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Johannes Tütken - SUB Göttingen - GWDG

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848<br />

Ernst Schulze [Nr. 32] war auch der Schriftsteller Raphael Fiorillo bei dem Versuch<br />

gescheitert, sich von der klassischen Philologie als zünftiger philologischer<br />

Stammwissenschaft zu lösen und daneben eine erfolgreiche literarische Existenz<br />

in der Muttersprache aufzubauen. Kurz vor seinem Tod bewarb sich Fiorillo noch<br />

um eine Privatlehrerstelle in Zarskoje Selo bei Petersburg. Er bedauert in seiner<br />

Bewerbung vom 1. 5. 1816 den seit der Franzosenzeit andauernden Mangel an<br />

auffordernden Anschauungen und eine freudelose Umgebung von Seiten der Natur und des<br />

geselligen Lebens. 2371 Vermutlich täuschte er sich in der Hoffnung, dies an einem<br />

russischen Lyceum erwarten zu dürfen.<br />

Zum letzten Mal kündigte Raphael Fiorillo für das SS 1816 an. 2372<br />

Den Vater traf der frühe Tod seines Sohnes während dieses Semesters schwer. Im<br />

Vorwort des zweiten Bandes seiner Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland<br />

und den vereinigten Niederlanden setzte er dem Verstorbenen ein literarisches Denkmal,<br />

in dem er zunächst seinen tiefen Kummer bekennt,<br />

der mich seit einiger Zeit darnieder drückt, indem ich den Gedanken an den schmerzhaften<br />

Verlust, den ich durch den Tod meines ältesten Sohnes, Wilhelm Johann Raphael<br />

Fiorillo in diesem Jahre erlitten habe, noch immer nicht aus der Erinnerung zu<br />

entfernen im Stande bin. Er war Doctor der Philosophie, und früherhin Secretair unserer<br />

Königlichen Bibliothek, und leistete mir, wie ich schon in der Vorrede zum ersten<br />

Theil erwähnt habe, bei diesem Werke wesentliche Dienste. Seine ausgebreiteten litterärischen<br />

Kenntnisse; seine ausgezeichneten Studien in der Philologie, welche er unter der<br />

Anleitung unsers seel. Heyne machte, seine große Fertigkeit in mehrern Sprachen und<br />

endlich seine Liebe für die schönen Künste, verdienen es wohl, daß ich ihm hier öffentlich<br />

diesen schwachen Beweis meiner väterlichen Liebe und Dankbarkeit darbringe.<br />

<strong>Göttingen</strong>, im September 1816. 2373<br />

Magister Wilhelm Johann Raphael Fiorillo starb am 8. 6. 1816 als Privatdozent im<br />

Alter von 39 Jahren. 2374<br />

2371 Vgl. Schrapel (wie Anm. 2369), S. 504-506 Vermutlich bat Fiorillo K. A. Böttiger um seine<br />

Vermittlung. Mit diesem korrespondierte Fiorillo bereits 1800, als er versuchte, diesen für eine Rezension<br />

seines Herodes Atticus in der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu gewinnen (ebd. S. 503).<br />

2372 GGA 1816, S. 478-480.<br />

2373 Hier zitiert aus dem Reprint: Johann Dominik Fiorillo. Sämtliche Schriften 7. Hildesheim 1997,<br />

S. IX f.<br />

2374 Ev. Kirchenbuchamt <strong>Göttingen</strong>: St. Marien 1794-1823, S. 372. – In seiner Bewerbung vom 1. 5.<br />

1816 gibt er an, im 36. Lebensjahr zu stehen.

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