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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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da er doch nur eine Disputation liefern muß, und wol schwerlich etwas Beßeres liefern<br />

möchte, wenn er eine andere eingeben sollte. Wir haben ja schon ähnliche dieser Art erhalten.<br />

Vide Doctor Kern et. alii. 2455<br />

Mit der Missachtung oder Vernachlässigung institutioneller Regelungen bestätigt<br />

Schulzes Antragsverfahren ein gängiges Vorurteil über die Weltfremdheit von<br />

Poeten. Als Literat fand er mit seinem Stil und/oder der gedanklichen Struktur<br />

seines Textes keine Gnade vor einem Forum, das einem andern – auf größere<br />

Klarheit ausgerichteten – Geschmackskanon folgte.<br />

Schulze absolvierte die Disputation am 30. 11. 1811, indem er nicht seine Dissertation<br />

sondern öffentlich elf Thesen verteidigte:<br />

� Theses quas consentiente Illustris Philosophorum Ordinis consensu pro summis in<br />

Philosophia honoribus rite adipiscendis die XXX. Mens. Novembr.<br />

MDCCCXI publice defendet Ernestus Conradus Fridericus Schulze Cellensis.<br />

Gottingae typis I. C. Baier, typogr. Acad.<br />

Als Beispiel einer auf Thesen basierenden Inauguraldisputation in der Philosophischen<br />

Fakultät wird Schulzes Thesen-Potpourri im Wortlaut wiedergegeben:<br />

I. Fabula ex antiquitate sumta, poetis nostri aevi in gravis etiam argumenti<br />

poematibus diis gentilibus uti fas est.<br />

II. Imitatio naturae non est finis, quem poesis sibi proponit.<br />

III. Philosophia Socratica comoediarum scriptoribus maximam utilitatem affert.<br />

IV. Comoedia a Germanis numquam tantum excoli poterit, quantum ab aliis gentibus<br />

factum est.<br />

V. Tragoediae e vita privata sumtae Graecis innotuerunt.<br />

VI. Graeci post Constantinopolim eversam in Italiam fugientes non primum, ut vulgo<br />

fertur, litteras e medii aevi tenebris enuerunt.<br />

VII. Litterarum eligantiarum aurea aetas in Germania jam praeteriit.<br />

VIII. Ex cuiuscunque populi mythologia ingenium nativaque illius indole intelligi potest..<br />

IX. Hesiodi carmina ex diversis sibique repugnantibus plurium poematum partibus<br />

consarcinata sunt.<br />

X. Justinianus imperator auctor Philosophiae Aristotelico-scholasticae exstitit.<br />

XI. Ars medica primam medio aevo lucem offudit. 2456<br />

Wie viele Opponenten bei dieser öffentlichen Disputation auftraten, ist nicht<br />

überliefert. Das Diplom seiner Promotion wurde Ernst Schulze am gleichen Tage,<br />

den 30. 1. 1811, ausgestellt. 2457<br />

2455 UAG: Phil. Dek. 96 (a), Nr. 21. – Zu Wilhelm Kern vgl. das folgende Kapitel 31. 1. – Schulzes<br />

Inauguraldissertation wurde so erfolgreich unterdrückt, dass sie weder in den Fakultätsakten noch in<br />

der Universitätsbibliothek <strong>Göttingen</strong> überliefert ist. – Müller: Vertonungen (wie Anm. 2413), S. 114<br />

bezeichnet die Dissertation und die Thesen der Inauguraldisputation in Unkenntnis ihres Stellenwertes<br />

als zwei kleine lateinische Schriften von Schulze.<br />

2456 UAG: Phil. Dek. 96 (a), Nr. 20.<br />

2457 UAG: Phil. Dek. 96 (a). – Die Formulierung über die erbrachten Prüfungsleistungen lautet: post<br />

exhibita publice privatimque eruditionis variae specimina.

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