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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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853<br />

mung aller Facultisten. 2390 In der am 7. 10. 1807 ausgestellten Promotionsurkunde<br />

wird als Klares Verdienst hervorgehoben: rei militaris scientia clarissimo. 2391<br />

Mit seiner Ehrung erhielt Klare ohne eine reguläre Promotion und Habilitation –<br />

aber unter minimaler Wahrung der Formen – den Status eines Universitätslehrers<br />

mit dem Auftrag, weiterhin die als unerlässlich angesehenen Vorlesungen in den<br />

Kriegswissenschaften zu halten. Vor allem bei adeligen Studenten der Georgia<br />

Augusta waren neben dem Reiten und Fechten die Wissenschaften und Künste<br />

des Krieges ein standesgemäßes und ständig nachgefragtes Lehrangebot, für dessen<br />

Befriedigung vor allem die Mathematiker zuständig waren. In den Lehrbereich<br />

der angewandten Mathematik fielen nach Kästners einschlägigem Lehrbuch insgesamt<br />

14 Wissenschaften: von der Astronomie, über die Optik bis zur Baukunst<br />

reichend. Mit der Artillerie und der Fortifikation rechnet Kästner auch zwei Kriegswissenschaften<br />

zum Disziplinengefüge der angewandten Mathematik. Galilei hatte<br />

1639 – approximativ – eine Theorie der Flugbahn von Geschossen entwickelt,<br />

und der Gebrauch von Feuerwaffen hatte die Befestigungslehre zu einer Disziplin<br />

der angewandten Geometrie gemacht. 2392<br />

Die Rolle der Kriegswissenschaften an der Georgia Augusta ist kaum untersucht.<br />

Damit Klare nicht als exotische Ausnahme erscheint, wird im folgenden versucht,<br />

seinen Auftritt in eine hier nur grob skizzierte Göttinger Tradition dieses Lehrangebotes<br />

einzufügen – zumal dieses weitgehend von Privatdozenten bestritten<br />

wurde. Für eine dauerhafte und kompetente Vertretung der Kriegswissenschaften<br />

an der Georgia Augusta hat sich ihr Gründungskurator, G. A. von Münchhausen,<br />

in seinen späteren Jahren vergeblich eingesetzt. Er verfolgte die Absicht, nach<br />

dem Vorbild der französischen Kriegsschulen der Georgia Augusta eine Kriegsakademie<br />

anzugliedern und veranlasste 1765 den ao. Professor der Mathematik,<br />

Albrecht Ludwig Friedrich Meister, zu einer einjährigen Studienreise nach Frankreich<br />

und Holland. 1766 informierte dieser im Rahmen eines Vorlesungsprogramms<br />

die Öffentlichkeit über einige Ergebnisse der Reise:<br />

Albr. Ludw. Friedr. Meisters der Weltweisheit Prof. und der Königl. Gesellschaft der<br />

Wissenschaften zu <strong>Göttingen</strong> ausserordentlichen Mitgliedes Abhandlung von dem<br />

Kriegsunterricht und Nachricht von den Königl. Französischen Kriegsschulen. Eine<br />

Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über die Kriegskunst. <strong>Göttingen</strong> bey Victorinus<br />

Bossiegel 1766. [67 S.]<br />

2390 UAG: Phil. Dek. 91, Bl. 10.<br />

2391 UAG: Phil. Dek. 91, Bl. 17. Vgl. auch: UAG: Phil. Fak. III., Bd. 1, S. 146. – Klares Konkurrent,<br />

der Fähnrich Wilhelm Müller, erhielt am 25. 10. 1807 auf seine Schriften hin und nach Erlass des<br />

Examens und der Disputation auf „normalem“ Wege das Magister-Diplom. Dort heißt es zur Begründung:<br />

et in hac literarum universitate doctorem privatum propter rei militaris et mathematum peritiam scriptis<br />

publice editis probatam (UAG: Phil. Dek. 91, Bl. 19).<br />

2392 Anfangsgründe der angewandten Mathematik abgefaßt von Abraham Gotthelf Kästner [...].<br />

<strong>Göttingen</strong> In Verlag der Witwe Vandenhoek 1759, S. 501 ff. und 513 ff. – Pedersen, Olaf: Tradition<br />

und Innovation. In: Rüegg (wie Anm. 130), S. 363-390. Hier: S. 376.

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