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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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858<br />

der hier studierenden Prinzen seit einem Jahr ein Privatissimum gegeben. 2408 Man<br />

könne dies als eine unbewußte Vorübung für den öffentlichen Unterricht an der Universität<br />

ansehen.<br />

Die Fakultät schlug vor, das Ministerium möge eine Aufforderung an Obristleutnant<br />

Greven erlassen, Vorlesungen in den Kriegswissenschaften an der Universität<br />

zu übernehmen. Sie werde aber wohl einer Zustimmung des Militärgouvernements<br />

bedürfen. Ein freiwilliger Eintritt in die Reihe der Privatdozenten sei ihm<br />

durch die Natur seines Postens nicht gestattet. Der vom Kabinettsministerium<br />

befragte General von Linsingen legte aber am 16. 10. 1816 Widerspruch ein. Die<br />

Tätigkeit als Stadtkommandanten sei mit der eines Privatdozenten nicht vereinbar,<br />

womit eine aparte Kombination verhindert wurde. Greven müsse den Dienst als<br />

Kommandant aufgeben und würde seine bisher genossene Pension als Major beibehalten<br />

können. 2409 Dazu war der Stadtkommandant offensichtlich nicht bereit,<br />

denn in den nächsten Semestern nutzte der Privatdozent und ehemalige Fähnrich<br />

Schrader [Nr. 22] die Chance, sein Lehrangebot um kriegswissenschaftliche Veranstaltungen<br />

zu erweitern. 2410<br />

Obgleich Klare 1812 im Verzeichnis der Privatdozenten geführt wird, sollte man<br />

ihn – wie auch seinen Vorgänger Kornett W. Müller – als Sonderfall betrachten.<br />

Wer erst mit 58 Jahren das Magister-Diplom h. c. erhält, macht sich keine Hoffnungen<br />

auf eine Professur und sieht sich nicht als Privatdozent im Sinne des akademischen<br />

Nachwuchses. Klare war ein ehrenhalber graduierter privater Dozent,<br />

den sein Rang als „Privatdozent“ vermutlich über die Exerzitienmeister oder jene<br />

bestallten Privatlehrer hinausheben sollte, die als Lehrer des Französischen, Italienischen<br />

etc. Unterricht in den neueren Sprachen erteilten, aber nicht das Recht<br />

besaßen, als Lehrer der Sprachen wissenschaftliche Vorlesungen zu halten. Man<br />

trug mit seiner Rangerhöhung der traditionellen Dignität seines Lehrgegenstandes<br />

als einer Wissenschaft Rechnung – in Analogie zum Stallmeister der Universität,<br />

der sogar den Professorenrang einnahm, und in Würdigung der Geschichte des<br />

Faches, das über Jahrzehnte von den Mathematikprofessoren der Georgia Augusta<br />

vertreten worden war. Der Status von Klare zeigt andererseits eine Entwicklung<br />

der mathematischen Wissenschaften an, in der die Kriegswissenschaften wie andere<br />

Domänen der angewandten Mathematik vor ihrer Ausgliederung aus der Universität<br />

standen. Wenn Klare vom Dekan der Philosophischen Fakultät in der<br />

Anzeige seines Todes auch als Lektor der Kriegswissenschaften bezeichnet wird, dann<br />

2408 Vgl. oben Seite 543. – Die Vorlesungen von Greven, die er vor jungen Offizieren und Studierenden<br />

gehalten hat, wurden posthum herausgegeben: Vorlesungen über die wichtigsten Zweige der<br />

Kriegs-Wissenschaft gehalten zu <strong>Göttingen</strong> von Fr. Greven Oberst-Lieutnant und Stadt-Kommandant<br />

von <strong>Göttingen</strong>. Mit 12 Steindruck-Tafeln. <strong>Göttingen</strong>, bei Vandenhoeck und Ruprecht.<br />

1831 [1021 S. und 11 Tafeln].<br />

2409 UAG: Kur 4. V. c. 31, Bl. 4 f.<br />

2410 1820 bot ein Premier-Leutnant Cl. Fr. H. Sünkel Veranstaltungen in der Kriegswissenschaft an<br />

(GGA 1820, S. 1460).

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