10.12.2012 Aufrufe

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

876<br />

Leb` wohl, du meine zarte Liebe!<br />

Wenn man mich auch doch bald begrübe !<br />

Auf der Rückseite des Grabsteins wurde unter dem Symbol einer knospenden<br />

Rose ein Vers von Ernst Schulze eingemeißelt. 2472<br />

Am 21. 12. 1812 schreibt Schulze:<br />

Ich bin krank. An Cäciliens Sterbetage habe ich Blut ausgeworfen, aber es hat sich<br />

bald gegeben. Nur huste ich unaufhörlich […] Es wird wohl vorübergehen. 2473<br />

Warnende Symptome seiner eigenen Anfälligkeit für die Schwindsucht sollte<br />

Schulze in seinen letzten Lebensjahren noch öfter beiseite schieben. Er rauchte<br />

unmäßig, und der völlig unzureichende Stand des medizinischen Wissens um die<br />

Erreger der Tuberkulose hatte Schulze unbedenklich den Löffel benutzen lassen,<br />

mit dem Cäcilie ihre Medizin zu sich nahm. 2474<br />

30. 5. 5. Die poetischen Werke: die Gedichte und die großen Versepen<br />

Während der Großteil des poetischen Werks von Schulze erst posthum erschien,<br />

konnte er seine frühen Gedichte im Jahr nach Cäciliens Tod noch selbst herausgeben<br />

und sich am durchweg positiven Echo seiner Leserinnen und Leser freuen:<br />

� Gedichte von Ernst Schulze. <strong>Göttingen</strong>, bey Heinrich Dieterich. 1813.<br />

[XII + 388 S.] 2475<br />

Der Band ist seinem Mentor zugedacht: Meinem verehrungswürdigen Lehrer und Freunde,<br />

dem Herrn Professor Bouterwek als ein Zeichen der Dankbarkeit und Hochachtung gewidmet.<br />

Elegien, Episteln und Vermischte Gedichte sind die drei Teile des Bandes überschrieben.<br />

In der straff geschriebenen Einleitung legte Schulze Wert auf die Feststellung,<br />

als Verfasser eigene Wege gegangen zu sein und sich nicht als Nachahmer<br />

anderer betätigt zu haben; wobei er sich sowohl von Goethe als auch von der<br />

Antike absetzte. Als kosmopolitisch denkender und formbewusster Poet tadelte er<br />

dichtende Zeitgenossen deutschtümelnder Art:<br />

Ueberall redet man von Deutschheit und fröhnt doch mehr wie je den fremden Götzen.<br />

Nur das Gestaltlose und noch häufiger das Ungestaltete wird als Gemüth gepriesen.<br />

Eine Erläuterung wendet er dem Poem Musikalische Fantasie zu: Die Veranlassung<br />

gab die so genannte chromatische Fantasie von Sebastian Bach, einem Künstler, den die einsichtsvollsten<br />

Beurtheiler für den größten Harmonisten aller Zeiten anerkennen. Schulze bat<br />

um Nachsicht mit diesem Gedicht, weil die Tonkunst zu mystisch für die klare Anschauung<br />

ist. Schulzes Gespür für die Musikalität in seinem poetischen Wirken und seine<br />

2472 Draws-Tychsen (wie Anm. 2415), S. 192.<br />

2473 Marggraff (wie Anm. 2418), S. 166.<br />

2474 Marggraff (wie Anm. 2418), S. 20 und 115.<br />

2475 Der Band enthält auch die Vertonung des Gedichtes Romanze durch Schulzes Freund, den Privatdozenten<br />

J. N. von Wen(n)ing-Ingenheim. – 1815 konnte Schulze registrieren: Meine Gedichte, die<br />

überall die günstigsten Recensionen erhalten haben, fingen schon an, mich berühmt zu machen [Marggraff (wie<br />

Anm. 2418), S. 262].

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!