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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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854<br />

Die Pläne von Münchhausens erwiesen sich aber – insbesondere wegen der ungelösten<br />

Probleme einer praktischen Ausbildung – als nicht realisierbar. 2393 Die<br />

Kriegswissenschaften hatten sich an den Offiziersschulen und Militärakademien<br />

des 17. Jahrhunderts durch ihre Forschung und Lehre in allen Bereichen der<br />

Kriegstechnik derartig komplex entwickelt, dass sie auf der schmalen Basis einer<br />

angewandten Mathematik nicht mehr in die Universitäten integrierbar waren.<br />

Meister hat aber theoretische Vorlesungen in diesem Bereich der angewandten<br />

Mathematik bis zu seinem Tod im Jahr 1788 gehalten. Berichte über den Bau von<br />

Befestigungsanlagen auf dem damals weitgehend kahlen Hainberg zeigen, dass er<br />

und seine Studenten sich um praktische Ergänzungen einer bloßen Theorie bemühten.<br />

2394<br />

Nach Meisters Tod bewarb sich der Ingenieur-Hauptmann Gotthard Christoph<br />

Müller, ein Schüler Kästners, um Meisters Stelle. Sie wurde ihm am 28. 12. 1789<br />

unter Beibehaltung seines militärischen Ranges zugesprochen, wobei er an der<br />

Universität den Rang und die Vorrechte eines ao. Professors für Mathematik und<br />

Militärwissenschaft erhielt. Heyne war erfreut über diese Bereicherung des Lehrkörpers<br />

und ermunterte den neuen Kollegen als Offizier aufzutreten. Es mache<br />

einen ganz andern Eindruck auf die Studenten, daß er als Officier unterrichtet, als wenn er<br />

Professor wäre. Die Selbsteinschätzung der Professoren war noch nicht sehr stark<br />

entwickelt. Heynes Hoffnung war, der Zufluß junger Cavaliere und Officiere müßte dabey<br />

beträchtlich zunehmen, denn keine Universität besitze einen derartigen Mann. G. Ch.<br />

Müller starb vor Michaelis 1803 im Rang eines Ingenieur-Obristleutnant in <strong>Göttingen</strong>.<br />

2395<br />

Wie weiter oben dargestellt, führte die Auflösung der hannoverschen Armee im<br />

Jahre 1803 zwei Angehörige der hannoverschen Kavallerie nach <strong>Göttingen</strong>, wo sie<br />

beide 1804 die Lehrerlaubnis der Philosophischen Fakultät erhielten: Hauptmann<br />

Klare und Fähnrich Wilhelm Müller. 2396 W. Müller hatte 13 Jahre als Kadett bzw.<br />

Kornett im 3. hannoverschen Kavallerie-Regiment gedient. Über die ersten 1 ½<br />

Jahre seiner Tätigkeit an der Georgia Augusta berichtet er in einem Antrag an das<br />

Staatsministerium vom 21. 11. 1805, dass er mit Genehmigung der Philosophi-<br />

2393 Müller, Conrad Heinrich: Studien zur Geschichte der Mathematik insbesondere des mathematischen<br />

Unterrichts an der Universität <strong>Göttingen</strong> im 18. Jahrhundert. Diss. phil. <strong>Göttingen</strong> 1904, S.<br />

76.<br />

2394 Zu Meister vgl. Selle: Universität (wie Anm. 60), S. 98 und S. 125.<br />

2395 Zu G. Ch. Müller vgl. Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S. 122, Nr. 47. Die Philosophische Fakultät<br />

wurde durch ein Reskript der Landesregierung vom 21. 1. 1790 über diese Entscheidung informiert.<br />

Müller erhielt die Rechte und den Rang eines Extraordinarius (UAG: Phil. Fak. III., Bd. 1, S.<br />

125). – Vgl. Frester, Helge E./Behre, Georg W.: Sozialgeschichtliche Facetten universitären Alltags<br />

im <strong>Göttingen</strong> des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Zu einem bisher unbekannten Brief an Lichtenberg.<br />

In: Lichtenberg-Jahrbuch 1991, S. 135-137. – In den Interessanten Bemerkungen (wie Anm. 2072),<br />

S. 101 wird er wegen seiner häufigen Abwesenheit getadelt. Er hatte u. a. den Bau der großen Brücke<br />

in Hameln zu verantworten.<br />

2396 UAG: Phil. Fak. III., Bd. 1, S. 143. – Zu W. Müller vgl. u. a. Ebel: Catalogus (wie Anm. 19), S.<br />

136, Nr. 86.

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