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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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Tätigkeit als Privatdozent erweitern. Dabei werden u. a. die in der Regel falschen<br />

Angaben korrigiert, zu denen auch der Pütter die Nachwelt veranlasste, indem er<br />

unrichtige Daten über die Promotion und die Habilitation verbreitete. 2419<br />

Schulzes Rollenkonflikt zwischen Berufung und Beruf, Gelehrsamkeit und Poesie,<br />

Charaktermaske und Selbstrolle, bietet in diesem besondern Fall einen Anlass, die<br />

persönlichkeitsbedrohende Seite von Wissenschaft anzusprechen, wo sie doch in<br />

der Regel für andere Privatdozenten das gesuchte Medium für eine berufliche<br />

Karriere war. Da Schulze in seiner poetischen Besessenheit die Aufgaben eines<br />

Gelehrten hintenan stellte, fehlte ihm die Bereitschaft, wissenschaftliche Herausforderungen<br />

mit andauernder Entschiedenheit für sich zu akzeptieren. Er konnte<br />

weder sich, noch seine studentischen Hörer und vor allem nicht die Landesregierung<br />

davon überzeugen, dass er sich erfolgreich auf der Bahn eines altphilologischen<br />

Gelehrten befand. Sein Scheitern in der halbherzig ergriffenen Rolle eines<br />

Privatdozenten trug auch zur kritischen Zuspitzung seiner letzten Lebensjahre bei.<br />

Sein früher Tod enthob ihn der Aufgabe, einen definitiven Schlussstrich unter das<br />

Kapitel seiner gescheiterten akademischen Karriere zu setzen.<br />

Viele Fragen zu Leben und Werk Ernst Schulzes müssen offen bleiben, weil sein<br />

Nachlass unzugänglich ist und dessen wissenschaftliche Bearbeitung noch immer<br />

aussteht. 2420 Solange wird man auch auf eine angemessene Biographie des kurzen<br />

Lebens von Ernst Schulze und seine literarhistorische Würdigung warten müssen.<br />

30. 5. 1. Kindheit – Jugend – Studium an der Georgia Augusta<br />

Ernst Conrad Friedrich Schulze [Nr. 32] wurde am 22. 3. 1789 in Celle am Großen<br />

Plan 1 geboren, wo sein Vater, Friedrich Ernst Wilhelm Schulze, Bürgermeister<br />

war. Seine Mutter, Christina Johanna Hedwig geb. Lampe, war die Tochter<br />

eines Pastors aus Neustadt am Rübenberge. Sie starb, als ihr zweiter Sohn Ernst<br />

erst zwei Jahre alt war. 2421 Der viel beschäftigte Bürgermeister Schulze hatte mit<br />

seinen drei Frauen insgesamt 18 Nachkommen, was insbesondere die junge dritte<br />

Frau, die ihm 14 Kinder gebar, bei der Erziehung überforderte. Die Mängel der<br />

frühen Erziehung des jungen Ernst zeigten sich in dessen Einstellungen und Verhalten:<br />

Ungefähr bis in mein vierzehntes Jahr wurde ich zu Hause für ein ganz gutmüthiges ,<br />

aber höchst unnützes und zu allen Dingen unbrauchbares Geschöpf gehalten, weil meine<br />

Kleider immer in den ersten Tagen zerrissen, meine Bücher, sobald ich sie erhalten<br />

hatte, verloren waren, weil ich alle Aufträge verkehrt besorgte, nie etwas Neues wußte,<br />

das Rechnen nicht lernen konnte und über keine Sache im gewöhnlichen Leben ver-<br />

2419 Pütter: Gelehrtengeschichte (wie Anm. 20), Bd. 3, S. 174. – Ihm folgte auch Ebel: Catalogus (wie<br />

Anm. 19), S. 136, Nr. 97.<br />

2420 Draws-Tychsen (wie Anm. 2415), S. 8, 185 und 191.<br />

2421 Müller: Vertonungen (wie Anm. 2413), S. 112.

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