermutlich dazu bei, ihm den Weg zu einer Professur am Carolinum<br />

in Braunschweig zu öffnen. Hier hielt es ihn nur wenige Jahre. Auf seiner zweiten<br />

Reise in die Neue Welt ging er schließlich elend zugrunde.<br />

Wilhelm Kerns Leben blieb dagegen bei aller Aufmüpfigkeit im akademischen<br />

Rahmen und spielte sich auf dem Göttinger Parkett ab. Sein Zweitstudium der<br />

Philosophie führte ihn auf eigenbrötlerischen Wegen auf die abstrakten Höhen<br />

der spekulativen Philosophie. Von der Genialität seiner frühen Werke überzeugt,<br />

meinte er in herabsetzenden Weise der Philosophischen Fakultät Bedingungen<br />

für seine Promotion und Habilitation stellen zu können, was ihm eine Klage<br />

der Fakultät und einen energischen Verweis des Universitätsgerichts einbrachte.<br />

Den akademischen Formen Genüge leistend, erhielt er später noch die<br />

Venia. Aber mit dem hochgestimmten Niveau seines Philosophierens überforderte<br />

er offensichtlich auch sein studentisches Publikum, weswegen er 1815<br />

aus dem Felde ging und etwa zwei Jahrzehnte sein Leben auf unbekannte Weise<br />

in <strong>Göttingen</strong> führte und dieses hier beschloss.

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