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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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älteren deutschen Literatur und Sprache – bis zu seiner politisch bedingten Entlassung<br />

– zu kombinieren.<br />

Bei Abwägungen eines Fachwechsels sollte man unter den externen Faktoren auch<br />

die institutionelle Kälte der Universität gegenüber innovativen Regungen in Betracht<br />

ziehen. Ihre vergreisende Professorenschaft verschloss sich in diesen Jahren<br />

weitgehend den mannigfachen weltanschaulichen Bewegungen ihrer Zeit und<br />

ihrer Studentenschaft. Mit seinem altphilologischen Lehrer Welcker verließ Hoffmann<br />

aus Fallersleben 1819 die Georgia Augusta, enttäuscht von ihrer Professorenschaft<br />

notierte er:<br />

Kalte, vornehme Leute, verkommen in lauter Gelehrsamkeit, ohne Vaterland, Menschen<br />

an denen spurlos die ganze Weltgeschichte vorübergegangen war – das sollten<br />

meine Lehrer sein. Sie konnten mich nicht erbauen, begeistern und erquicken. Ich fühlte<br />

recht, daß ich auch hier im Lande der hannöverschen Restauration war. 2515<br />

Der überaus junge Nachfolger Welckers, Carl Otfried Müller, der mit 21 Jahren<br />

1819 den Ruf auf seine Stelle erhielt, fand es angesichts des Göttinger Professorenschlags<br />

geboten, an seiner neuen Wirkungsstätte vorsichtig aufzutreten:<br />

Doch muss man sich hier gewaltig in Acht nehmen, nicht für einen Mystiker zu gelten,<br />

da der alte Göttingsche Professorenschlag unter dem Namen Mysticismus alles<br />

mög[liche] Naturphilosophie, romantische Poesie, neue Theologie, höhere Geschichtsforschung,<br />

symbolische Mythologie u. s. w. in einen Topf wirft und in den Ausguß schüttet.<br />

2516<br />

Auch die romantische Poesie wurde auf diese Weise entsorgt.<br />

Letzten Endes traf aber nicht die Universität sondern die sich wieder etablierende<br />

Landesregierung die Entscheidung über Schulzes Anstellung als Professor. Als<br />

Schulze 1814 den militärischen Dienst im Norden des Landes quittierte, sprach er<br />

auf dem Rückweg in Hannover vor, doch nahm ihm Rehberg alle Hoffnung auf<br />

eine Professur. 2517 Im November 1814 verfasste Schulze bei einem Besuch des<br />

Herzogs von Cambridge in <strong>Göttingen</strong> auf Bitten des städtischen Magistrats und<br />

der Studenten zwei Gedichte. Er wurde daraufhin auf Verlangen des Herzogs<br />

diesem – neben den Professoren – auf der Universitätsbibliothek vorgestellt. 2518<br />

Bei einem 14tägigen Aufenthalt Schulzes in Hannover während des Monats Mai<br />

1815 hörte er aber zu seinen Anstellungswünschen nur hinhaltende Versprechungen.<br />

2519 Angesichts der politisch instabilen Situation und der noch immer ausstehenden<br />

Entscheidung über die Nachfolge Heynes war die Landesregierung wahrscheinlich<br />

besonders zurückhaltend eine Anstellung zu beschließen. Schulzes<br />

Fachkollege, der Privatdozent Dr. Tölken [Nr. 30], der im Herbst des Vorjahres<br />

2515 Gerstenberg (wie Anm. 2515), Bd. 8, S. 301.<br />

2516 Kern/Kern: C. O. Müller (wie Anm. 1123), S. 54 f.<br />

2517 Marggraff (wie Anm. 2418), S. 256.<br />

2518 Marggraff (wie Anm. 2418), S. 262 f.<br />

2519 Marggraff (wie Anm. 2418), S. 208.

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