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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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Gottlieb Welckers im Jahre 1816 in diesem Jahre noch weitere drei Professoren<br />

(Mitscherlich, Dissen und Wunderlich) und fünf weitere Privatdozenten tätig, die<br />

zumeist fachlich hoch qualifiziert waren und in der Regel entsprechende Publikationen<br />

vorweisen konnten: Kirsten [Nr. 21], Fiorillo [Nr. 23], Lünemann [Nr. 26],<br />

Mahn [Nr. 29] und Bauermeister [Nr. 3]. Schulze konnte nur auf sein deutschsprachiges<br />

poetisches Werk verweisen: einen Band gedruckter Gedichte und einen<br />

Manuskriptstapel von Versepen. Gedruckte Publikationen (alt)-philologischer<br />

Provenienz zur Sprache und Literatur der Römer oder Griechen war er mit seiner<br />

ganz andern Prioritätensetzung seit seiner Habilitationsschrift der Gelehrtenwelt<br />

schuldig geblieben.<br />

Es ist nicht mehr zu klären, warum Schulze angesichts dieser Situation nicht die<br />

Freiheiten eines Privatdozenten nutzte, um z. B. Lehrangebote im Bereich der<br />

deutschen Sprache und Literatur anzukündigen, wie dies etwa durch den Bibliothekar<br />

und ao. Professor Georg Friedrich Benecke, einem Vorläufer J. Grimms in<br />

der älteren Germanistik, und vereinzelt durch Schulzes Kollegen, den Gymnasialdirektor<br />

Kirsten [Nr. 21] z. B. im SS 1812 geschah:<br />

� Eine Anleitung zur Kenntniß der älteren Deutschen Literatur und zum vollkommenen<br />

Verstehen der besonders aus dem Schwäbischen Zeitalter übrigen Gedichte<br />

gibt Hr. Prof. Benecke privatissime.<br />

� Zum Privat-Unterricht in der Deutschen Sprache erbietet sich Hr. Director M.<br />

Kirsten. 2512<br />

Schulzes Freund Karl Lachmann nutzte Beneckes Lehrangebot, um neben seiner<br />

altsprachlichen Kompetenz einen Schwerpunkt in der altdeutschen Literatur zu<br />

entwickeln. Nach seiner Göttinger Habilitation beantragte er an der Universität<br />

Berlin die Lehrberechtigung für die römische, griechische und altdeutsche Literatur<br />

und stellte sich an seiner neuen Universität mit einer Vorlesung über die ursprüngliche<br />

Form des Nibelungenliedes vor. 2513<br />

Vermutlich fehlte Schulze angesichts der Belastungen durch seine poetische Produktion<br />

und wegen seiner schwindenden Gesundheit die Kraft für einen fachlichen<br />

Seitenwechsel, vielleicht hat dem um seine Karriere nicht sonderlich besorgten<br />

Poeten aber auch nur ein guter Rat gefehlt, wie er August Heinrich Hoffmann<br />

(von Fallersleben) zuteil wurde, der 1816 sein Studium an der Georgia Augusta<br />

aufnahm. Als dieser Student der Klassischen Philologie im September 1818 auf<br />

den Spuren Winkelmanns forschend die Kasseler Bibliothek aufsuchte, stellte ihm<br />

deren Bibliothekar Jacob Grimm die Frage: Liegt Ihnen Ihr Vaterland nicht näher? 2514<br />

Er regte damit beim jungen Hoffmann einen Fachwechsel an, der diesem später<br />

erlaubte, die Rollen als Poet in seiner Muttersprache und eines Professors der<br />

2512 GGA 1812, S. 472.<br />

2513 Vgl. oben Seite 526.<br />

2514 Heinrich Gerstenberg (Hg.): Hoffmann`s von Fallersleben Gesammelte Werke, 8 Bände, Berlin<br />

1890-93. Darin: Mein Leben in Bd. 7 und 8, Berlin 1892, hier Bd. 7, S. 66. – <strong>Tütken</strong>: Opposition (wie<br />

Anm. 702), S. 230-238.

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